Von: mk
Meran – Aus der Vogelperspektive wird das Gebäude einem großen “H” gleichen: zwei lang gezogene Bauteile, die durch einen transparenten Mitteltrakt, in dem sich die Gemeinschaftsräume (Aufenthalts- und Verwaltungsräume, Stiegenhaus, Aufzüge) befinden, verbunden sind. Und es wird Lochfassaden mit großzügigen Fensteröffnungen und niedrigen Fensterbrüstungen haben, sodass die Gäste auch vom Bett aus neben dem Himmel auch noch die Landschaft sehen können: So wird das neue Kur- und Pflegeheim St. Josef an der Innerhoferstraße in Meran aussehen. Errichtet wird es vom Deutschen Orden auf dem inzwischen aufgelassenen Areal der Meraner Stadtgärtnerei. Das Projekt und das Pflegekonzept wurden heute bei einer Pressekonferenz im Ost West Country Club offiziell präsentiert.
Ende August 2017 wurde das Tauschgeschäft mit dem Deutschen Orden vom Gemeinderat gutgeheißen: Dank der Rochade zwischen dem Gelände der Stadtgärtnerei an der Innerhoferstraße, für das die Stadt im Gegenzug das schlüsselfertige Maiense-Gebäude erhielt, wurden zwei wichtige Infrastrukturprojekte gleichzeitig auf den Weg gebracht. Das Maiense-Gebäude wurde inzwischen ins Eigentum der Gemeinde übertragen und hat in diesen Tagen als neuer Sitz der Mittelschule Obermais seinen Betrieb aufgenommen. Nun ist der Deutsche Orden am Zug: Bereits am 10. September werden die Arbeiten zur Errichtung des neuen Pflegeheims St. Josef aufgenommen. Das entsprechende Projekt wurde heute Vormittag den Medienvertretern und im Beisein des Bürgermeister und des Sozialstadtrates erläutert.
Das Planungskonzept
“Das neue Pflegeheim soll für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen kurze Wege und eine gute Übersicht über alle Erschließungsgänge und für die Heimbewohnerinnen und -bewohner eine gute Orientierbarkeit, Gemeinschaftsgefühl und Behaglichkeit in den Räumlichkeiten bieten”, erklärte Architekt Arnold Gapp. Der Eingangsbereich zum Kur- und Pflegeheim „St. Josef“ in Meran, der sich U-förmig Richtung Park und in der Folge in Richtung Stadtzentrum öffnet, wird eine wichtige Rolle einnehmen, um das Heim mit dem sozialen Leben der Stadt zu verflechten. Die öffentlich zugänglichen Bereiche im Hochparterre, wie das gastronomische Angebot (Bar, Café mit Terrasse), die Arztambulatorien und der Reha-Bereich sollen diesen Freibereich zusätzlich beleben. Um auch den motorisch eingeschränkten Heimbewohnern die Möglichkeit zu bieten, am sozialen Leben im Eingangsbereich teilzunehmen, orientieren sich sämtliche Gemeinschaftsräume und der Großteil der Erschließungsgänge in diese Richtung. Die Erschließungsgänge wurden aus diesem Grunde über das notwendige, rein funktionelle Maß um einen Aufenthaltsstreifen verbreitert.
Auch durch die großzügigen Verglasungen und Schiebeelemente soll eine offene Atmosphäre geschaffen werden. Die zentrale Anordnung der Stützpunkte und der Dienstzimmer garantiert die größtmögliche Übersicht über die Erschließungsflächen und Aufenthaltsräume. Dadurch wird die Arbeit des Pflegepersonals erleichtert und stressfreier gestaltet. Im dritten Obergeschoss des Westflügels wird eine großzügige Dachterrasse realisiert, die hauptsächlich den Wachkomapatienten und deren Besuchern zu Gute kommt. Das gesamte Gebäude soll eine Energieeffizienz der Klasse A erreichen. Geplant ist auch der Bau einer Tiefgarage mit 150 Stellplätzen, davon 90 öffentlich. Die Bauzeit des gesamten Komplexes soll zweieinhalb/drei Jahren betragen. Die Bauleitung hat Ingenieur Robert Vieider inne.
Das Pflegekonzept
“Die neue Einrichtung soll neben ihrer Hauptaufgabe – der Pflege und Begleitung pflegebedürftiger Menschen – auch einen Ort der Begegnung zwischen den Bewohnern und der umliegenden kommunalen Gemeinschaft bieten. Sie fungiert vor allem im Eingangsbereich als Begegnungszentrum zwischen den verschiedenen Generationen und ist gleichzeitig auch eine Oase der Ruhe im pulsierenden Leben der Stadt”, sagte Sepp Haller, Geschäftsführer des Deutschen Ordens. Die Aufnahme in das Heim erfolgt über eine Warteliste, die in die einheitliche Liste für Meran mündet, die sich gerade in der Vorbereitungsphase befindet. Die Zielgruppen des Angebots sind Schwer- und Schwerstpflegebedürftige (Wachkoma usw.), aber auch Menschen, bei denen Not in sozialer und pflegerischer Hinsicht bzw.eine akute Verschlechterung der Lebenssituation gegeben sind. Im Eingangsbereich werden externen Kunden ambulante Leistungen von Ärzten aus unterschiedlichen Fachrichtungen angeboten. Diese Angebote werden durch Ergotherapeuten, Physiotherapeuten, Podologen und Krankenpfleger ergänzt. Erweitert wird dieses Angebot durch teilstationäre Angebote wie Kurzzeitpflege als Entlastungsangebot am Tag in der Tagespflege und in der Nacht als Nachtpflege. Die großzügige räumliche Gestaltung der Zimmer im ersten und zweiten Stock ermögliche eine abgestufte Organisation der Pflege und Betreuung auf der Basis des Pflegebedarfes der Heimbewohner. Auch ist die Möglichkeit eines „Rooming-in“ angedacht. Beim „Rooming in“ ermöglicht das Kur- und Pflegeheim die Aufnahme von Angehörigen im selben Zimmer mit dem Heimbewohner, um kontinuierlich bei ihm anwesend zu sein. Die Anwesenheit der engsten Bezugsperson und die Einbeziehung in Betreuung und Pflege spendet dem Heimbewohner Vertrauen und Sicherheit und stärkt damit dessen seelische Verfassung. Das gilt vor allem dann, wenn die Umwelt dem Heimbewohner unbekannt erscheint und daher als bedrohlich empfunden wird. Im dritten Stock wird eine Apallic Care Unit (ACU) für Menschen im Wachkoma eingerichtet.
1,3 Millionen für zwei Infrastrukturen
Das Tauschgeschäft kostete der Gemeinde insgesamt lediglich 1,3 Millionen Euro kosten. Das Grundstück an der Innerhoferstraße wurde bei einer unabhängigen Schätzung mit 3,2 Millionen Euro bewertet. Das Maiense im Gegenzug hatte einen Wert von 2,7 Millionen Euro. Zusammen mit den 1,8 Millionen Euro für die Umbauarbeiten hat die Gemeinde also einen Gegenwert von 4,5 Millionen Euro erhalten. Geblieben ist eine Differenz von 1,3 Millionen Euro, die der Deutsche Orden von der Gemeinde bekommen hat. Dazu kommen noch die Kosten für die Außengestaltung und die Einrichtung des neuen Schulgebäudes, welche die Gemeinde selbst übernommen. Das alte Gebäude der Mittelschule Obermais ist im Gemeindebesitz verblieben.
Großer Schritt für Schule und Senioren
Bereits seit Beginn dieser Amtsperiode hat die Stadtregierung dem Thema Schulbau große Beachtung geschenkt. Es gilt nämlich, langfristig zu planen, um Schulgebäude zu sanieren und andere auszubauen, sodass den wachsenden Bedürfnissen Rechnung getragen werden kann. Mit diesem Tauschgeschäft wurde nicht nur die langjährige Notsituation der Obermaiser Mittelschule behoben, sondern es wurden gleichzeitig auch die Weichen gestellt für ein neues Betreuungsangebot für unterstützungs- und pflegebedürftige ältere Menschen, das angesichts der steigenden Lebenserwartung benötigt wird.