Bozen/Rom – Vor etwas mehr als einem Vierteljahrhundert, als der Schreiber dieser Zeilen in die Berufswelt eintrat, wurde in fast jedem Zimmer geraucht. Verrauchte Räume, volle Aschenbecher und vom Rauch grau gewordene Vorhänge waren von einer heute nicht mehr vorstellbaren Alltäglichkeit. Als Italien dann Jahre später ein Rauchverbot für Bars und Gaststätten erließ, war der Aufschrei groß. Gegner des Rauchverbots meinten, dass diese drastische Maßnahme reihenweise zu Lokalschließungen führen werde.
Allen Unkenrufen zum Trotz blieb das vorhergesagte Lokalsterben aber aus. Vielmehr geschah das genaue Gegenteil. Viele Menschen – darunter Familien mit Kindern, aber auch Sporttreibende und Umweltbewusste – die sich früher an der rauchigen Lokalluft, die man an manchen Wintertagen auch fast mit dem Messer schneiden konnte, störten, kehrten in die Bars, Pizzerien und Gaststätten zurück. Das italienische Modell sorgte in ganz Europa für Staunen. Niemand hätte sich je gedacht, dass sich die angeblich so „anarchischen“ Italiener einer solch einschneidenden Maßnahme beugen würden.
Die lebensfreudigen Einwohner des Stiefelstaats erkannten aber, dass die gesündere, weil rauchfreie Luft viel eher zum Genuss eines Espresso oder einer schönen Mahlzeit einlädt als der stickige Zigarettennebel. Daneben verblassen selbst altbekannte medizinische Erkenntnisse, die besagen, dass Nichtraucher gesünder leben und seltener an Krebs erkranken.
Die Wirkung in der Gesellschaft blieb nicht aus. Während früher Rauchen noch als cool galt, ist es heute eher verpönt. Raucher, die im Winter ins Freie müssen, sorgen heutzutage eher für mitleidige Blicke.
Aber das Thema Rauchverbote ist immer noch heiß umstritten. Selbst das überschaubare Vorhaben des italienischen Gesundheitsministers Orazio Schillaci, der das Rauchen weiter einschränken will, sorgt in Italien immer noch für herbe Kritik. Da es scheint, dass das Rauchen – besonders unter Jugendlichen – wieder in Mode kommen könnte, sind neue Einschränkungen aber nur zu begrüßen. Orazio Schillaci, der selbst unter seinen Regierungskollegen auf Widerstand stößt, soll gleich wie sein damaliger Vorgänger aber ruhig auf seine guten Argumente vertrauen: Ohne Rauch geht’s auch.
Von: ka
