Von: luk
Bruneck – Der Südtiroler Verbraucherschutzverein ROBIN hat scharfe Kritik an den zunehmenden Einschränkungen für Wohnmobilreisende geäußert. In einer aktuellen Stellungnahme wirft der Verein den Gemeinden – insbesondere Bruneck – vor, durch gezielte Maßnahmen wie Höhenbeschränkungen und Verbotsschilder Wohnmobile systematisch von öffentlichen Parkflächen auszuschließen. Konkret geht es um jüngst installierte Vorrichtungen am Parkplatz CRON4 sowie an der Talstation der Kronplatz-Seilbahn.
Laut ROBIN fehlt für diese Maßnahmen eine sachliche Grundlage. Die italienische Straßenverkehrsordnung garantiere korrekt geparkten Wohnmobilen dieselben Rechte wie Autos. Auch die Rechtsprechung bestätige diese Sicht: So habe etwa das Verwaltungsgericht Bozen 2019 (Urteil Nr. 69/2019) eine ähnliche Praxis der Gemeinde Terlan als unzulässig eingestuft.
Der Verein kündigt an, die Stadtverwaltung Bruneck auf die aus seiner Sicht rechtswidrige Vorgehensweise aufmerksam zu machen. Derartige Beschränkungen würden nicht nur das Recht missachten, sondern auch einseitig bestimmte Beherbergungsformen bevorzugen.
Kritik am HGV: „Falsches Bild von Wohnmobilisten“
Kritik richtet sich auch an den Hoteliers- und Gastwirteverband (HGV), der Wohnmobilurlauber pauschal als „Wildcamper“ darstelle und schärfere Kontrollen fordere. ROBIN betont hingegen, dass es sich in der Regel um gesetzestreue Gäste handle, die lokale Betriebe nutzen und zum regionalen Wirtschaftskreislauf beitragen. Es sei widersprüchlich, alternative Angebote wie Agri-Camping abzuwerten, während der touristische Infrastrukturausbau in anderen Bereichen weiter forciert werde.
Andreaus: „Politik muss Verantwortung übernehmen“
ROBIN-Geschäftsführer Walther Andreaus sieht die Ursache der Überlastung nicht bei den Reisenden, sondern in der aus seiner Sicht wachstumsorientierten Tourismuspolitik. „Jahrelang wurde mit öffentlichen Mitteln massiv geworben und nun werden mobile Gäste zu Sündenböcken gemacht“, so Andreaus. Er warnt vor gesellschaftlichen und rechtlichen Folgen einer Politik, die mit Barrieren und Ausschlüssen auf Herausforderungen reagiere, die sie selbst mitverursacht habe.
Andreaus appelliert an die Politik, sich ihrer Verantwortung zu stellen und die einseitige Bevorzugung bestimmter Unterkunftsformen zu hinterfragen. Wenn immer mehr öffentliche Räume für Privatinteressen gesperrt würden, litten am Ende vor allem die Einheimischen.
ROBIN fordert ein Umdenken in Richtung fairer, rechtlich fundierter Tourismuspolitik, die alle Gästeformen einbezieht und nicht einzelne ausschließt.
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