Von: ka
Bozen – Der Schreiber dieser Zeilen kann sich noch gut erinnern, als vor mehr als drei Jahrzehnten Gorbatschow mit Glasnost und Perestroika die friedliche Öffnung seines Landes einläutete und die Berliner Mauer fiel.
Der Kalte Krieg und das Gleichgewicht des Schreckens der gegenseitigen nuklearen Bedrohung fanden ein jähes Ende. Viele glaubten damals, dass ein neues Zeitalter der Demokratie, der Abrüstung und des Friedens beginnen würde. Alle dachten daran, die „Friedensdividende“ zu kassieren und Geldmittel anstatt für neue Waffen für Wohlstand und Fortschritt auszugeben.
Nach mehreren Kriegen, unzähligen Terrorangriffen und endgültig seit dem Beginn der russischen Invasion in die Ukraine erscheint der damalige friedliche Umbruch wie ein ferner Traum. Brutaler hätte das Aufwachen nicht sein können. Aller Illusionen einer friedlichen Welt beraubt, denken die Europäer nur mehr daran, aufzurüsten. Selbst das sonst klamme Italien plant, in den kommenden 15 Jahren 60 Milliarden Euro für neue Waffen auszugeben. Deutschland will sogar für 100 Milliarden Euro aufrüsten.
Während diese Rüstungsausgaben für die Bürger erst in den nächsten Jahren spürbar sein werden, bricht die kriegsbedingte Erhöhung der Energie- und Lebensmittelkosten bereits jetzt große Löcher in die heimischen Haushaltskassen. Im Vergleich zum Leid der Menschen in der Ukraine und der Kriegsflüchtlinge verblassen aber diese typischen Sorgen der Südtiroler.
Weit schwerer als teurere Rechnungen wiegt aber die beängstigende Erkenntnis, dass von den damaligen Träumen einer friedlicheren Welt, in der Völker und Staaten sich mit Respekt begegnen, kaum mehr etwas übrig ist, und dass diese Illusionen dem Faustrecht und der waffenstarrenden Abschreckung gewichen sind. „Si vis pacem para bellum“ – „Wenn du Frieden willst, rüste zum Krieg“, sagten die alten Römer. Wir sind 2000 Jahre später nicht weiter.