Von: APA/dpa/Reuters
Russland und die Ukraine haben jeweils weitere 303 Personen freigelassen und so ihren bisher größten Gefangenenaustausch seit Kriegsbeginn abgeschlossen. Das teilten das russische Verteidigungsministerium in Moskau und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Sonntag mit. Damit kamen seit Freitag jeweils 1.000 Gefangene auf beiden Seiten in Freiheit.
Die Vereinbarung dazu war am 16. Mai bei Gesprächen zwischen Russland und der Ukraine in Istanbul getroffen worden. Ungeachtet des laufenden Gefangenenaustauschs startete Russland in der Nacht auf Sonntag nach Angaben der Ukraine den größten Luftangriff auf das Nachbarland seit Beginn des Krieges vor mehr als drei Jahren.
Bisher beispiellose Aktion
Der Austausch am Sonntag war die dritte und letzte Etappe in der bisher beispiellosen Aktion der Kriegsparteien. Damit sei die in Istanbul getroffene Vereinbarung zwischen den Kriegsparteien erfüllt, teilte das russische Verteidigungsministerium mit.
Am Vortag waren jeweils 307 Gefangene in Freiheit gekommen. Begonnen hatte der Austausch am Freitag mit der Übergabe von je 390 Gefangenen. Auch in der Vergangenheit hatten die beiden Kriegsparteien immer wieder Gefangene ausgetauscht. Wegen der großen Zahl waren dieses Mal allerdings drei Etappen nötig.
Selenskyj will alle Gefangenen zurückholen
Die dritte und letzte Etappe hatte Selenskyj für diesen Sonntag mehrfach angekündigt. “Aber die Aufgabe besteht darin, absolut jeden, der derzeit in Russland festgehalten wird, nach Hause zu bringen. Und das ist eine gemeinsame Aufgabe für unsere Geheimdienste, für unsere Diplomaten, für unseren ganzen Staat. Natürlich ist das keine einfache Aufgabe, aber sie muss erfüllt werden”, erklärte Selenskyj am Samstag.
Von den Heimkehrern am Samstag seien 273 im Gebiet Donezk in russische Gefangenschaft geraten, ein großer Teil schon 2022, so Selenskyj. Andere seien in den Gebieten Cherson, Saporischschja, Charkiw und Luhansk von den Russen gefasst worden.
Moskau: Russische Soldaten derzeit in Belarus
Die russischen Soldaten befänden sich derzeit auf dem Territorium der Republik Belarus, wo sie die notwendige psychologische und medizinische Hilfe erhielten, teilte das Ministerium in Moskau mit. “Alle russischen Militärangehörigen werden zur Behandlung und Rehabilitation in die Russische Föderation gebracht”, hieß es weiter.
Der Austausch war Mitte Mai bei den Gesprächen in Istanbul vereinbart worden. Er blieb das einzige konkrete Ergebnis der ersten direkten russisch-ukrainischen Verhandlungen seit 2022, auf die vor allem US-Präsident Donald Trump gedrängt hatte.
Russland kündigte Memorandum zur Konfliktlösung an
Russland habe insgesamt 880 Soldaten und 120 Zivilisten zurückerhalten, sagte der russische Vizeverteidigungsminister Alexander Fomin. “Wir zählen darauf, dass der auf Initiative Russlands durchgeführte umfangreiche Austausch von Gefangenen dazu beitragen wird, eine günstige Atmosphäre für die Erörterung der Bedingungen für eine friedliche Beilegung der Krise in der Ukraine zu schaffen”, sagte er.
Ob und wenn ja, wann und wo die nächsten direkten Verhandlungen über eine Waffenruhe und ein Ende des Krieges stattfinden, ist weiter unklar. Russland hatte zuletzt mehrfach angekündigt, nach dem Abschluss des Gefangenenaustauschs eine Absichtserklärung für die Lösung des Konflikts zu überreichen. Selenskyj zeigt sich bereit zu einer diplomatischen Lösung. Zugleich lehnt er einen von Moskau geforderten Rückzug der ukrainischen Truppen aus den Gebieten Saporischschja, Cherson, Luhansk und Donezk ab. Russland sieht diese Regionen bereits als sein Staatsgebiet an.
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