Mobilität im Wandel

Große Mobilitätsprojekte für Brixen aufgegleist

Dienstag, 12. September 2017 | 09:55 Uhr

Brixen – Gleich zwei große Vorhaben für nachhaltige Mobilität gibt es für das Eisacktal. Sie wurden am 11. September in Brixen vor 200 Interessierten vorgestellt.

Pünktlich, bequem sowie gut vertaktet, umweltfreundlich und preisgünstig soll die Bahn in Südtirol künftig die bessere Alternative zur Fahrt mit dem Privatwagen sein. Dies unterstrichen Landeshauptmann Arno Kompatscher und Mobilitätslandesrat Florian Mussner am 11. September bei einem Infoabend in Brixen, an dem 200 Interessierte teilnahmen. In dieselbe Kerbe schlugen auch die Bezirksgemeinschaftspräsidenten Walter Baumgartner (Eisacktal) und Karl Polig (Wipptal) sowie der Brixner Bürgermeister Peter Brunner, der Direktor der Landesabteilung Mobilität Günther Burger und der Direktor der Südtiroler Transportstrukturen AG (STA) Joachim Dejaco.

„Wir stehen vor einem grundlegenden Wandel der Mobilität – es gilt, die Grundsätze zu ändern, weg vom motorisierten Verkehr hin zu einer nachhaltigen enkelgerechten Mobilität, die Lebensqualität sichert“, unterstrich Landeshauptmann Kompatscher. „Große Mobilitätsprojekte wie die Elektrifizierung der Vinschger Bahn, der Ausbau der Bahnlinie Meran-Bozen oder wie hier die Riggertalschleife und das Mobilitätszentrum sind oft mit großen Investitionen verbunden, deswegen ist es wichtig, sie von Beginn an den Bürgern umfassend vorzustellen“, erklärt der Landeshauptmann. Zentrale Herausforderungen sei es deshalb, Mobilität künftig intelligent zu gestalten, so Kompatscher. „Verkehr soll wo immer möglich vermieden werden, etwa indem wir Wohnmöglichkeiten, Dienste und Arbeit vor Ort anbieten“, betonte er. „So viel Verkehr wie möglich soll auf Bus, Bahn und alternative Verkehrsmittel verlagert werden – zudem müssen wir öffentliche Verkehrsmittel weiter qualitativ verbessern und vernetzen sowie neue Mobilitätsmittel fördern“, fasste der Landeshauptmann das Mobilitätskonzept des Landes zusammen. Gerade hier kommen der Bahn, so Kompatscher, mit attraktivem Fahrplan, zusätzlichen Haltestellen und kürzeren Fahrzeiten eine Schlüsselrolle zu.

Was das Bahnfahren anbelangt, kann das Land bereits jetzt eine positive Bilanz vorweisen: „In den vergangenen fünf Jahren ist die Zahl der Entwertungen an der Südtiroler Bahnhöfen um 50 Prozent angestiegen – im Raum Eisack- Wipptal betrug der Zuwachs 24 Prozent; während 2001 nur 30 Prozent der Südtiroler den Zug nutzen, sind es heute bereits die Hälfte aller Südtiroler“, berichtete Mussner. Um noch mehr Menschen fürs Bahnfahren zu gewinnen, gibt es ein umfassendes Paket an Maßnahmen, von denen ein Teil bereits in die Wege geleitet ist. Zwei Ziele stehen dabei laut Landesrat Mussner im Vordergrund: Zum einen sollen schnellere und attraktivere Zugverbindungen für die längeren Strecken geschaffen werden etwa durch die Riggertaler Bahnschleife oder den Brennerbasistunnel. „Zum anderen wollen wir die Bahn zu den Menschen bringen indem wir neue Haltestellen wie beispielsweise in Schabs und Vahrn schaffen und die bestehenden Bahnhöfe zu Mobilitätsknotenpunkten ausbauen, wie in Brixen“, unterstrich Mussner.

Mobilitätsabteilungsdirektor Burger berichtete über das künftige Fahrplanangebot der Bahn und die Anbindungen im Eisacktal. „Die Fahrgäste können in Zukunft am Bahnhof Brixen, außerhalb der Wartungslücke, alle halbe Stunde einen Regionalzug in Richtung Bozen, Sterzing oder Bruneck nutzen und zu Stoßzeiten alle Viertelstunde einen nach Bozen, weil es auf dieser Strecke am meisten Fahrgastaufkommen gibt“, erklärt Burger.

Die wichtigsten großen Projekte für den Raum Brixen stellte STA-Direktor Dejaco vor. „Mit der Riggertalschleife wird nicht nur das untere Pustertal sondern der gesamte Brixner Raum mobilitätstechnisch weiter aufgewertet; und mit dem Mobilitätszentrum bekommt der Bahnhof Brixen die Funktion und das Aussehen, das er sich aufgrund der vielen Fahrgäste längst verdient – er wird zu einer intermodalen Drehscheibe und zum Verkehrsknotenpunkt Nummer Eins für Brixen und das Umland“, betonte Dejaco.

Wie STA-Präsident Martin Ausserdorfer ankündigte, organisieren auch die betroffenen Gemeinden weitere Informationsveranstaltungen für die Bürger.

Riggertalschleife 

Mit dem Bau der so genannten Riggertalschleife, einer 3,5 Kilometer langen Bahnverbindung zwischen Schabs und der Brennereisenbahnlinie, soll die Pustertalbahn direkt mit dem Bahnhof Brixen verbunden werden. Neben einem Beitrag zum Umweltschutz bringt die Bahnschleife für die Fahrgäste des Pustertals eine Zeitersparnis von 15 Minuten sowie Direktverbindungen nach Brixen und Bozen. Zusätzlich sind zwei neue Haltestellen, in Schabs und in Vahrn, geplant. Eine Studie der Südtiroler Transportstrukturen AG sagt für die für die Riggertalschleife eine Nutzerzunahme von 750.000 Fahrgästen voraus. Im ersten Abschnitt verläuft die gewählte Trasse parallel zur Brennerautobahn, die dann durch einen bergmännischen 850 Meter langen Tunnel unterquert wird und bis zum Portal in der Nähe der bestehenden Brücke der Pustertaler Staatsstraße unterirdisch verläuft. Anschließend führt die Trasse entlang der Pustertaler Staatsstraße bis zum Knoten Natz/Schabs, wo eine neue Zughaltestelle vorgesehen ist. Im letzten Abschnitt wird die Pustertaler Staatsstraße unterquert, um den Abschluss am die bestehende Bahnlinie Franzensfeste-Innichen zu ermöglichen. In den Bau der Riggertalschleife, inkl. der Anpassung des Gleisplans Brixen für ein rasches, unkompliziertes Umsteigen ohne Unterführungen, werden voraussichtlich rund 125 Millionen Euro investiert, wobei einen Teil der Kosten der italienische Schienennetzbetreiber RFI übernimmt. Zudem hat der Interministerielle Ausschuss für Wirtschaftsplanung CIPE in Rom 49 Millionen Euro für die Riggertalschleife vorgesehen. Die technischen Daten für den Bau sind bereits von der Landesregierung genehmigt. 2024 soll die Strecke befahrbar sein.

Mobilitätszentrum Brixen

Besonders wichtig für die Bahn als Rückgrat der öffentlichen Mobilität im Raum Eisacktal ist das neue Mobilitätszentrum und der neue Gleisplan im Bahnhof Brixen. Der Bahnhof soll funktional so ausgerichtet sein, dass ein Umsteigeknoten und ein Drehkreuz (HUB) für den Personenverkehr garantiert wird. Rasches, unkompliziertes und vor allem nahes Umsteigen zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln und besonders auch den Wechsel zwischen öffentlichen Verkehrsträgern wie Bus und Bahn und den privaten Verkehrsmitteln wie Auto oder Rad soll an diesem wichtigen Mobilitätsknotenpunkt möglich werden. Schließlich soll ein verkehrsberuhigter Bahnhofsplatz die gesamte Zone zusätzlich aufwerten und eine Visitenkarte Brixens für ankommende Gäste werden. Die Planung startet dieser Tage, die Arbeiten sollen innerhalb 2019 abgeschlossen sein.

Von: mk

Bezirk: Eisacktal