Von: luk
Bozen – Der diesjährige Tag der Autonomie am Samstag, 5. September, steht unter dem Motto “Natur, Landschaft und Autonomie erleben”. An diesem Tag der Erinnerung an das Gruber-De Gasperi-Abkommen, das vor genau 74 Jahren den ersten Schritt in Richtung Südtirol-Autonomie markierte, rückt das Land Südtirol 2020 nämlich die Befugnisse im Bereich des Landschafts- und Naturschutzes in den Fokus.
Das gelingt am besten, indem die Feierlichkeiten nicht konzentriert auf Bozen, sondern verteilt im ganzen Land stattfinden. Wie der Landeshauptmann, der bei der heutigen Vorstellung des Tags der Autonomie nicht dabei sein konnte, unterstreicht, kommt das auch den derzeit geltenden Covid-Schutzbestimmungen entgegen: “Durch die dezentrale Anordnung der Naturparks und des Nationalparks Stilfserjoch und durch die vielfältigen Möglichkeiten, Führungen im Außenbereich durchzuführen, ist es uns möglich, diesen Tag der Autonomie gemeinsam und dennoch unter Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen zu feiern.”
Schutzgebiete als sichtbarer Ausdruck der Autonomie
Für die Landesrätin für Raumordnung, Landschaftsschutz und Denkmalpflege ist es eine “große Freude”, dass dieses Jahr die Schutzgebiete des Landes gewählt wurden, um an die Entstehung der Autonomie zu erinnern: “Unsere Naturlandschaft ist einzigartig. Wir sind stolz auf unsere Parks und möchten diese Errungenschaft der Südtiroler Landesautonomie bewahren, pflegen und ausbauen.”
Dabei habe sich in den vergangenen Jahrzehnten viel geändert: Während in den 1970-er Jahren die Unterschutzstellungen für viel Unverständnis gesorgt hatten, erkennen die betroffenen Gemeinden heute den Wert der Schutzgebiete und insbesondere ihrer Besucherzentren, erklärt die Landesrätin. “Sie sind ein sichtbarer Ausdruck der Autonomie und für die Bevölkerung wichtige Anlaufstellen.”
Natürlich würden in einem Schutzgebiet immer auch unterschiedliche Interessen zusammentreffen, was den Schutz nicht immer einfach mache. “Unsere Lebensqualität hängt jedoch maßgeblich von einer intakten Landschaft und Natur ab”, betont die Landesrätin. “Sie zu schützen und zu pflegen ist ein großer Wert. Ebenso wichtig ist es, jenen Wertschätzung zukommen zu lassen, die sich um Pflege und Bewirtschaftung der Landschaften kümmern.”
Welche Landschaften in Südtirol in Parks geschützt werden, fasst Margareth Pallhuber, Koordinatorin für die Natur- und Umweltbildung der Naturparke, zusammen: “Die Parks umfassen besonders charakteristische, intakte Landschaften mit Hochgebirge, Almen und Wäldern.” Ihr Wert liege in ihrem Beitrag zur Erhaltung von Natur und Landschaft, zu Forschung und Umweltbildung. “Die Schutzgebiete ermöglichen ein unmittelbares Naturerlebnis und regen zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Natur an”, unterstreicht Pallhuber ihre Bedeutung.
Programm am Samstag, 5. September
Alle Südtirolerinnen und Südtiroler sind nun eingeladen, am Tag der Autonomie die derzeit sieben Naturparks und den Nationalpark Stilfserjoch mit ihren Besucherzentren zu besuchen und ihre Einzigartigkeit zu entdecken.
Die Mitglieder der Landesregierung werden jeweils in einem der Besucherzentren anwesend sein oder an den geplanten Ausflügen teilnehmen. Insgesamt gibt es zehn Standorte. Das Programm beginnt mit einer Ausnahme um 10 Uhr (Sand in Taufers: 16.00 Uhr) und umfasst nach einem kurzen offiziellen Teil Führungen im Innen- und vor allem in den Außenbereichen der Besucherzentren ebenso wie kurze Wanderungen und endet mit einem gemütlichen Picknick mit lokalen Produkten. Die Details für alle Standorte finden sich auf der Webseite www.provinz.bz.it/autonomietag .
Autonom gestalten und verwalten
Bereits mit dem Ersten Autonomiestatut von 1948 erhielt Südtirol die primäre Zuständigkeit für den Landschaftsschutz. Nur neun Jahre später wurde mit dem Landesgesetz Nr.8 von 1957 das erste Landesgesetz im Bereich Landschaftsschutz verabschiedet. Das zweite folgte mit dem Landesgesetz Nr. 16/1970, auf dessen Grundlage ab 1974 im ganzen Land Naturparks eingerichtet wurden. Die Schaffung dieser Großschutzgebiete erfolgte in einer Zeit des Aufbaus, in der große Erschließungsprojekte in landschaftlich sensiblen Gebieten im Raum standen, deren Umsetzung durch die Ausweisung der Naturparks nicht mehr möglich war. Bis 1988 wurden insgesamt sieben Naturparks auswiesen: Schlern-Rosengarten (1974), Texelgruppe (1976), Puez-Geisler (1978), Fanes-Sennes-Prags (1980), Trudner Horn (1980), Drei Zinnen (1981) und Rieserferner-Ahrn (1988).
Von großem Autonomiebewusstsein der Südtirolerinnen und Südtiroler zeugt auch der lange Einsatz um den Nationalpark Stilfserjoch: Dieser war 1935 durch den Staat ohne Einbindung der Bevölkerung entstanden. Nach der langjährigen Führung ab 1995 durch ein Konsortium wird der Südtiroler Anteil des Nationalparks seit 2016 vom Land verwaltet.