Peripherie auf Barrikaden

Schlanders: Primariate weg und Feuer am Dach

Mittwoch, 21. September 2016 | 13:00 Uhr

Meran/Schlanders – Im Sanitätsbetrieb ist wieder Feuer am Dach: Generaldirektor Thomas Schael hat nämlich im Zuge der Sanitätsreform beschlossen, die Primariate für Chirurgie und Pädiatrie von Schlanders ab Oktober als „einfache Struktur“ dem Krankenhaus Meran anzugliedern. Rückenwind bekam er dabei laut dem Tagblatt Dolomiten vom Sanitätsdirektor, Pflegedirektor und Verwaltungsdirektor.

Der Schlanderser Bürgermeister Dieter Pinggera sieht nun alle Primariate in Gefahr. Härter formuliert es SVP-Bezirksobmann Albrecht Plangger. „Wir wollen ein gleichwertiges Krankenhaus und kein Anhängsel von Meran. Das aber kann nicht funktionieren, wenn man uns die führenden Köpfe nimmt“, wettert er gegen den Beschluss des Generaldirektors vom 2. September.

Der Sanitätsbetrieb wehrt sich gegen diese Vorwürfe und verweist auf die Umsetzung der Gesundheitsreform mit dem zentralen Inhalt: „Ein Krankenhaus, zwei Standorte.“ Dabei setze man keine altgedienten Primare an die frische Luft. Wo es sich bei Pensionierungen oder Kündigungen anbietet, wird zusammengelegt.

Doch wie ein langjähriger Insider gegenüber den „Dolomiten“ erwähnt, schlage das Pendel in der Regel für die großen Spitäler aus. Es sei der Anfang vom Ende der Primariate in den kleinen Spitälern. In der Praxis sei es „einfach nicht realistisch“, Abteilungen wie die Innere Medizin oder die Chirurgie in Meran von Schlanders aus zu führen.

Die zuständige Landesrätin Martha Stocker steht deshalb unter massivem Druck der Peripherie. Sie meint, was zähle, seien die Dienste. Die müssten so weitergehen, wie bisher.

FH: „Raubbau im Gesundheitswesen ist zu beenden“

Der Freiheitliche Landesparteiobmann und Landtagsabgeordnete Walter Blaas warnt vor einer Ausgliederung der Primariate für Chirurgie und Pädiatrie am Krankenhaus von Schlanders. Die Gesundheitsreform ziele auf eine Schwächung der Dienste in der Peripherie ab. Belohnt werden sollen der PD und seine zentralistische Verwaltung in Bozen.
„Der massive Abbau von Diensten in der Peripherie ist umgehend zu beenden“, unterstreicht der Freiheitliche Landesparteiobmann in einer Aussendung einleitend. „Der Abbau von Vor-Ort-Diensten ist das falsche Signal“, kritisiert der Freiheitliche Landesparteiobmann. „In Südtirols Peripherie werden seit Jahren Dienste abgebaut und in der Landeshauptstadt konzentriert“, betont Blaas.

„Der geplante Rückbau von Strukturen am Krankenhaus von Schlanders muss als die Vorstufe für einen weiteren Abbau von Diensten angesehen werden. Die Gesundheitsreform geht zu Lasten der Menschen in der Peripherie und darüber hinaus der damit zusammenhängenden Strukturen und Erwerbszweige. Der Rückzug von Vor-Ort-Diensten befeuert die Abwanderung und macht es künftigen Generationen schwer eine Zukunft in der Heimat aufzubauen“, erörtert Walter Blaas.

„Die zur Farce verkommenen Sonntagsreden zur Stärkung des ländlichen Raums erinnern mittlerweile an die DDR-Propaganda kurz vor dem Fall der Mauer“, kritisiert Blaas und verweist auf die Pläne die Primariate für Chirurgie und Pädiatrie von Schlanders dem Krankenhaus von Meran anzugliedern. „Den Menschen im Vinschgau, im Wipptal und im oberen Pustertal werden die unerlässlichen Dienste einer flächendeckenden Gesundheitsversorgung entzogen. Die SVP zeichnet für die Entwicklung verantwortlich. Die Abwesenheit bei den Konferenzen in Rom, die treue Umsetzung des staatlichen Zentralismus und die stete Aushöhlung der Peripherie sind die Bilanz der SVPD-Politik“, kritisiert Blaas abschließend und kündigt massiven Widerstand an.

Pöder: „Bezirkskrankenhäuser werden geplündert“

“Die Bezirksrankenhäuser werden zugunsten der Krankenhäuser Bozen und Meran geplündert”, ktitisiert der Landtagsabgeordnete Andreas Pöder (BürgerUnion) den Beschluss des Sanitätsbetriebes, zwei Primariate in Schlanders  an das Krankenhaus Meran anzugliedern.

“Mit der Schröpfung des Schlanderser Bezirkskrankenhauses und der Angliederung der Primariate Chirurgie und Pädiatrie an Meran gleicht man die im Meraner Krankenhaus mit Verärgerung zur Kenntnis genommenen Pläne aus, die Kiefer- und Gesichtschirurgie von Meran nach Bozen zu verlagern und dort auszubauen”, vermutet Pöder.

“In Meran war man ziemlich sauer über diesen Plan, die Gesichts- und Kieferchirurgie nach Bozen zu verlagern. Der dortige Primar Dr. Magnato wurde unter anderem auch deshalb zum Primar ernannt, weil er diesen Schwerpunkt Kiefer- und Gesichtschirurgie in Meran auf- und ausbauen wollte/will. Jetzt macht man dem Krankenhaus Meran einfach das Geschenk, dass die Bereiche Chirurgie und Pädiatrie in Meran durch die Angliederung der Bereiche in Schlanders vergrößert werden.”

Damit werde ein doppelter Zentralismus betrieben: Meran gebe nach Bozen ab und Schlanders gebe Eigenständigkeit an Meran ab. “Die Bezirkskrankenhäuser werden zunehmend ausgehöhlt, die Verunsicherung von Personal und Patienten über das Schicksal der Bezirksstrukturen wird dadurch noch größer”, kritisiert der Abgeordnete.

Junge STF: „Bezirkskrankenhäuser durch Salamitaktik dem Untergang geweiht“

Der neuerliche Beschluss von Generaldirektor Thomas Schael, über die neue Sanitätsreform die Primariate für Chirurgie und Pädiatrie von Schlanders ab Oktober als „Einfache Struktur“ dem Krankenhaus Meran anzugliedern, bringt den Landesjugendsprecher und Vinschger Gemeinderat der Süd-Tiroler Freiheit, Benjamin Pixner, auf die Barrikaden. Die Bevölkerung habe schon länger das System der Landesregierung durchblickt: Die angewandte Salamitaktik im Sanitätswesen, besonders bei den Bezirkskrankenhäusern, führe scheibchenweise zur nächsten Schließung von Abteilungen, so Benjamin Pixner.

Die neuesten Meldungen bezüglich des Krankenhauses Schlanders seien für den Landesjugendsprecher der Süd-Tiroler Freiheit, Benjamin Pixner, vorhersehbar und von der SVP-Landesregierung geplant gewesen. Dies betreffe auch Maßnahmen in anderen Bezirken.

„Nicht nur die Bevölkerung wird hier bei der Nase herum geführt, sondern auch die Lokalpolitik bzw. die Gemeinderäte“, so, Pixner. Vor kurzem durfte die Bezirksgemeinschaft in Zusammenarbeit mit den Krankenhäusern Meran und Schlanders ein Gutachten über den neuen Landesgesundheitsplan abgeben, über den fast alle Gemeinderäte im Vinschgau abgestimmt und ihm auch zugestimmt haben. Daraus gehe klar hervor, dass der Bezirk Vinschgau keine Schwächung des Krankenhauses in Schlanders wünsche, erklärt die Junge Süd-Tiroler Freiheit.

„Bei den letzten im Gesundheitswesen getroffenen Verfügungen wurde immer gegen die Interessen der Bevölkerung und Patienten entschieden. Es wird immer klarer, dass die SVP ihr Wahlversprechen bezüglich ‚Erhalt der kleinen Krankenhäuser‘ brechen wird“, so Pixner.

 

Von: luk

Bezirk: Burggrafenamt, Vinschgau