US-Präsident Trump droht Hamas Vernichtung an

Trump droht Hamas mit Auslöschung durch regionale Truppen

Dienstag, 21. Oktober 2025 | 18:23 Uhr

Von: APA/dpa/Reuters

Angesichts der brüchigen Waffenruhe im Gazastreifen hat US-Präsident Donald Trump der Hamas mit Auslöschung durch regionale Truppen gedroht. Zahlreiche Verbündete im Nahen Osten und den angrenzenden Gebieten hätten sich bereit erklärt, “mit einer starken Streitmacht in den Gazastreifen zu gehen und ‘die Hamas zu erledigen’, sollte diese weiterhin gegen ihre Vereinbarung mit uns verstoßen”, schrieb der Präsident am Dienstag in seinem Onlinedienst Truth Social.

Wenn die Hamas weiterhin gegen den Friedensplan verstoße, werde ihr Ende “schnell, grimmig und brutal” sein, warnte Trump. Er habe die Verbündeten allerdings angewiesen, “noch nicht” gegen die Islamisten vorzugehen. “Es besteht noch Hoffnung, dass die Hamas das Richtige tun wird”, schrieb er.

Welche Länder neben Israel Truppen in den Gazastreifen entsenden könnten, führte Trump nicht aus. Im 20-Punkte-Plan der USA ist eine internationale Stabilisierungstruppe vorgesehen, die für die Sicherheit im Gazastreifen sorgen soll. Kämpfe gegen die Hamas sind darin allerdings nicht vorgesehen.

Die Waffenruhe war am 10. Oktober auf der Grundlage von Trumps Friedensplan in Kraft getreten. Israel und die Hamas werfen sich jedoch gegenseitig Verstöße vor. Die Hamas ist zudem zu ihrer vorgesehenen Entwaffnung bisher nicht bereit.

US-Vizepräsident Vance in Israel

US-Vizepräsident JD Vance hielt sich unterdessen zu Gesprächen über das weitere Vorgehen in Israel auf. Die Umsetzung der Waffenruhe für den Gazastreifen laufe besser als erwartet. Die israelische Regierung sei bei der Umsetzung bemerkenswert hilfreich gewesen, erklärte Vance auf einer Pressekonferenz anlässlich seines Besuchs in Israel.

Vance räumte ein, die sofortige Übergabe aller Leichen israelischer Geiseln sei kaum machbar. Die genaue Lage der sterblichen Überreste sei in einigen Fällen unbekannt. Das Thema sei schwierig und werde nicht über Nacht gelöst werden, sagte Vance. Israel sieht in der stockenden Übergabe der Leichen einen Bruch des Waffenruhe-Abkommens. Die Hamas verweist darauf, dass es schwierig sei, unter Trümmern vermutete Leichen zu bergen.

Israelischen Medienberichten zufolge ist am Mittwoch in Jerusalem ein Gespräch von Vance mit Ministerpräsident Benjamin Netanyahu und anderen Verantwortlichen geplant.

Netanyahu traf sich am Dienstag mit Ägyptens Geheimdienstchef Hassan Rashad zu Gesprächen über die Umsetzung des US-Plans zur Beendigung des Kriegs. Zudem seien die Beziehungen zwischen Israel und seinem Nachbarland Ägypten Thema des Treffens in Jerusalem gewesen, teilte Netanyahus Büro mit. Zusammen mit Katar und den USA vermittelt Ägypten in indirekten Gesprächen zwischen Israel und der islamistischen Hamas.

Der staatsnahe ägyptische Fernsehsender Al-Kahira hatte vor dem Treffen berichtet, dass es auch um die Einhaltung der Waffenruhe, um Hilfslieferungen für den Gazastreifen sowie um Hindernisse bei der Umsetzung des Friedensplans gehen sollte. Laut dem Sender wollte sich Rashad auch mit US-Unterhändler Steve Witkoff treffen, der derzeit in Israel ist.

Hamas und Vermittler beraten in Kairo

Parallel zu diesen Unterredungen beraten Vertreter der Hamas und Vermittler in der ägyptischen Hauptstadt Kairo. Die Delegation der radikal-islamischen Organisation wird geleitet von dem im Exil lebenden Hamas-Führer Khalil al-Hayya. Auch bei diesen Gesprächen geht es um die nächste Phase der Waffenruhe, um deren Stabilisierung und um Vereinbarungen für die Zeit nach dem Ende des Krieges.

Im Rahmen einer ersten Phase des Gaza-Abkommens muss die Hamas aktuell noch 15 tote Geiseln übergeben. Die Waffenruhe hatte zuletzt gewackelt. Im Rahmen des Abkommens sollen auch die Hilfslieferungen für die Menschen im Gazastreifen ausgeweitet werden.

Noch ist nicht absehbar, ob die von den USA vorangetriebene Vereinbarung tatsächlich zu einem vollständigen Ende der Kämpfe im Gazastreifen führen wird. Es gibt weiterhin große Streitpunkte, die noch ungeklärt sind, darunter eine Entwaffnung der Hamas, die von den Islamisten abgelehnt wird.

Emir von Katar wirft Israel Verstöße gegen Waffenruhe vor

Der Emir von Katar beschuldigte unterdessen Israel, gegen die Waffenruhe im Gazastreifen verstoßen zu haben. “Wir bekräftigen unsere Verurteilung aller israelischen Verstöße und Praktiken in Palästina”, sagte Scheich Tamim bin Hamad al-Thani am Dienstag in Doha. Der Emir warf Israel vor, den Gazastreifen in ein Gebiet verwandelt zu haben, das “für menschliches Leben ungeeignet” sei und die Waffenruhe “andauernd” zu verletzen.

Katar ist neben Ägypten, den USA und der Türkei einer der Vermittler im Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas. Am 10. Oktober war ein Waffenruhe-Abkommen zwischen Israel und der Hamas auf Grundlage von US-Präsident Trumps Friedensplan in Kraft getreten. Am Wochenende warfen sich beide Seiten Verstöße gegen die Feuerpause vor.

Hamas übergibt zwei weitere Leichen von Geiseln an Israel

Die Hamas im Gazastreifen kündigte unterdessen die Übergabe der sterblichen Überreste zweier weiterer Geiseln an. Diese seien am Dienstag in Gaza-Stadt entdeckt worden und würden im Rahmen der Waffenruhe-Vereinbarung um 21.00 Uhr (Ortszeit, 20.00 Uhr MESZ) an Israel übergeben.

Welternährungsprogramm fordert Öffnung weiterer Grenzübergänge

Das Welternährungsprogramm (WFP) hat unterdessen seit der Waffenruhe im Gazastreifen vor gut zehn Tagen mehr als 6.700 Tonnen Nahrungsmittel für die Bevölkerung geliefert. Das reiche einer halben Million Menschen für etwa zwei Wochen, sagte Abeer Etefa, WFP-Sprecherin für die Region in Genf.

Es sei aber bei Weitem nicht genug: Die UNO-Organisation schätzt den Bedarf auf 2.000 Tonnen pro Tag. Das Material stehe bereit, aber es müssten weitere Grenzposten geöffnet werden. Logistisch sei es nicht möglich, über die beiden bisher geöffneten Grenzübergänge mehr Nahrungsmittel zu liefern.

Inzwischen seien 26 der vorgesehenen 145 Verteilzentren in dem abgesperrten Küstengebiet geöffnet. Sie lägen alle im südlichen und zentralen Gazastreifen. Wegen der verheerenden Zerstörung und der Schuttberge auf den Straßen sei es schwierig, schnell mehr Zentren zu öffnen. Für die Versorgung der Menschen im Norden sei es zwingend nötig, die nahe gelegenen Grenzübergänge zu öffnen.

Das WFP habe seit der Waffenruhe keine Plünderungen von Lastwagen mehr erlebt, sagte Etefa, weder von verzweifelten Hungernden noch von bewaffneten Gruppen. Die Menschen seien jetzt vorsichtig optimistisch, dass genügend Nahrungsmittel geliefert würden und jeder versorgt werde.

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