Eine Petition wurde gestartet

Südtiroler Mütterinitiative setzt sich für „selbstbestimmte Geburt“ ein

Montag, 01. Oktober 2018 | 18:50 Uhr

Bozen – Die Südtiroler Mütterinitiative ist eine Gruppe von Müttern, die sich zusammengeschlossen hat, um sich für eine respektvolle, sichere und selbstbestimmte Geburt einzusetzen. „Wir glauben, dass sich noch vieles zum Positiven verändern kann, damit wir mehr als starke Protagonistinnen im Geburtsgeschehen wahrgenommen werden“, erklären die Vertreterinnen. Deshalb habe man sich dazu entschlossen, eine Petition zu starten.

Die Initiative fordert die Südtiroler Landesregierung auf, eine umfassende Reform der Geburtshilfedurch zu führen und nötige Gesetzesänderungen vor zu nehmen.

Zu den Forderungen zählen eine flächendeckende persönliche und respektvolle Begleitung durch eine Hebamme während der Schwangerschaft, bei der Geburt, im Wochenbett und darüber hinaus. Weitere Forderungen sind die Wahlfreiheit der Hebamme und des Geburtsortes, die Kostengleichstellung der Hausgeburt und die Errichtung eines oder mehrerer Geburtshäuser.

Krankenhäuser müssten zudem strukturell verbessert werden. Dazu seien die Schaffung von Aufenthaltsmöglichkeiten zusätzlich zu den Kreissälen, höhere Personalschlüssel und die Anerkennung von Begleithebammen und Doulas nötig.

Die WHO-Empfehlungen zur „Vermeidung und Beseitigung von Geringschätzung und Misshandlung bei Geburten“ sollte umgesetzt werden. Außerdem verlangt die Initiative den Schutz der Frau, ihres (ungeborenen) Kindes, des Partners oder der Partnerin sowie des geburtshilflichen Personals vor physischer, psychischer und struktureller Gewalt.

„Eine selbstbestimmte Geburt sollte ein Grundrecht und nicht mit finanziellen Mitteln verbunden sein. Die flächendeckende und adäquate Versorgung müsste durch die Sprengelhebammen gewährleistet werden. Das Angebot und die Möglichkeiten sind je nach Region sehr unterschiedlich und keinesfalls ausreichend. In manchen Gemeinden gibt es überhaupt keine Sprengelhebamme. Dennoch werden die Leistungen von freiberuflich tätigen Hebammen nicht rückerstattet“, erklärt die Südtiroler Mütterinitiative.

Die Anfahrtswege zu den Geburtskliniken würden vielerorts über 45 Minuten betragen und somit ein erhöhtes Risiko für Mutter und Kind darstellen.

„In den Krankenhäusern fehlt es an intimen und ruhigen Aufenthaltsmöglichkeiten, bevor und nachdem die Frauen den Kreissaal benötigen. Auch bei der Verfügbarkeit dieser kann es zu Engpässen kommen. Häufig betreut eine Hebamme mehrere Geburten gleichzeitig. Die emotionale Begleitung einer selbst gewählten Hebamme war bis vor Kurzem in den meisten Krankenhäusern möglich, wurde jedoch je nach diensthabendem Personal sehr unterschiedlich akzeptiert. Momentan sind außer in Meran und Schlanders keine Begleitungen mehr möglich. Dies ist ein großer Rückschritt! In anderen Ländern haben sich Modelle, bei denen die Begleithebammen die Geburt sogar leiten dürfen, längst etabliert und bewährt“, so die Südtiroler Mütterinitiative.

Eine 1:1-Begleitung durch eine bereits vertraute Hebamme oder Doula bei der Geburt bewirke nachweislich einen schnelleren, als weniger schmerzhaft empfundenen und komplikationsloseren Geburtsverlauf. Medizinische Interventionen und Schnittentbindungen könnten dadurch reduziert werden.

„Es gibt kein Geburtshaus in Südtirol und die Rückerstattung einer Hausgeburt beträgt nur rund ein Viertel der Kosten. Jede Frau hat das Recht auf den bestmöglichen Gesundheitsstandard. Dies beinhaltet laut WHO das Recht auf eine würdevolle und wertschätzende Gesundheitsversorgung. Die geburtshilfliche Versorgung in Südtirol ist unzureichend. Die Versorgung muss landesweit einheitlich organisiert und zum Wohle von Mutter und Kind gewährleistet werden. Wir wünschen uns eine Geburtshilfe, die Schwangerschaft, Geburt und Stillen als Leistung der Frau würdigt und anerkennt. Frauen sollen mit ihren Wünschen und Bedürfnissen wahrgenommen, respektiert und individuell gestärkt und begleitet werden“, betont die Südtiroler Mütterinitiative abschließend.

Von: mk

Bezirk: Bozen