281 Millionen Euro für Pflegebdürftige im Jahr 2023

Pflegebereich steht vor großen Herausforderungen

Montag, 08. April 2024 | 13:47 Uhr

Bozen – Darüber, wie das Land Südtirol pflegebedürftige Menschen in Südtirol unterstützt, wurde heute in Bozen informiert. Der Direktor der Agentur für soziale und wirtschaftliche Entwicklung (ASWE) Eugenio Bizzotto und der Direktor des Dienstes für Pflegeeinstufung Alberto Zendrini lieferten dazu Daten und Fakten zum Pflegegeld und zu der Pflegeeinstufung.

Soziallandesrätin Rosmarie Pamer bezeichnete die Pflege als ein großes gesellschaftliches Thema, bei dem es gelte, mehrere Herausforderungen zu meistern: “Es geht unter anderem darum neue, weniger arbeitsintensive Wohn- und Betreuungsmodelle zu fördern. Dazu sind derzeit mehrere Projekte in Planung oder auch schon in Umsetzung. Denn wir müssen alles dafür tun, um Pflege zu Hause so lange als irgendwie möglich zu garantieren”, hob die Landesrätin für Sozialen Zusammenhalt hervor. Außerdem gelte es die berufsbegleitende und wohnortnahe Ausbildung im Pflegebereich zu stärken, die Pflegeleistungen auch über neue Modelle der Finanzierung abzusichern und die Wartezeiten bei der Pflegeeinstufung weiter zu verkürzen.

Pflegegeldeinstufung: Wartezeiten wurden reduziert

Denn wer Anspruch auf Pflegegeld hat, wird über eine Einstufung durch ein Team aus Fachkräften der Sozialassistenz und der Krankenpflege festgelegt. In den vergangenen Jahren war es dabei zu längeren Wartezeiten gekommen, die nun reduziert werden konnten: Aufgrund der Pflegeeinstufung von Amtswegen und der zusätzlichen Möglichkeit der Einstufung in den Räumen des Dienstes für Pflegeeinstufung konnte die Wartezeit im landesweiten Durchschnitt von neun auf 4,5 Monate reduziert werden. Der Direktor des Amtes für Pflegeeinstufung Alberto Zendrini wies darauf hin, dass die Einstufungen vor in den Sprengelsitzen in Kardaun, Neumarkt, Sterzing und Naturns sowie in den Außenstellen in Bozen und in Bruneck erfolgen. Demnächst, sprich Ende April, werde zudem eine Außenstelle in Meran eröffnen . Eine wichtige Möglichkeit, um sich über das Pflegegeld und die Einstufung zu informieren, ist das Pflegetelefon (erreichbar unter848 800 277) . “Im Vorjahr haben wir einen Anstieg von 15 Prozent bei den Anrufen beim Pflegetelefon verzeichnet. Dabei ging es vor allem um Fragen zur Wartezeit auf die Einstufung, zu Fälligkeit und Auszahlung des Pflegegeldes und zur Löschung der Dienstgutscheine.”

Pflegegeld 2023: Die Zahlen

Im Jahr 2023 hat das Land Südtirol insgesamt 281 Millionen Euro ausbezahlt, um pflegebedürftige Menschen finanziell zu unterstützen. 47 Prozent davon, 132.839.294 Euro, wurden als Pflegegeld für die Pflege zu Hause ausbezahlt. Unterstützt wurden 2023 damit rund 15.500 pflegebedürftige Menschen beziehungsweise 2,9 Prozent der Wohnbevölkerung. Im Vergleich zum Vorjahr gab es hierin eine Steigerung von 7,8 Prozent bei den Ausgaben, bei den Pflegebedürftigen beträgt der Anstieg 6,9 Prozent. “Der Anstieg ist vor allem auf die Einstufung von Amtswegen zurückzuführen, mit der die Pflegebedürftigen schneller das Pflegegeld erhalten haben“, informierte der ASWE-Direktor Eugenio Bizzotto. Zwei Drittel der Pflegegeldbeziehenden sind Frauen, das Durchschnittsalter betrug 71,6 Jahre. Ein detaillierter Blick auf die Altersverteilung zeigt, dass besonders ab dem 80. Lebensjahr die Anzahl der Leistungsempfänger zunimmt. 56 Prozent der Ausgaben werden für Pflegebedürftige der ersten Pflegestufe getätigt, 28 Prozent sind in der zweiten Pflegestufe, 12 Prozent in der dritten und 4 Prozent in der vierten Stufe. 4.238 Menschen wurden 2023 in einem Seniorenwohnheim betreut.

Für die Pflege in den Heimen wurden über 146 Millionen Euro an Geldmitteln bereitgestellt. Dies ist mehr als in den Vorjahren, weil hier die Mehrausgaben für die bessere Entlohnung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einfließen, informierte ASWE-Direktor Bizzotto. Vorgestellt wurden auch die Zahlen zu Begünstigten und Ausgaben für Zivilinvaliden, Zivilblinde und Gehörlose sowie jene zum Beitrag zur Rentenmäßigen Absicherung der Pflegezeiten. Diesen Beitrag können pflegende Angehörige in Anspruch nehmen, wenn sie aufgrund von Pflegearbeiten die eigene Arbeitstätigkeit aussetzen oder reduzieren. 2023 nahm die Anzahl der Begünstigten und der Ausgaben rasant zu: Von 247 Begünstigen im Jahr 2022 wurde für 2023 ein Anstieg auf 727 Begünstigte verzeichnet, die Landesausgaben in diesem Bereich stiegen von 537.032 Euro auf 1,8 Millionen Euro an. “Der Anstieg unter anderem auf eine Digitalisierungswelle zurückzuführen, mit der offene Ansuchen zeitnah und zügig auf- bzw. abgearbeitet werden konnten”, berichtete Eugenio Bizzotto.

Von: mk

Bezirk: Bozen

Kommentare

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8 Kommentare auf "Pflegebereich steht vor großen Herausforderungen"


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So sehe ich das
23 Tage 11 h

Als ehemalige Pflegekraft erlaube ich mir zu schreiben daß das Problem erst gelöst wird wenn die Pflegekräfte ihren Status bekommen ( d.h. ordentlichen Gehalt und Anerkennung ).
Man kann noch soviele Wohn- und Betreuungsmodelle fördern … ohne Fundament funktionierts nicht.
1999 sagte eine Lehrperson der Hannah Arendt zu uns: ihr wird maximal 10 Jahre in diesem Bereich arbeiten. Und so war es bei vielen meiner Schulkollegen.

Es braucht keine “moderne” Heime, es braucht keine Digitalisierung.
Täglich bin ich eine Stunde beim Programm Senso dabei die Daten einzutragen ….. ( die Zeit fehlt mir bei der Person ).

…was soll’s ?!?!?

nemesis
nemesis
Tratscher
23 Tage 6 h

SENSO7 ist umständlich und ein uraltes, umständliches Programm unter “neuem” Makeup. Wenn alle Maßnahmen gut angelegt sind, kann man sich zwar auch “duchklicken”, ABER ich gebe dir recht. Dazu kommt, dass der Pflegeschlüssel von den DirektorInnen so knapp wie möglich gehalten wird und viele Tricks angewandt werden, um ihn zu “schönen” oder verfälschen. Leider passiert in der Pflege seit einiger Zeit das, was beispielsweise den LKW-Fahrern passiert ist: Durch die Überschwemmung aus dem Osten ist das Personangebot da, also besteht keine besondere Notwendigkeit, die Gehälter anzuheben. Qualität sieht halt anders aus, aber die Abarbeitung der extrem langen Wartelisten ist wichtiger.

Homelander
Homelander
Universalgelehrter
23 Tage 13 h

Frau Walt traut  hat das ja alles super gemeistert…😬🙄

ebbi
ebbi
Kinig
23 Tage 7 h

Seit Jahren und Jahrzehnten die gleiche Leier, anstatt Verbesserungen geht es vollkommen in die andere Richtung. Schöne Strukturen nutzen nichts, wenn kein Personal da ist, darin zu arbeiten. Die Berufe müssen endlich aufgewertet und anständig bezahlt werden. Das Pflegegeld gehört endlich einkommensabhängig und nicht mit der Gieskanne ausbezahlt werden. Das Verfahren für Bewertung der Zivilinvalidität und Gesetz 104-92 muss beschleunigt werden und ambulante Dienste sind auszubauen.

So ist das
23 Tage 9 h

Vor grossen Herausforderungen?

Das ist wohl untertrieben, nachdem vieles versäumt wurde 🤔

ebbi
ebbi
Kinig
22 Tage 21 h

“Vor großen Herausforderungen” – wohl eher “vor dem Abgrund” und “Totalversagen in den letzten Jahren und Jahrzehnten”

Savonarola
22 Tage 21 h

Am Besten funktioniert die Pflege, wenn man sich partout weigert, das Personal angemessen zu zahlen und die 104er-Kommission die Leute drangsaliert, schikaniert und demütigt. Da klingt eine Verkürzung der Wartezeit von 9 auf 4,5 Monate wie ein Meilenstein in der Autonomiegeschichte.

thomas
thomas
Kinig
22 Tage 17 h

Das Pflegegeld darf nicht mehr giesskannenartig verteilt werden, sondern muss verbindlich zur Finanzierung der Pflege dienen

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