Plenarsitzung zur Wohnreform 2025

Meinungsverschiedenheiten über Lösungen für den Südtiroler Wohnungsmarkt

Donnerstag, 05. Juni 2025 | 14:30 Uhr

Von: Ivd

Bozen – In der jüngsten Sitzung des Südtiroler Landtags wurden die verschiedenen Perspektiven auf die geplante Wohnreform 2025 diskutiert. Diese zielt darauf ab, den Wohnraummangel zu beheben und gleichzeitig die sozialen Bedürfnisse der Bevölkerung zu berücksichtigen. Doch die vorgeschlagenen Maßnahmen spalten die politischen Lager. Während die Landesregierung eine Reform zur Bekämpfung der Wohnungsnot plant, äußern sich Minderheitenberichte kritisch zu den aktuellen Vorschlägen.

Widersprüchliche Ansätze zur Wohnraumbeschaffung und Landschaftsschutz

Madeleine Rohrer (Grüne) kritisierte die widersprüchlichen Ansätze der Landesregierung in Bezug auf Wohnraumbeschaffung und Landschaftsschutz. Insbesondere bemängelte sie, dass der Gesetzesentwurf zahlreiche Ausnahmen für den Bau in Natur- und Landwirtschaftsgebieten ermöglicht, während gleichzeitig grundlegende Prinzipien wie die Bindung neuer Wohnungen an Einheimische nicht konsequent umgesetzt würden. Rohrer sieht den Entwurf als unzureichend und warnt vor einer Verwässerung des Landschafts- und Umweltschutzes.

Forderungen nach einem konkreten Handeln gegen die Wohnungskrise

Sandro Repetto (Demokratische Partei) legte den Fokus auf den akuten Mangel an erschwinglichem Wohnraum in Südtirol, besonders für junge Menschen und Familien in prekären Verhältnissen. Er forderte die Einführung eines Mietfonds und eine Regulierung von Mietzuschüssen. Zudem sei es dringend notwendig, die baulichen Maßnahmen in den touristischen Hotspots zu überdenken, da die zunehmende Tourismuskubatur den Wohnraumbedarf zusätzlich anheize. Repetto sprach sich für eine koordinierte Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und privaten Akteuren aus, um das Recht auf Wohnen für alle zu sichern.

Kritik an der Reform und der Wohnraumpolitik der Landesregierung

Franz Ploner (Team K) äußerte sich ebenfalls kritisch zu den Reformvorschlägen. Er bezeichnete die geplanten Änderungen als unzureichend, um den wachsenden Bedarf an bezahlbarem Wohnraum zu decken. Die Reform baue auf veralteten Modellen aus den neunziger Jahren auf und gehe nicht weit genug, um die strukturellen Probleme zu lösen. Insbesondere kritisierte Ploner, dass die Reform nicht ausreichend auf die unterschiedlichen Bedürfnisse in den verschiedenen Gemeinden eingehe und Spekulationen auf dem Wohnungsmarkt nicht in den Griff bekomme.

Paul Köllensperger fordert differenzierte Lösungen für unterschiedliche Gemeinden

Auch Paul Köllensperger (Team K) äußerte sich negativ zur geplanten Wohnraumpolitik und der 100-prozentigen Konventionierung neuer Wohnbauten. Er warnte, dass diese Maßnahme nicht das zugrunde liegende Problem des angespannten Wohnungsmarktes mit hohem Preisniveau und unzureichendem Angebot lösen werde. Statt restriktiver Gesetze forderte Köllensperger ein aktives öffentliches Wohnbauprogramm, das auf die spezifischen Bedürfnisse und Gegebenheiten der verschiedenen Gemeinden zugeschnitten ist.

Waltraud Deeg (SVP): Wohnen ist ein Grundrecht

Waltraud Deeg (SVP) betonte die Dringlichkeit, junge Menschen in Südtirol die Möglichkeit zu geben, auch Eigentum zu erwerben. Wohnen sei nicht nur eine Frage des Marktes, sondern ein soziales Grundrecht. Deeg plädierte für eine stärkere Regulierung der Mietpreise und unterstützte die Ausweitung des gemeinnützigen Wohnbaus sowie die Förderung des genossenschaftlichen Wohnbaus. Sie zeigte sich klar gegen eine Lockerung der Konventionierung und forderte eine Anpassung der Förderungen an gestiegene Baustandards und Energiepreise.

Ein tiefgreifendes Dilemma

Die Diskussion über die Wohnreform verdeutlicht die unterschiedlichen Ansätze zur Lösung der Wohnungsproblematik in Südtirol. Während die Landesregierung in ihren Reformvorschlägen weiterhin auf eine Vereinfachung der Bauvorschriften setzt, fordern die Opposition und die Minderheitenberichte tiefgreifende Maßnahmen, die nicht nur den Wohnungsmarkt entspannen, sondern auch soziale Gerechtigkeit gewährleisten sollen. Es bleibt abzuwarten, wie die Landesregierung auf die Kritik reagiert und ob die Reform tatsächlich zu einer nachhaltigeren und gerechteren Wohnraumpolitik führen wird.

Bezirk: Bozen

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