Sorge in Südkorea wegen nordkoreanischer Artillerie

Nordkoreanischer Granatenhagel nahe südkoreanischen Inseln

Freitag, 05. Januar 2024 | 22:41 Uhr

Nordkorea hat am Freitag nach Angaben des südkoreanischen Verteidigungsministeriums an der Westküste mehr als 200 Granaten in der Nähe zweier südkoreanischer Inseln abgefeuert. Die Bewohner der Inseln wurden daraufhin vom Ministerium aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen, wie lokale Vertreter der Nachrichtenagentur AFP sagten. Danach reagierte Südkorea demnach mit Gegenbeschuss: mit “entsprechenden” Schießübungen mit scharfer Munition.

Ein Sprecher des südkoreanischen Generalstabs erklärte zum Artilleriefeuer aus Nordkorea: “Dies ist ein Akt der Provokation, der die Spannungen verschärft und den Frieden auf der Koreanischen Halbinsel bedroht.” Die Geschoße seien alle auf der nördlichen Seite der Seegrenze gelandet, es habe keine Schäden gegeben. Mit Seegrenze ist die Demarkationslinie gemeint, welche die UNO nach dem Korea-Krieg 1953 einseitig festlegte. Nordkorea erkennt sie nicht an.

Die USA reagierten vergleichsweise zurückhaltend auf die Schüsse aus Nordkorea. US-Außenamtssprecher Matthew Miller forderte Pjöngjang in einer Reaktion auf, von weiteren Provokationen und “destabilisierenden” Aktionen Abstand zu nehmen. Nordkorea müsse zur Diplomatie zurückkehren, so Miller. Die USA ermutigten Nordkorea, sich an “substanziellen Diskussionen” zur Bewältigung militärischer Risiken und zur Schaffung eines “dauerhaften Friedens auf der koreanischen Halbinsel” zu beteiligen, fügte er hinzu.

“Das nordkoreanische Militär hat heute zwischen 09.00 und 11.00 Uhr (zwischen 13.00 und 15.00 Uhr MEZ) mehr als 200 Schuss in den Gebieten von Jangsan-got im nördlichen Teil von Baengnyeong und den nördlichen Gebieten der Insel Yeonpyeong abgegeben”, sagte ein Vertreter des südkoreanischen Verteidigungsministeriums. Nordkorea müsse “diese Aktionen umgehend einstellen”, forderte das Ministerium in einer Erklärung und warnte, es werde mit “angemessenen” Maßnahmen reagieren. Laut dem Generalstab Südkoreas gab es keine Schäden durch die Granaten.

Zunächst sagten Vertreter der Insel Yeonpyeong der Nachrichtenagentur AFP, die Bewohner seien aufgefordert worden, sich in Sicherheit zu bringen. Es handle sich um eine “präventive Maßnahme”. Die Insel liegt zwölf Kilometer südlich der nordkoreanischen Küste. Kurz darauf sagte ein Behördenvertreter der Insel Baengnyeong, die Evakuierung werde “in diesem Moment bekannt gegeben”. Er sei darüber informiert worden, dass die südkoreanische Armee in Kürze eine Marineübung abhalten werde.

Die Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea befinden sich derzeit auf einem Tiefpunkt. Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un will die Waffenentwicklung ausweiten, darunter auch jene von taktischen Atomwaffen. Als Reaktion darauf haben Südkorea und die verbündeten USA ihre Verteidigungszusammenarbeit verstärkt und gemeinsame Militärübungen abgehalten.

Experten zufolge ist es grundsätzlich nicht ungewöhnlich, dass Nordkorea im Zuge seiner Wintermanöver Artillerie in dem Gebiet einsetzt. Der Unterschied zu früheren Jahren sei allerdings, dass Diktator Kim eine härtere Gangart gegenüber dem Süden angekündigt hat und den Nachbarn offiziell als Feind betrachtet. Die Möglichkeit einer Wiedervereinigung hatte Kim erst vergangene Woche ausgeschlossen.

Kurz vor dem Beschuss Richtung der Inseln hatte Kim für den Fall einer Konfrontation mit den USA und Südkorea eine Intensivierung von Kriegsvorbereitungen bekräftigt. “Wenn sie sich für eine militärische Konfrontation entscheiden und das Feuer eröffnen, müssen wir alle mächtigen Mittel mobilisieren, um ihnen einen vernichtenden Schlag zu versetzen und sie vollständig zu zerstören”, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur KCNA Kim am Sonntag bei einem Empfang für Militärs. Das Land müsse “das Schwert schärfen”, um sich gegen die “Gefahr feindlicher Manöver” zu wappnen, die auch wegen der USA schnell Realität werden könnte, sagte Kim demnach im Hauptquartier der regierenden Arbeiterpartei.

Das Gebiet um die Grenzlinie im Meer ist in der Vergangenheit wiederholt Schauplatz von Gefechten zwischen Kriegsschiffen beider Länder gewesen. Die sogenannte Nördliche Grenzlinie (NLL) wird von Nordkorea nicht anerkannt. Die Grenzlinie wurde nach dem Korea-Krieg (1950-53) einseitig von einem UNO-Kommando gezogen, um Feindseligkeiten zwischen beiden Seiten zu verhindern. Yeonpyeong war etwa 2010 Ziel eines Angriffs der nordkoreanischen Artillerie gewesen. Zwei Soldaten und zwei Zivilisten wurden damals getötet. Ebenfalls 2010 sank ein südkoreanisches Kriegsschiff nahe Baengnyeongdo. 46 Soldaten ums Leben. Südkorea warf Nordkorea vor, das Schiff versenkt zu haben.

Die Koreanische Halbinsel ist seit Jahrzehnten geteilt und befindet sich völkerrechtlich noch immer im Kriegszustand. Ein Friedensabkommen ist nach dem Korea-Krieg nicht geschlossen worden, nur ein Waffenstillstand. In den Bruderkrieg hatten damals auf der Seite des Südens im Rahmen der UNO die USA eingegriffen, aufseiten des kommunistischen Nordens die Sowjetunion und vor allem China. Nordkorea hat über die Jahrzehnte sein stalinistisches System, inklusive Personenkult, behalten; es ist hochgerüstet, ein Großteil der Bevölkerung aber in totaler Armut. Südkorea hat ab den 80er Jahren den Weg der Demokratie eingeschlagen und hat sich zur Hightech-Nation entwickelt.

Auf Yeonpyeong leben rund 2.000 Einwohner und dort stationierte Soldaten. Die Insel liegt rund 120 Kilometer westlich von Seoul, die Fährfahrt dorthin dauert mehr als zweieinhalb Stunden. Auf Baengnyeong leben mehr als 4.000 Menschen.

Von: APA/AFP/dpa/Reuters

Kommentare
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pingoballino1955
pingoballino1955
Universalgelehrter
4 Monate 1 Tag

Der ” FETTE” Kim Youn Un ist gefährlich!

Doolin
Doolin
Kinig
4 Monate 1 Tag

…der Dicke zündelt gern…

OrtlerNord
OrtlerNord
Universalgelehrter
4 Monate 1 Tag

pingo….
Nordkorea, Iran, China, Russland
Suche die Gemeinsamkeit
Alles Terrorstaaten!

info
info
Universalgelehrter
4 Monate 1 Tag

Mein Gott, ist Übergewicht wirklich das große Problem?
Offensichtlich nicht, denn OrtlerNord zeigt auf, dass nicht nur Dicke fette Probleme machen können.

Doolin
Doolin
Kinig
4 Monate 1 Tag

@info
…seine Untertanen schauen aber nicht so gut genährt aus…

Gutemine07
Gutemine07
Grünschnabel
4 Monate 1 Tag

Hoffentlich fängt der jetzt nicht auch noch an 🙈

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