Der Wolf bleibt im Visier der Tiroler Regierung

Tirol will 2026 Risikowölfe auch ohne Risse zuvor erlegen

Dienstag, 17. Juni 2025 | 13:35 Uhr

Von: apa

Nach der Senkung des Wolf-Schutzstatus auf EU-Ebene von “streng geschützt” auf “geschützt” will die schwarz-rote Tiroler Landesregierung die Schlinge um die Raubtiere weiter enger ziehen. Bis zum Almsommer 2026 soll eine Novelle des Tiroler Jagdgesetzes in Kraft treten, durch die beobachtete Risikowölfe geschossen werden können, ohne dass sie davor Tiere gerissen haben müssen, kündigte Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Innsbruck an.

Die Landesregierung hatte zuvor in ihrer Regierungssitzung einen Beschluss gefasst, das “Tiroler Wolfsmanagement” auch abseits des bisherigen Verordnungsweges gemäß der neuen EU-rechtlichen Gegebenheiten weiterzuentwickeln. Konkret wurden Juristen mit der Ausarbeitung der Novelle beauftragt, die dann dem Landtag zur Beschlussfassung vorgelegt werden soll. Der europäische Rechtsrahmen solle – wie bisher bei der durchgesetzten Verordnungsregelung – “ausgereizt” werden, tat Mattle am “Maxnhof” im Innsbrucker Stadtteil Arzl kund.

Risikowölfe “um Almen” im Visier

Sollten etwa Risikowölfe – wie bisher vielfach geschehen – “rund um Almen herumschleichen” und dabei ertappt werden, sollen sie “schnell erlegt” werden können, nannte der zuständige Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler (ÖVP) ein Beispiel. Aufgrund der Novelle würde es in einem solchen Fall zuvor keine Verordnung mehr brauchen. “Almen sind nicht Natur, sondern in erster Linie durch Arbeit entstandener Natur- und Kulturraum”, richtete Geisler zudem Kritikern der “Wolfs-Politik” aus, die “in der Stadt vom grünen Sofa aus die Dinge beurteilen”. Gehe man nicht weiter hart gegen Wölfe vor, könne dieser Raum nicht aufrechterhalten werden. Herdenschutzprojekte und “Behirtung” habe man “alles probiert”, nur: “Flächendeckend ist das nicht machbar.” Man habe etwa das notwendige Personal nicht dafür – und überdies: “Herdenschutz kostet in Tirol rund 20 Millionen Euro pro Jahr.”

Reguläre Wolfs-Jagd mit Abschussquoten als Ziel

Neben dem, was man in Tirol selbst regeln könne, legten Mattle und Geisler den inhaltlichen Schwerpunkt des Pressegespräches vor allem auf Forderungen in Richtung EU-Ebene. Was es brauche, sei ein überregionales, länderübergreifendes Wolfsmanagement für den alpinen Raum mit einer regulären Jagd und festgelegten jährlichen Abschussquoten wie bei anderen Tierarten, etwa der Gams. Dafür müsse die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) auch im Bereich des “günstigen Erhaltungszustandes”, also einer ausreichenden Anzahl von Wölfen, angepasst werden. Die “alpine Wolfspopulation” in Europa – diese erstreckt sich auch über Westösterreich – würde diesen günstigen Erhaltungszustand bereits erfüllen, so die beiden ÖVP-Politiker. Es brauche diese “reguläre Bejagung”, die das EU-Recht nach wie vor verhindere.

Geisler zeigte sich optimistisch, dass es dazu kommen werde – vielleicht sogar “bis kommendes Jahr”. Mit EU-Umweltkommissarin Jessika Roswall, die einen solchen Beschluss fassen müsste, gebe es bereits “gute Gespräche.”

37 Verordnungen, acht Abschüsse

Der Wolf ist laut der Tiroler Regierungsspitze jedenfalls weiter ein virulentes Problem, auch wenn es aufgrund der Anfang 2023 in Kraft getretenen Regelung mit Verordnungen für Abschüsse eine Verbesserung gegeben habe. 37 Maßnahmenverordnungen seien bisher erlassen worden, acht Wölfe wurden “entnommen”. Heuer seien bisher 20 Schafe nachweislich durch Wölfe getötet worden, zehn wurden verletzt.

Die Gesamtzahl der Risse und vermissten Tiere ging indes in Tirol zurück: Waren es im Jahr 2022 in Tirol noch 791 gewesen, wies man im Vorjahr 323 auf. Man müsse aber jedenfalls den “Jagddruck weiter erhöhen”, so Geisler. Denn man wisse auch, dass Risikowölfe mitunter immer mehr die “Scheu vor den Menschen verlieren” und in den Siedlungsraum vorrücken.

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