Menschen legten Blumen am Bondi Beach nieder

Sydney-Attentäter offenbar von IS beeinflusst

Dienstag, 16. Dezember 2025 | 12:40 Uhr

Von: APA/dpa

Die beiden mutmaßlichen Attentäter von Sydney waren offenbar von der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) beeinflusst. Dies erklärte Australiens Premier Anthony Albanese in einem Interview. Laut Medien hatten sie kurz vor dem Anschlag auf ein jüdisches Fest mit 15 Todesopfern eine “militärähnliche Ausbildung” auf den Philippinen erhalten und der Sohn hatte Verbindung zu einem IS-Unterstützer-Netzwerk. Die philippinischen Behörden bestätigen die Einreise der beiden.

Vater und Sohn hätten sich zwischen dem 1. und 28. November 2025 auf den Philippinen aufgehalten, teilte die Einwanderungsbehörde in Manila mit. Ihr endgültiges Reiseziel auf den Philippinen war demnach die Stadt Davao auf der Insel Mindanao, wo IS-Gruppen aktiv sind.

Die beiden hatten an Sydneys weltberühmtem Strand Bondi Beach auf Menschen geschossen, die dort das jüdische Lichterfest Hanukkah feierten. 15 Menschen wurden getötet oder starben später im Krankenhaus. Der 50-jährige Vater, der am Tatort von Einsatzkräften erschossen wurde, war demnach indischer Staatsbürger mit Wohnsitz in Australien, er habe seinen indischen Reisepass für die Einreise in die Philippinen genutzt, sagte Behördensprecherin Dana Sandoval. Sein in Australien geborener 24-jähriger Sohn habe seinen australischen Pass benutzt.

Der 24-Jährige habe seit langem Verbindungen zu Mitgliedern eines australischen Netzwerks von IS-Unterstützern gehabt, berichtete der australische Fernsehsender ABC. Unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtete ABC zudem, dass die beiden auf den Philippinen in einem Trainingslager gewesen seien. Sie hätten dort eine “militärähnliche Ausbildung” erhalten.

Premierminister Albanese hatte zuvor berichtet, der australische Inlandsgeheimdienst habe den Sohn vor sechs Jahren wegen Verbindungen zu einer in Sydney ansässigen Terrorzelle des IS überprüft. Und in einem Interview mit dem Radiosender ABC Sydney erklärte er: “Es scheint, dass das (der Anschlag) durch die Ideologie des Islamischen Staates motiviert war.”

Selbstgemachte IS-Flaggen im Auto

Der Chef der Polizei des Bundesstaats New South Wales, Mal Lanyon, bestätigte laut dem “Guardian”, dass beide Attentäter im vergangenen Monat auf die Philippinen gereist waren. Der Zweck dieser Reise und der dortige Aufenthaltsort der beiden würden derzeit untersucht, hieß es.

In dem Auto, das auf den Sohn zugelassen ist, befanden sich laut Lanyon mehrere Sprengsätze und zwei selbst gemachte IS-Flaggen. Man arbeite weiterhin daran, die Hintergründe des Anschlags aufzuklären.

Der IS ist auf den Philippinen über lokale jihadistische Gruppen wie die Maute-Gruppe, Abu Sayyaf, Dawlah Islamiyah und die Bangsamoro Islamic Freedom Fighters aktiv. Der Kampf um die Stadt Marawi im Jahr 2017 markierte den Höhepunkt des IS-Einflusses auf Mindanao. Verschiedene militante Gruppierungen aus den Inselprovinzen Mindanaos schlossen sich zu einer Kampftruppe zusammen, die das wirtschaftliche Zentrum der einzigen islamischen Stadt der Philippinen besetzte.

Premier: Held von Sydney “Inspiration für alle Australier”

Unterdessen besuchte Albanese den Mann, der einen der Angreifer überwältigt hatte, im Krankenhaus. Der 43-jährige Ahmed al-Ahmed sei ein “wahrer australischer Held. Er ist sehr bescheiden”, sagte Albanese vor Reportern. Der in Syrien geborene Al-Ahmed hatte den Angreifer von hinten gepackt und ihm nach kurzem Kampf die Waffe entrissen, wie millionenfach in sozialen Netzwerken geklickte Aufnahmen zeigen. Er erlitt Schusswunden in der Schulter und muss mehrfach operiert werden.

Berichte über weitere Fälle von Zivilcourage

Die Zeitung “Sydney Morning Herald” berichtete von einem weiteren Fall von Zivilcourage. Demnach zeigten Aufnahmen einer in einem Auto installierten Videokamera, wie ein Paar zuvor versuchte, denselben Angreifer zu stoppen. Die Passanten hätten den Mann angegriffen, als er bewaffnet aus seinem Auto stieg. Das Paar habe ihn auf die Straße gestoßen und ihm das Gewehr aus den Händen gerissen. Der Angreifer sei danach zurück auf den Gehweg getaumelt. Drohnenaufnahmen, die nach dem Vorfall gemacht worden seien, zeigten das Paar tot nebeneinander auf dem Gehweg liegend, berichtete die Zeitung. Ihre Identitäten seien bisher nicht öffentlich bekannt.

Der “Guardian” berichtete zudem über andere Aufnahmen, auf denen ein Mann zu sehen ist, wie er einen Gegenstand auf denselben Angreifer wirft, nachdem dieser von Ahmed al-Ahmed entwaffnet worden war. “Er schaffte es, Ziegelsteine zu werfen, er schrie … und beschützte seine Gemeinde, er wurde erschossen”, wurde die Tochter des Mannes von der Zeitung weiter zitiert.

Premier: Wir möchten den Antisemitismus ausmerzen

Die Regierung stufte die Tat vom Sonntag als antisemitischen Terroranschlag ein. Auf die Frage von ABC Sydney, ob er das Gefühl habe, genug gegen Antisemitismus in seinem Land getan zu haben, erwiderte Premier Albanese: “Wir tun, was wir können.” Man werde weiter gegen Judenfeindlichkeit vorgehen. “Wir möchten den Antisemitismus ausmerzen. Das ist das Ziel.”

Seit dem Terrorangriff der palästinensischen Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023, der zum Gaza-Krieg führte, ist es nach Angaben jüdischer Repräsentanten zu einem drastischen Anstieg antisemitischer Übergriffe in Australien gekommen.

Laut der Sonderbeauftragten für den Kampf gegen Antisemitismus, Jillian Segal, nahmen die Vorfälle allein von Oktober 2023 bis September 2024 um 316 Prozent zu. Es seien mehr als 2.000 Fälle gemeldet worden, darunter Drohungen, Übergriffe, Sachbeschädigungen und Einschüchterungen. Dazu zählte sie einen Brandanschlag 2024 auf eine Synagoge in Melbourne. Auch in anderen Ländern kam es infolge des verheerenden Gaza-Kriegs vermehrt zu antisemitischen Vorfällen.

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