Von: mk
St. Vigil in Enneberg – Die Föderalistische Union Europäischer Nationalitäten (FUEN) tagt in St. Vigil in Enneberg – ein guter Anlass, um auf die Minderheit der Dolomiten Ladiner, aufmerksam zu machen, findet Elide Mussner, Co-Vorsitzende der Grünen Verdi Vërc.
Am 30. Mai wurde in St. Vigil in Enneberg die Tagung der FUEN durch die Grußworte der verschiedenen Autoritäten eröffnet. Die Notwendigkeit auf Zusammenarbeit und Zusammenhalt, starken Netzwerken und Unterstützung der Minderheiten in Europa, wurde thematisiert – mit Fokus auf die Ladinische Minderheit in den Dolomiten.
„Wir sind ca. 35.000 Ladinerinnen und Ladiner, immer wieder hat man versucht unsere Gemeinschaft zu spalten und zu schwächen. Das größte Trauma ist die faschistische Tripartition zwischen drei Provinzen und zwei Regionen – eine Trennung, die heute immer noch anhält und klar erkennbare Wunden und Auswirkungen hinterlässt“, sagt Elide Mussner, die heute an die Eröffnung der FUEN-Tagung teilgenommen hat.
Trotz aller Schwierigkeiten hätten es die Dolomiten Ladiner mit harter Arbeit und großem Einsatz geschafft, eine starke wirtschaftliche Kraft zu werden – auch dank des touristischen Booms durch den Wintertourismus, der ökonomischen Wohlstand, aber auch Sichtbarkeit für die kleine Minderheit gebracht hat. Dies habe lange Zeit eine Abwanderung verhindert. Heute aber kehre diese Gefahr zurück: „Die große Spekulation im Immobiliensektor und die damit verbundene Wohnungskrise spitzt sich in den Dolomiten mehr zu als anderswo.“
Die hohen Lebensunterhaltungskosten, die durch einen elitären Luxustourismus gefördert werden, sind laut Mussner eine weitere Herausforderung für die ladinische Bevölkerung. „Das Verkehrschaos nicht nur auf den Dolomitenpässen sondern darüber hinaus und der Hot-Spot-Tagestourismus sind weitere Aspekte, die heute die Lebensqualität der ladinischen Tälern gefährden. Der drohende und teilweise vorhandene Overtourism ist für die Ladinerinnen und Ladiner eine doppelte Gefahr: Zum einen gefährdet er die touristische Qualität und somit eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung vor Ort, zum anderen aber fördert er auch eine gefährliche, stille Abwanderung“, betont Mussner.
Ladinerinnen und Ladiner würden dorthin ziehen, wo es günstigeren Wohnraum gebe. Zweitwohnungsbesitzer und Spekulanten aus aller Welt würden dagegen zuziehen, um in Prestigeimmobilien ihr großes Geld zu investieren. „Ein Teufelskreis, der die Preise immer weiter in die Höhe schießen lässt – mit Spitzen bis zu 15.000 Euro pro Quadratmeter – und das Leben in der ladinischen Heimat immer weiter erschwert“, so Mussner. Wenn die Ladinische Bevölkerung ihre Heimat verlassen müsse, treffe dies auch ihre Kultur, ihre Sprache und die empfindliche Gemeinschaft. „Das ist verheerend“, erklärt Elide Mussner. Auch auf diese Aspekte wurde heute bei der Eröffnung der Tagung der FUEN aufmerksam gemacht.
„Dank der Südtiroler Autonomie wurden verschiedene wichtige Schritte für den Schutz der ladinischen Minderheit gemacht. Heute aber gilt es, die neuen Gefahren, die die Ladiner bedrohen, zu thematisieren. Es braucht weitere Schritte für den Minderheitenschutz. Die Förderung des Qualitätstourismus, ein Stopp des Hot-Spot und des Tagestourismus, eine Einschränkung von Großveranstaltungen wie die Olympischen Spiele und die Skiweltmeisterschaften sind einige Maßnahmen, die auch zum Schutz der Ladinischen Minderheit in Südtirol beitragen könnten. „Die Ladinische Gemeinschaft darf mit den heutigen Herausforderungen nicht allein gelassen werden“, schließt Elide Mussner.
Aktuell sind 0 Kommentare vorhanden
Kommentare anzeigen