Von: luk
Bozen – Cristian Kollmann, Toponomastikexperte der Süd-Tiroler Freiheit, begrüßt die Stellungnahme der Plattform Heimat zum Problem der italienischen Übersetzung von Orts- und Eigennamen in Südtirol. Allerdings sei die diesbezügliche Kritik nur bedingt angebracht.
Der Sprachwissenschaftler erklärt: „Gegen die Übersetzungen ‚passerella Martin Lutero‘ oder ‚via Giovanni Keplero‘ für den Martin-Luther-Steg in Meran und die Johannes-Kepler-Straße in Bozen ist aus linguistischer und sprachpolitischer Sicht nichts einzuwenden. Die Übersetzung von Namen von historischen Figuren hat nämlich eine lange Tradition, nicht nur im Italienischen, sondern auch im Deutschen und anderen Sprachen.“ Als Beispiele nennt Kollmann die Namen von Päpsten (Johannes Paul II. – Giovanni Paolo II – John Paul II), Regenten (Meinhard II. von Tirol-Görz – Mainardo II di Tirolo-Gorizia) und sonstigen historischen Persönlichkeiten (Christoph Kolumbus – Cristoforo Colombo – Christopher Columbus).
Durchaus gerechtfertigt findet Kollmann die Kritik der Plattform Heimat an der italienischen Übersetzung von Ortsnamen. Doch auch hier gelte es zu differenzieren. Das von der Plattform Heimat beigebrachte Beispiel „Merano“ sei denkbar schlecht gewählt, weil es sich bei „Merano“ um keine tolomeische Konstruktion, sondern um einen im Italienischen historisch fundierten Namen handle. Eine Namensverunglimpfung treffe lediglich auf „Barbiano“ für Barbian zu, weil „Barbiano“, so Kollmann, „in der Tat nur zum Schein Italienisch und demnach de facto manipulativ ist.“
Kollmann kann sich folgenden Eindrucks nicht erwehren: „Die Plattform Heimat rund um Michael Epp und Martin Federspieler will nun kurz vor der Landtagswahl Patriotismus heucheln und dabei das Problem der Italianisierung von Orts- und sonstigen Eigennamen bemühen. Doch derartige Bemühungen sind zu reflexartig, undifferenziert und demnach unglaubwürdig. Man muss sich mit der Thematik schon etwas früher und ernsthafter auseinandersetzen, bevor man sich dazu äußert. Zudem wäre mir nicht bekannt, dass sich die Plattform Heimat je für die Abschaffung der faschistischen Ortsnamendekrete oder gegen die tolomeisch-faschistische Etikette ‚Alto Adige‘ ausgesprochen hätte. Was die Plattform Heimat den Wählern somit gerade bietet, ist nichts anderes als geheuchelter Last-minute-Patriotismus.“