Gemeinderäte legen Argumente vor

Grüne Fraktion für erneuerte Musikschule im Widum Lengmoos

Dienstag, 15. Februar 2022 | 11:55 Uhr

Ritten – In den nächsten Wochen soll der Gemeinderat über den zukünftigen Standort der Musikschule Ritten entscheiden. Darauf weist die Gemeinderatsfraktion der Offene Grüne Ritten – Verdi del Renon hin.

Breiter Konsens sei, dass die Raumsituation der Musikschule Ritten – aktuell ein kleiner Anbau an der Mittelschule in Klobenstein – seit Jahren problematisch ist. Zu klein, nicht barrierefrei und nicht den aktuellen Sicherheitsstandards entsprechend, könne sie einen immer größeren Teil der interessierten Schülerinnen und Schüler nicht aufnehmen. In den letzten Jahren seien immer über 100 Personen auf der Warteliste für eine Ausbildung im Bereich der Musikerziehung gestanden.

„Das Problem ist seit langem bekannt, erst jetzt kommt aber Bewegung in die Angelegenheit. Es soll in einer der nächsten Gemeinderatssitzungen zwischen folgenden zwei Möglichkeiten abgestimmt werden – Version 1 Lengmoos: Das Land macht eine Standorterhebung für ein geeignetes Mietobjekt, welches mit großer Wahrscheinlichkeit das Widum Lengmoos sein wird. Oder Version 2 Standort Mittelschule: Die Gemeinde errichtet mit Eigenmitteln am bestehenden Standort einen Zu-, oder Neubau“, erklärt die Fraktion.

Hanno Mayr, Judith Kienzl und Karl Angerer, die Gemeinderäte der Offenen Grünen Ritten – Verdi del Renon, die in engem Austausch mit weiteren Vereinen und Organisationen stehen, die konkret mit der Musikschule befasst sind, möchten der Rittner Bevölkerung ihrer Ansicht nach wichtige Informationen zur Beurteilung der zwei Alternativen zur Hand geben.

Zur Erreichbarkeit meint die Fraktion: „Für den Großteil der Schüler würde sich keine deutliche Verschlechterung ergeben. Mehrere gute und sichere Fußwege verbinden den Bahnhof Klobenstein mit Lengmoos. Busverbindungen im (Halb-)Stundentakt führen nach Lengmoos. Für die Nutzer der öffentlichen Verkehrsmittel ergibt sich keine Verlängerung der Zeit vom Wohnort zur Musikschule und wieder zurück. Für die überschaubare Anzahl an Schülern, welche mit der Bahn von Wolfsgruben oder Oberbozen kommen (aktuell laut Umfrage ca. 13 Prozent der Musikschüler, was ca. 70 Kindern entspricht), könnten mit dem eingesparten Geld der Gemeinde sogar konkrete Lösungen (wie etwa ein Shuttelbus, Leihräder, Schülerlotsen o.ä.) angedacht werden. Die Musikschule stimmt jede Unterrichtszeit individuell mit den Schülern ab, um den unterschiedlichen Fahrzeiten und -formen Rechnung zu tragen.“

Zur Finanzierung erklären die Grünen: „Musikschulbauten sind Landeskompetenz. Ein Zu- oder Neubau am bestehenden Standort geht laut Auskunft des zuständigen Landesrats Philipp Achammer zur Gänze auf Kosten der Gemeinde. Die Spesen werden sich dafür zwischen 3,5 und 5 Millionen Euro bewegen. Die Minimalversion in Form eines Anbaus bei dem die bestehenden Räume der Musikschule mit eingeplant werden, entsprechen dem geforderten Raumprogramm der Musikschule und den Richtlinien des Landes nicht. Die Kosten für einen Umbau des Widums in Lengmoos würde der Deutschorden als Eigentümer tragen, das Land als Träger der Musikschule würde anschließend das Gebäude anmieten. Der Gemeinde würden hier keine Kosten für den Bau entstehen. Das Widum in Lengmoos erfüllt die Raumkriterien einer Musikschule, der bereits vorhandene Konzertsaal kann wiederbelebt werden. Zudem würde, wie im neuen Landesraumordnungsgesetz gefordert, Leerstand genutzt und im Sinne des Umweltschutzes müssten nicht neue Flächen verbaut werden.“

Argumenten legt die Fraktion auch zum Zeitplan vor: „Ein Zu-, oder Neubau am Standort Mittelschule sollte wohlüberlegt und gut geplant erfolgen. Die Planungen dafür müssen aber erst bei null starten. Entscheidungen über das konkrete Bauvolumen, der genauen Positionierung, die zukünftigen Einteilung des Mittelschulparks und auch Überlegungen zu zukünftigen Erweiterungsmöglichkeiten der Mittelschule, der Bibliothek und des Kindergartens wären voranzustellen. Eine schnelle Realisierung an diesem Standort ist daher aus unserer Sicht unwahrscheinlich. Die Sanierung des Widums in Lengmoos würde um einiges schneller gehen, diese würde außerdem nicht die Gemeinde planen und leiten. Ein Bauabschluss innerhalb zwei bis drei Jahren ist hier realistisch. Landesrat Achammer hat für eine Marktrecherche bereits seine Unterstützung zugesagt. Für einen durch das Land finanzierten Neubau müsste das Bauvorhaben erst in die Liste des Hochbaues des Landes aufgenommen und eine Priorisierung vorgenommen werden; es liegen bereits andere Anträge vor und die Wartezeit beträgt rund zehn Jahre.“

Bedenken gibt es auch zum Park rund um die Mittelschule und zur Bauphase. „Die einzige öffentliche Grünanlage in Klobenstein mit Fußballfeld und Spielplatz (vormittags auch als Pausenhof der Mittelschule und für Unterricht im Freien genutzt) würde bei einen Zu- bzw. Neubau am Standort Mittelschule erheblich verkleinert werden. Dabei ist dieser Park jetzt schon in allen Jahreszeiten stark genutzt und gewinnt in Zukunft bei der Verdichtung der Bebauung noch an Bedeutung. Während der Bauphase am Standort Mittelschule wären aufgrund des Baulärms sowohl der Musikschulbetrieb als auch der Unterricht in der Mittelschule sowie die reguläre Arbeit in Kindergarten und Bibliothek gestört. Eine Lösung für den Betrieb der Musikschule während der Bauzeit müsste erst gefunden werden.“

Die Offenen Grünen Ritten plädieren für den Weg der Marktrecherche mit der Option Umbau Widum Lengmoos. Die Rittner hätten zeitnah, kostenneutral und ohne wesentliche Nachteile für den Standort Mittelschule eine zukunftsfitte Musikschule mit viel Entwicklungspotential. Eine engere Zusammenarbeit mit der Grundschule und eine Belebung von Lengmoos wären positive Nebeneffekte. Auch die Musikschuldirektion habe sich in zahlreichen Gesprächen mit der Gemeinde klar für Lengmoos ausgesprochen. Die Gemeindereferentin für Schule und Kultur favorisiere ebenfalls diese Option, genauso wie der SVP-Ortsausschuss Klobenstein-Lengmoos und eine Reihe weiterer Vereine und Organisationen.

„Der Weg des Zu- bzw. Neubaus ist keine zeitnahe Lösung, zudem werden Gelder des Rittner Gemeindehaushaltes in Millionenhöhe für ein Projekt investiert, dessen Zuständigkeit beim Land liegt. Wenn die Gemeinde Ritten ihren Bürgern eine musikalische Grundausbildung mit Niveau garantieren möchte, dann ist der Weg der Marktrecherche und die Langzeitmiete des Widums durch das Land die bessere Lösung“, sind die Offene Grüne Ritten überzeugt.

Von: mk

Bezirk: Salten/Schlern