Fragwürdige Aktion von CasaPound

Piffrader-Relief mit Taliban-Aufschrift versehen

Mittwoch, 12. April 2017 | 14:46 Uhr

Bozen – Viele Bürger, die am Mittwochvormittag am Gericht in Bozen vorbeigekommen sind, dürften wohl nicht schlecht gestaunt haben, als ihr Blick über das umstrittene Piffrader-Relief schweifte. Kurz nachdem die Arbeiten zur Entschärfung des Relikts begonnen haben, hat die neofaschistische Bewegung CasaPound mit einer fragwürdigen Aktion für Aufruhr gesorgt.

Am Finanzamt hing ein Plakat mit der Aufschrift „Talebani! Nemici della storia“. Die Bewegung kritisiert, dass mit dem Zitat von Hannah Ahrendt „Kein Mensch hat das Recht zu gehorchen“ das „künstlerische Werk entstellt“ werde.

Die Aktion der rechtsextremen Bewegung, die im Bozner Gemeinderat mit drei Mitgliedern vertreten ist, hat scharfe Kritik hervorgerufen. Das Plakat wurde entfernt.

Mussolinirelief als „Mahnmal“: “Für wen? Zu was?”

Diese Aktion hält die Süd-Tiroler Freiheit für „einen reinen PR-Gag, der nicht ernst gemeint sein kann“.

Cristian Kollmann von der Bozner Ortsgruppe schreibt: „Eigentlich müssten sich die Rechtsaußenparteien freuen! Das rassistische Mussolinirelief wird nämlich keineswegs ausgelöscht, sondern, im Gegenteil: Es wird auf Hochglanz gebracht und soll mit einer jederzeit ausschaltbaren Leuchtschrift, deren Text die Öffentlichkeit für dumm verkaufen soll, versehen werden. Mit dieser Maßnahme ist weder eine Historisierung noch ein ernst gemeintes Mahnmal geschaffen.“

Auch fragt sich Kollmann: „Ein Mahnmal für wen? Für die Opfer? Für die Täter? Für beides? Ein Mahnmal zu was? Will man etwa Opfer UND Täter zur Akzeptanz von faschistischen Kulturverbrechen im öffentlichen Raum mahnen? Will man die Gesellschaft dazu mahnen, dass diese Kulturverbrechen lediglich mit Samthandschuhen angefasst werden dürfen? Falls ja, wo bleibt dann die Abgrenzung zu CasaPound & Co? Falls nein, warum wird es nicht, so wie von der alten Landesregierung noch gefordert, entfernt?“

 

Von: mk

Bezirk: Bozen