Steigt das Risiko einer weiteren Eskalation

Putin immer mehr isoliert: Wie gefährlich wird er?

Samstag, 30. September 2023 | 13:40 Uhr

Moskau – Der Zirkel der engsten Vertrauten, die den russischen Präsidenten Wladimir Putin beraten, scheint zu schrumpfen. Das kommt nicht überraschend. Statt eines ehrlichen Rats umgeben sich viele Despoten irgendwann nur noch mit Ja-Sagern, die sie in ihren eigenen Ansichten bestätigen.

Dem US-Think-Tank RAND zufolge nutze Putin „kaum noch wirtschaftlichen oder militärischen Rat“ außerhalb seines inneren Kreises. Der Westen habe zwar Putins Willen, eine Konfrontation mit der NATO zu riskieren, überschätzt. Durch seine Isolation steige dennoch die Gefahr einer Eskalation, erklären die Experten laut einem Bericht der Online-Ausgabe des Merkurs.

Neben dem umgekommenen Chef der Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, fällt zunehmend auch Verteidigungsminister Sergei Schoigu in Ungnade. Erst letzte Woche stellte ihm Putin ein Ultimatum. Er forderte Schoigu auf, Russlands Position im Donbass bis Oktober zu verbessern. Die Konsequenzen im Fall eines Scheiterns ließ der Kreml-Chef offen.

Laut US-Think Tank RAND bedeute eine weitere Eskalation in der Ukraine in erster Linie mehr Leid für die Zivilbevölkerung. Die Folge könnten noch größer angelegte Luft- und Raketenangriffe sein. Deshalb fordern die Experten die Lieferung von Luftabwehrraketen. Sollten die Ukrainer nicht mehr fähig sein, Zivilisten zu schützen, drohe möglicherweise eine „Eskalationsspirale“ durch ukrainische „Vergeltungsschläge“ in Russland.

Russischer Atomwaffeneinsatz weiterhin sehr unwahrscheinlich

Gleichzeitig warnte Politikwissenschaftler Frank Sauer von der Universität der deutschen Bundeswehr davor, Drohungen mit Atomwaffen zu ernst zu nehmen. „Aktuell wäre für Putin mit nuklearer Eskalation eigentlich nichts gewonnen“, erklärte er gegenüber dem ZDF. Allerdings wirft er ein, dass die russische Nukleardoktrin nicht auf strategische Abschreckung beschränkt sei, weshalb der Einsatz von Nuklearwaffen auf dem Schlachtfeld nicht explizit ausgeschlossen werde. Die wenigen Partner, die Russland auf internationalem Parkett noch hat, wie etwa Indien und China hätten laut Sauer allerdings, „kein Interesse an einer sinkenden nuklearen Hemmschwelle“.

Von: mk