Anträge der Grünen gescheitert

Kein Moratorium für Beschneiungsprojekte

Mittwoch, 08. März 2023 | 12:26 Uhr

Bozen – Die Arbeiten im Plenum des Südtiroler Landtags wurden heute Morgen mit der gestern begonnenen Diskussion zum Beschlussantrag Nr. 645/22 Klimaschutz: Moratorium für Beschneiungsprojekte (eingebracht von den Abg. Staffler, Foppa und Dello Sbarba am 18.11.2022) fortgesetzt. Mit diesem soll der Landtag aufgefordert werden, die Landesregierung zu beauftragen, 1. Studien zu beauftragen, welche die Auswirkungen der künstlichen Beschneiung auf den natürlichen Wasserkreislauf untersuchen; 2. Studien zu beauftragen, welche den Strom- und Energieverbrauch der künstlichen Beschneiung untersuchen; 3. bezogen auf die künstliche Beschneiung von Pisten ein Moratorium zu beschließen, dass bis zum Vorliegen der Studien gemäß Punkte 1 und 2 weder zusätzliche Speicherbecken gebaut noch neue Wasserkonzessionen gewährt werden.

Gerhard Lanz (SVP) sagte, dieses Thema betreffe einen Bereich, der derzeit sehr gefühlt und sensibel sei. Man spreche von Ressourcen, die nicht unbedingt anderen Bereichen weggenommen würden – die Ressource würde für einige Monate blockiert. Beim Einsatz der Energie sei es dasselbe: Die Beschneiungsanlagen würden Großteiles in der Nacht betrieben. Man setze hier Ressourcen ein, die man in dieser Zeit zur Verfügung habe und die man in Zukunft umweltschonender einsetzen wolle. Man brauche vielleicht in Zukunft mehr Speicherbecken, weil die Regenfälle wohl an Intensität zunehmen werden.

Sven Knoll (Süd-Tiroler Freiheit) beantragte eine getrennte Abstimmung der einzelnen Punkte, weil man sich zwar für die Punkte 1 und 2 ausspreche, doch nicht für Punkt 3: Man wolle nicht, dass solche Dinge nicht untersucht und Gebiete nicht geschützt werden, sondern man solle darüber nachdenken, ob diese Speicherbecken in Zukunft nicht eine andere Bedeutung bekommen würden. Es sei nicht richtig zu sagen, es dürften keine Speicherbecken mehr gebaut werden – wenn man auch das Anliegen und die Ausrichtung unterstütze.

Landesrat Giuliano Vettorato erklärte die Definition von Nachhaltigkeit und bemerkte, er finde den Antrag sehr ideologisch. Denn wenn Wasser für die Beschneiung verwendet werde, bedeute dies, dass das Wasser am Berg bleibe. Hinsichtlich Energienutzung sagte der Landesrat, dass daran gearbeitet werde, alle Anlagen energieautonom zu machen indem auf Fotovoltaik und Wasserstoff gesetzt werde. Seit einigen Jahren müssten vor der Ausstellung einer Konzession die Auswirkungen auf die Umwelt und der Energieverbrauch berechnet werden. Die einzige Möglichkeit, das knapper werdende Wasser zurückzuhalten, seien Speicherbecken, nicht nur solche für die Beschneiung, sondern auch solche, die für den Zivilschutz und die Landwirtschaft genutzt werden. Auf diese Weise wurde die Nachhaltigkeit in allen Bereichen gefördert. Jede Anlage sei anders und werde zu unterschiedlichen Zeiten betrieben. Das “Osservatorio per il turismo sostenibile” habe dazu Daten veröffentlicht – und auf Seite 38 des Klimaplans 2040 seien weitere Audits der einzelnen Anlagen vorgesehen. Die Standards seien bereits sehr streng. Deshalb könne man weder für die Umwelt noch für die Gesellschaft für diesen Antrag sein.

Hanspeter Staffler (Grüne) ergänzte, dass der Antrag aufgrund einer Aussage des “Osservatorio per il turismo sostenibile” entstanden sei, wonach je nach Wassereinzugsgebiet die Folgen mehr oder weniger negativ sein könnten, es aber Hinweise darauf gebe, dass die Verwendung von Wasser für die Beschneiung zu kritischen Punkten beim Wasserhaushalt führen könne; es gebe zu wenige Studien zu diesem Thema. Er bedankte sich für die Diskussionsbeiträge – vor allem bei denen, die die Komplexität des Themas verstanden hätten. Hydrologie sei eines der komplexesten Themen überhaupt, selbst die Fachleute wüssten nicht genau, wie sie funktioniere. Es gehe um diese Komplexität und das Risiko, wenn die Sachen nicht genau studiert würden. Zwei Millionen Kubikmeter des Wassers für die Beschneiung kämen aus Becken, acht Millionen Kubikmeter aus Quellen und Bächen. Im Klimaplan stünden an erster Stelle die Einsparungen im Verbrauch; ebenfalls im Klimaplan, den die Landesregierung verabschiedet habe, stehe, dass Umstellungen in wasserintensiven Betrieben durch eine vorherige Abklärung der Wasserversorgung im gesamten Betrieb geklärt werden. Zudem sei ein entsprechendes Auditsystem in Skigebieten und Aufstiegsanlagen vorgesehen. Hier wolle man Ziele definieren, denn erst dann könne es ein Auditsystem geben.

Der Antrag wurde in Teilabstimmungen zu den Prämissen und den einzelnen Punkten mehrheitlich abgelehnt.

Stellungnahme der Grünen

“In Zeiten von Klimawandel und Trockenheit sollten wir energie- und ressourcenintensive Projekte besonders im Auge behalten. Speicherbecken und Beschneiungsanlagen gehören genau in diese Kategorie. So wurden in den letzten Monaten vier neue Speicherbecken gebaut. Um aus dem Wasser dieser Becken Schnee werden zu lassen benötigt man so viel Energie, wie ein mittelgroßes Dorf im Jahr verbraucht. „Und wenn wir so weitermachen, werden wir die Energiewende, von der auch die Regierung immer wieder spricht, nie erreichen“, stellte Hanspeter Staffler in der Debatte fest. Ganz zu schweigen von den hydrogeologischen Folgen dieser Projekte, über die wir heute noch zu wenig wissen, um wirklich wohlüberlegte Entscheidungen treffen zu können”, so die Reaktion der Grünen.

“Landesrat Vettorato hat das Problem heruntergespielt und gesagt, das Land entscheide nur und ausschließlich unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit.” Und zu den hydrogeologischen Risiken sagte er: „Gerade weil das Wasser knapp ist, ist der Bau von Speicherbecken die einzige Möglichkeit, es anzusammeln“.

“Wir erlauben uns, auf diese Aussage mit den Worten der Beobachtungsstelle für nachhaltigen Tourismus in Südtirol zu antworten, die sinngemäß aussagen, dass die Folgen je nach Einzugsgebiet mehr oder weniger negativ sein können, aber es Hinweise darauf gebe, dass die Nutzung von Wasser für die künstliche Beschneiung zu Wasserknappheit führen könne. Es gäbe allerdings noch zu wenige Studien zu diesem Thema. Die Landesregierung trägt den Klimaplan stets wie eine Monstranz vor sich her, aber es ist an der Zeit, dass sie ihren schönen Worten auch konkrete Taten folgen lässt”, so die Grünen.

Von: luk

Bezirk: Bozen