Von: apa
Am Samstag haben die rechtsextremen Identitären in Wien demonstriert. Nach Schätzungen der APA waren es rund 200 Menschen, die sich am Nachmittag beim nach dem bekennenden Antisemiten Karl Lueger benannten Platz trafen und von dort durch die Wiener Innenstadt zogen. Auch einige ausländische Rechtsextreme waren darunter. Begleitet wurde der Marsch von mehreren Gegendemos und Sitzblockaden. 48 Personen wurden laut Polizei vorläufig festgenommen.
Bereits zu Beginn skandierten die Demonstranten, angeleitet von Martin Sellner, seit Jahren Gesicht der Identitären, mehrmals den rechtsextremen Code “Remigration”. Direkt gegenüber standen den Identitären mehrere Antifaschisten. Abgesehen von kleineren Provokationen – von Seiten der Identitären auch gegenüber Journalisten – begann die Demo aber ruhig. An mehreren Stellen trennten die Rechtsextremen und die – insgesamt zahlenmäßig überlegenen – Gegendemonstranten und -demonstrantinnen nur wenige Meter. Ein direktes Aufeinandertreffen wurde durch die Polizei verhindert.
Insgesamt wurden drei Sitzblockaden von Gegendemonstranten aufgelöst, es kam zu mehreren Störversuchen durch vermummte Personen, teilte die Landespolizeidirektion Wien am Abend mit. 48 Personen wurden vorläufig festgenommen, sechs Personen aufgrund Verwaltungsübertretungen nach dem Versammlungsgesetz angezeigt, so die vorläufige Bilanz der Polizei. Kurzzeitig seien Eier und mit Fäkalien befüllte Säckchen auf Kundgebungsteilnehmende und Einsatzkräfte geworfen worden, hieß es.
SPÖ und Grüne mit Kritik an Demo
Kritik an der Demonstration äußerte SPÖ-Vizekanzler Andreas Babler im Kurznachrichtendienst Bluesky. “Hass, Hetze, Menschenverachtung, Rassismus und Antisemitismus haben auf Österreichs Straßen nichts zu suchen”, schrieb Babler am Samstag und kritisierte auch die Verbindungen der Identitären zur “Neonazi-Szene” und der FPÖ.
Die Grünen beurteilten die Demonstration als “Reinfall für die neofaschistischen Identitären”. Trotz einer monatelangen und europaweiten Mobilisierung hätten sich nur wenige hundert Mitglieder und Sympathisantinnen und Sympathisanten in Wien versammelt, meinte der Grüne Rechtsextremismussprecher Lukas Hammer in einer Aussendung. Den Polizeieinsatz bezeichnete er trotz Kritik als “vergleichsweise angemessen und deeskalativ” und kritisierte, dass auch parlamentarische Mitarbeiter der FPÖ an dem Protestzug teilgenommen hätten.
Diese sei der “parlamentarische Arm” der Identitären, was man auch an personellen Überschneidungen sehe, sagte unlängst der Leiter des Dokumentationsarchivs Österreichischen Widerstands (DÖW) Andreas Kranebitter zur APA. Die Demonstration der Identitären findet jährlich im Sommer statt.
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