Bozen/Kiew – Das Ringen um einen Frieden in der Ukraine ist in eine teuflische Sackgasse geraten.
Wladimir Putin, der vermutlich geglaubt hat, die Ukraine innerhalb weniger Tage kassieren und seinen Gegenspieler in Kiew, Wolodymyr Selenskyj, beseitigen zu können, sieht seine Truppen der Russischen Föderation heftiger Gegenwehr und schmerzhaften Verlusten ausgesetzt. Als Autokrat, der eine brutale machiavellistische Agenda verfolgt, weiß er, dass ein großer Misserfolg schnell ihm selbst den Kopf kosten könnte. Um den Widerstand der Ukrainer zu brechen und seinen Truppen dennoch zum Sieg zu verhelfen, wirft er aus diesem Grund seine letzten moralischen Bedenken über Bord und beginnt, wahllos auch Städte anzugreifen und zu bombardieren.
Der Westen, der sich zu harten Sanktionen und auch zu Waffenlieferungen für die Ukraine durchgerungen hat, schreckt hingegen davor zurück, mit einer Flugverbotszone die Kräfteverhältnisse auf dem Schlachtfeld zu ändern und vor allem die Zivilbevölkerung vor den Bombardements zu schützen. Ein direktes Eingreifen der Nato in den Konflikt – und die Verhängung einer Flugverbotszone wäre nichts anderes – würde in eine militärische Konfrontation mit Russland und, wie von Putin angedroht, mit hoher Wahrscheinlichkeit in einen Nuklearangriff münden.
Ukraines Präsident Selenskyj, der vergeblich die Einrichtung einer Flugverbotszone über der Ukraine fordert, wird sich mit humanitärer Hilfe und Waffenlieferungen begnügen müssen. Die Panzerabwehrraketen, die die Ukraine erhält, fügen den russischen Truppen zwar empfindliche Verluste zu, vermögen aber an der Überlegenheit der Invasoren an Land, auf dem Meer und vor allem in der Luft kaum etwas zu ändern.
Das schreckliche nukleare Drohpotenzial Russlands sorgt dafür, dass die Ukrainer allein kämpfen müssen, wobei sie mit dem fürchterlichen Schicksal konfrontiert werden, kaum etwas gegen die Zerstörung ihres Landes durch die russische Armee ausrichten zu können.
Angesichts der kaum erträglichen Bilder, die die Weltöffentlichkeit aus der Ukraine erreichen, ist für uns Europäer dieser Krieg eine moralische Katastrophe. Aus Angst vor einem Atomkrieg dazu verdammt, nur Waffen und humanitäre Hilfe liefern zu können, bleibt nur die Hoffnung, dass die Sanktionen, die Russland hart treffen, dazu genügen werden, Putin zum Einlenken zu bewegen.
Der „neue Zar“, der davon träumt, als Sammler russischer Erde in die Geschichte einzugehen und das Russland Peters des Großen wieder aufstehen zu lassen, wird aber nicht ohne seine ukrainische Beute heimkehren wollen. Daher wird dieser Krieg fortgesetzt, es sei denn, seine eigenen Leute räumen ihn aus dem Weg oder die jungen Russen sind nicht mehr dazu bereit, in einem ungewollten Krieg zu sterben.
Es ist wahrlich eine teuflische Sackgasse, in der sowohl wir als auch Putin stecken.
Von: ka
