Von: apa
Brenner – Pfingsten hat es auch in Tirol verkehrsmäßig in sich gehabt: Vor allem am Wochenende verzeichnete man Mega-Staus über den Brenner. Mehr als 30.000 Fahrzeuge wurden im Zuge der Kontrollen der Abfahrverbote vom niederrangigen Straßennetz auf die Autobahn bzw. Hauptverkehrsrouten zurückgewiesen. Indes wurde aus Innsbruck Kritik am südlichen Nachbarn laut: Denn in Italien bzw. Südtirol sei der Brenner-Grenztunnel in der Nacht auf Samstag “unangekündigt” einspurig geführt worden.
Bei den Zurückweisungen stach neben dem Bezirk Reutte als “Hotspot” mit 6.400 an der Zahl von Freitag bis Montag vor allem das direkt in Brenner-Nähe gelegene Wipptal mit mehr als 17.400 zurückbeorderten Fahrzeugen hervor, teilte das Land in einer Aussendung am Dienstag mit. Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) sprach von einem “engen Kontrollnetz” und betonte die Notwendigkeit der Fahrverbote und Zurückweisungen: “Wir müssen alles daran setzen, dass unsere Ortschaften möglichst staufrei bleiben, die Versorgung im Notfall gewährleistet ist und die Mobilität von Tirols Bürgerinnen und Bürgern im eigenen Land aufrechterhalten wird.”
Unverständnis wegen einspuriger Führung des Grenztunnels auf Südtiroler Seite
Im Bundesland sei jedenfalls “alles Mögliche getan” worden, um das hohe Verkehrsaufkommen zu Pfingsten zu bewältigen und die Anrainergemeinden bestmöglich zu schützen. “Insgesamt zeigt sich, dass wir in Tirol was Fahrverbote und Baustellenkoordination anlangt, eng abgestimmt und professionell aufgestellt sind. Es braucht hierzu aber auch unsere Nachbarn”, ließ Mattle angesichts der Situation beim Grenztunnel indirekte Kritik durchblicken. Grund für die Verkehrslage zu Pfingsten – mit einem Rückstau vom Brenner bis auf die Inntalautobahn (A12) sowie verstopften Landesstraßen im Wipptal – sei neben dem extrem hohen Verkehrsaufkommen jedenfalls unter anderem “die unabgestimmte und unangekündigte einspurige Verkehrsführung im italienischen Grenztunnel” gewesen, bemängelte man im Innsbrucker Landhaus. Noch deutlicher wurde Verkehrslandesrat René Zumtobel (SPÖ) gegenüber der “Tiroler Tageszeitung”: “Am Pfingstsamstag, dem prognostiziert verkehrsintensivsten Tag des Jahres, unabgesprochen den italienischen Grenztunnel einspurig zu führen, ist für mich nicht nachvollziehbar.”
Es brauche “Handlungsoptionen für die Autobahnbetreiber” und einen “Schulterschluss mit Südtirol”, machte Zumtobel klar. Der am Mittwoch und Donnerstag stattfindende “Dreierlandtag” der Landesparlamente der Europaregion Tirol bestehend aus dem Bundesland Tirol, Südtirol und dem Trentino dürfte jedenfalls stark im Zeichen der Verkehrsproblematik stehen.
Die Ereignisse des vergangenen Wochenendes würden nun evaluiert. Zur weiteren Entlastung der Situation könnte ein früherer Beginn der Lkw-Fahrverbote an den Wochenenden an bestimmten Verkehrshotspots bereits ab 5.00 Uhr beitragen, hieß es vom Land Tirol. Aktuell gelten diese von 7.00 bis 19.00 Uhr. Auch die weitere Verbesserung der Beschilderung der Fahrverbote werde angestrebt.
Gurgiser: “Neue Dimension des Transit-Psycho-Terrors”
Äußerst verärgert und mit scharfe Worten reagierte indes Tirols oberster Anti-Transitkämpfer Fritz Gurgiser, Obmann des Transitforums Austria-Tirol, auf die Blechlawine zu Pfingsten. Er sprach in einer Aussendung von einer “neuen Dimension des Transit-Psycho-Terrors” und einer “massiven Beschneidung der persönlichen Freiheiten.” Dieser ‘Transit-Psycho-Terror’, dieser ‘Würgegriff’, ist real für viele Familien genauso wie für Betriebe und öffentliche Einrichtungen samt ihrer Beschäftigten unzumutbar und muss, bei allem Respekt, öffentlich so bezeichnet und in Folge ‘behandelt’ werden”, erklärte Gurgiser. Pfingsten 2025 müsse der Startschuss für “effiziente, zeitgemäße und bedarfsorientierte Dosierungen” sein. Es brauche eine “neue Ära der Dosierung anstelle von Ausbau, Beschleunigung, Attraktivierung etc. an allen Grenzeintritten.” “Machen die Nachbarländer mit, dann freuen wir uns, denn Alpenschutz hört nicht an den Nordtiroler Grenzen, sondern am Rahmengebiet der Alpenkonvention auf. Wenn nicht, dann ist es ihre Sache, dann stauen sie sich selber zu, weil sie Völker- und Europarecht ignorieren und ihre eigene Anrainerschaft nicht schützen”, machte der Transitforum-Obmann überdies deutlich.
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