Von: APA/Reuters/dpa/AFP
Russland hat der Ukraine laut Insidern einen Friedensplan vorgeschlagen, der den Verzicht auf große Teile des Ostens des Landes vorsieht. Im Gegenzug würde Moskau kleine besetzte Gebiete zurückgeben. Dies gehe aus Vorschlägen hervor, die Russlands Präsident Wladimir Putin und US-Amtskollege Donald Trump bei ihrem Gipfel in Alaska erörtert haben sollen, hieß es am Wochenende. Die Ukraine forderte unterdessen mehr Druck auf Moskau zur Beendigung des russischen Angriffskriegs.
Der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha erklärte am Sonntag, die Ukraine brauche in erster Linie Garantien für ihre eigene Sicherheit, eine Stärkung ihrer Verteidigungskraft und ein Paket von Abschreckungsmaßnahmen. Dieses solle Russland zwingen, den Krieg zu beenden, teilte der Minister bei X vor einer am Nachmittag geplanten Videokonferenz europäischer Staats- und Regierungschefs mit.
Sybiha führte demnach Gespräche mit seinen europäischen Amtskollegen, um Schritte mit Blick auf die Konferenz zu koordinieren. Auch der Sanktionsdruck auf Russland müsse erhöht werden, sagte der Außenminister. Die EU-Kommission bereitet derzeit ein 19. Paket mit Strafmaßnahmen vor.
Moskau will volle Kontrolle über Donezk und Luhansk
Bezüglich der öffentlich nicht präsentierten Details der Gipfelgespräche sagten, zwei mit den russischen Überlegungen vertraute Personen am Samstag, Moskau zufolge müsste die Ukraine ihre Truppen vollständig aus den östlichen Regionen Donezk und Luhansk abziehen. Im Gegenzug würde Russland die Frontlinien in den südlichen Regionen Cherson und Saporischschja einfrieren.
Zudem verlange Putin eine formelle Anerkennung der russischen Souveränität über die 2014 annektierte Krim und einen Verzicht der Ukraine auf eine NATO-Mitgliedschaft. Die Ukraine hat die Abtretung von Gebieten bisher stets zurückgewiesen.
Trump und Putin offenbar “weitgehend einig”
Trump sagte, er und Putin hätten sich “weitgehend geeinigt”. “Ich denke, wir sind einer Einigung ziemlich nahe”, sagte der US-Präsident dem Sender Fox News. Er schränkte jedoch ein, dass die Ukraine noch zustimmen müsse. Ein sofortiger Waffenstillstand sei bei dem Treffen jedoch nicht vereinbart worden, da Putin dies bis zu einer umfassenden Einigung ablehne. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wird am Montag samt EU-und NATO- sowie führenden europäischen Staats- und Regierungsspitzen nach Washington reisen, um mit Trump über eine mögliche Beilegung des Krieges zu sprechen.
Kiew und Moskau melden erneut gegenseitige Drohnenangriffe
Einen Tag vor dem Besuch überzogen Russland und die Ukraine einander erneut gegenseitig mit Drohnenangriffen. Die russische Armee habe die Ukraine in der Nacht auf Sonntag mit 60 Drohnen angegriffen, hieß es am Sonntag aus Kiew. Moskau meldete seinerseits, dass ukrainische Streitkräfte 46 Drohnen auf Russland abgefeuert hätten.
Bei den russischen Attacken seien auch im Iran gebaute Shahed-Drohnen sowie eine Iskander-Rakete im Einsatz gewesen, erklärte die ukrainische Luftwaffe. Bei Angriffen auf die ostukrainische Region Donezk seien am Samstag fünf Menschen getötet worden, teilte der Gouverneur Region, Wadym Filaschkin, mit. Das russische Verteidigungsministerium meldete seinerseits, dass Kiew die meisten seiner Drohnenauf Grenzregionen abgefeuert habe, aber auch auf eine Region östlich von Moskau, hunderte Kilometer von der Ukraine entfernt.
Bei einem ukrainischen Drohnenangriff sei ein Mann in seinem Auto getötet worden, teilte der Gouverneur der Region Kursk, Alexander Chinschtein, mit. In der Region Woronesch sei ein Mensch verletzt worden, erklärte der dortige Gouverneur.
Selenskyj sowie EU- und NATO-Spitzen am Montag in Washington
Selenskyj wird am Montag in Washington zu Besuch sein. EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen, NATO-Generalsekretär Mark Rutte, Deutschlands Bundeskanzler Friedrich Merz, Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, Großbritanniens Premierminister Keir Starmer, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und sein finnischer Amtskollege Alexander Stubb werden Selenskyj zu den Beratungen in Washington begleiten. Trump hatte das Ziel einer raschen Waffenruhe nach einem Treffen mit Russlands Machthaber Wladimir Putin am Freitag in Alaska aufgegeben und strebt nun ein umfassendes “Friedensabkommen” an.
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