Von: apa
US-Präsident Donald Trump warnt die westeuropäischen Staaten vor einer Überfremdung. Der Zustrom von Migranten halte unverändert an, sagte Trump am Dienstag vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York. Die europäische Politik unternehme aber aufgrund von “politischer Korrektheit” nichts dagegen. Trump verwies dabei auf London als negatives Beispiel, das nicht mehr zu erkennen sei. “Eure Länder gehen in die Hölle”, sagte Trump an die Adresse der Europäer.
In diesem Zusammenhang erwähnte er auch Österreich, wo seinen Worten zufolge “53 Prozent der Gefängnisinsassen keine Österreicher sind”. Auf welche Zahlen sich Trump genau bezog, blieb vorerst unklar. Laut der Homepage der österreichischen Justizbehörden waren aber mit Stand 1. September 2025 tatsächlich 4.757 von 10.013 “Insassinnen und Insassen”, österreichische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger, was einen Anteil von 47,51 Prozent ausmachte.
52,49 Prozent kamen demnach aus anderen EU-Ländern bzw. Nicht-EU-Ländern. Bei knapp zwei Prozent war die Staatsbürgerschaft unbekannt. Allerdings handelt es sich bei diesen knapp 53 Prozent nicht – wie von Trump insinuiert – nur um “illegale Migranten”.
Keine Anerkennung Palästinas
Die Anerkennung eines Staates Palästina lehnte Trump in seiner Rede ab. “Das wäre eine Belohnung für die Hamas”, sagte Trump mit Blick auf die Terrororganisation. Gleichwohl betonte er, der Krieg im Gazastreifen müsse sofort beendet und alle verbliebenen Geiseln dort freigelassen werden.
Außerdem bekräftigte er, Russland hätte den Krieg gegen die Ukraine nicht begonnen, wenn er damals im Amt gewesen wäre. Gleichwohl betonte der US-Präsident, der andauernde Krieg lasse Russland nicht gut aussehen. Er wiederholte seine Forderung an die Europäer, keine russischen Energieträger mehr zu importieren. Er selbst wäre dann bereit, Strafzölle zu erheben.
Meinl-Reisinger vermisst “konkrete Vorschläge” zu weltpolitischen Themen
Außenministerin Beate Meinl-Reisinger kommentierte die Rede des US-Präsidenten laut ihrem Büro wie folgt: “Es ist schade, dass der Großteil der langen Rede von Donald Trump innenpolitischen Themen der USA gewidmet war. Zu für die Weltgemeinschaft entscheidenden Themen sprach er die nötige Kontrolle von Massenvernichtungswaffen sowie die Verhinderung von irregulärer Migration an – allerdings ohne konkrete Vorschläge.”
Diese Themen seien aber auch für Österreich wichtig. “Selbstverständlich bieten wir hier Zusammenarbeit an. Dass Donald Trump der UNO die Hand reichen will, wie er sagte, ist gut”, betonte die NEOS-Politikerin. Es stimme aber, dass die UNO ihrem Potenzial derzeit nicht gerecht werde. “Zu viele Staaten treten die Prinzipien der Vereinten Nationen mit Füßen. Gerade jetzt sind Zusammenarbeit auf Augenhöhe und Diplomatie wichtiger denn je.”
Österreich ist bei der Generalversammlung neben Meinl-Reisinger noch mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) vertreten. Ein Schwerpunkt der diesjährigen “hochrangigen Woche” ist das 80. Jubiläum der Gründung der Vereinten Nationen.
Bilaterale Gespräche Van der Bellens mit Turkmenistan und Barbados
Van der Bellen traf am Dienstag im Rahmen bilateraler Gespräche mit dem Präsidenten von Turkmenistan, Serdar Berdimuchamedow zusammen. “Turkmenistan ist ein wichtiges Land in einer schwierigen Region”, begrüßte der Bundespräsident danach auf “X” die “Möglichkeit zum bilateralen Austausch”. Serdar Berdimuchamedow ist als Nachfolger seines Vaters Gurbanguly Berdimuchamedow seit 2022 im Amt. Als Präsident ist er zugleich Staats- sowie Regierungschef in der rund 7,5 Millionen Einwohner zählenden Ex-Sowjetrepublik. Seine Familie hat in dem autoritär regierten Land in Zentralasien seit knapp 20 Jahren das Sagen.
Weiters besprach das Staatsoberhaupt mit der Premierministerin von Barbados, Mia Amor Mottley, “die Spannungen und militärischen Konflikte, die unsere Regionen bedrohen”. Es habe Einigkeit geherrscht, “dass Multilateralismus und internationales Recht der Schlüssel zur Lösung dieser Krisen sind”, so Van der Bellen. Mottley ist in dem kleinen Inselstaat, der im Atlantik liegt, aber zur Karibik gezählt wird, seit 2018 im Amt. Die ehemalige britische Kolonie ist flächenmäßig ungefähr so groß wie Wien und hat rund 280.000 Einwohner.
Stocker nach China eingeladen
Stocker hatte am Dienstag in New York ein “gutes Treffen mit dem chinesischen Ministerpräsidenten Li Qiang”, wie er via “X” wissen ließ. Angesichts der “globalen Herausforderungen, die nur gemeinsam gelöst werden können”, zähle er auch auf Chinas konstruktives Engagement auf multilateraler Ebene. Li lud Stocker ein, nächstes Jahr anlässlich des 55. Jahrestags der gemeinsamen diplomatischen Beziehungen nach China zu reisen. Er freue sich darauf, meinte Stocker. China sei Österreichs größter Handelspartner in Asien, und er habe “unser Engagement für die Vertiefung dieser Partnerschaft” bekräftigt. “Fairer Wettbewerb und gleiche Wettbewerbsbedingungen liegen daher in unserem gemeinsamen Interesse.”
Abendempfang zu Sicherheitsratskandidatur 2027/28
Für das österreichische Spitzentrio stand am Dienstagabend (Ortszeit) noch ein Empfang an der Österreichischen Vertretung in New York in Manhattan am Programm, bei dem die Kandidatur Österreichs für einen Sitz als nichtständiges Mitglied in der Periode 2027/28 beworben werden soll. Die Entscheidung fällt bei der Wahl im Juni 2026, Mitbewerber sind Deutschland und Portugal.
Bisher war Österreich dreimal als nichtständiges Mitglied im höchsten UNO-Gremium vertreten: 1973/74, 1991/92 und 2009/10. Der UN-Sicherheitsrat besteht aus 15 Mitgliedern. Die USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien haben ständige Sitze inne. Die zehn nichtständigen Mitglieder des Gremiums werden jeweils zur Hälfte alle zwei Jahre ausgewechselt.
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