Polizei untersucht den Vorfall in Kopenhagen

Drohnen über Kopenhagen – Regierungschefin sieht “Anschlag”

Dienstag, 23. September 2025 | 14:23 Uhr

Von: APA/dpa/Reuters

Nach der Drohnensichtung am Flughafen Kopenhagen gehen die dänischen Behörden von einem Angriff aus. Es handle sich um den “bisher schwersten Anschlag auf dänische kritische Infrastruktur”, erklärte Ministerpräsidentin Mette Frederiksen am Dienstag. Einen Zusammenhang mit jüngsten russischen Aktivitäten schloss sie nicht aus. Wegen der Sichtungen war der Flughafen stundenlang gesperrt gewesen, zehntausende Passagiere saßen fest. Einen ähnlichen Zwischenfall gab es in Oslo.

“Wir haben Drohnen über Polen gesehen, die dort nicht hätten sein sollen. Wir haben Aktivitäten in Rumänien gesehen. Wir haben Verletzungen des estnischen Luftraums gesehen. Wir haben am Wochenende einen Hackerangriff auf europäische Flughäfen gesehen und nun Drohnen in Dänemark und auch in Oslo”, listete Frederiksen auf. “Daher kann ich nichts anderes sagen, als dass dies in meinen Augen ein schwerwiegender Angriff auf die kritische Infrastruktur Dänemarks ist.” Auf die Frage, ob sie Russland in Verdacht habe, sagte sie: “Ich kann jedenfalls überhaupt nicht zurückweisen, dass es Russland ist.”

NATO-Generalsekretär Mark Rutte telefonierte wegen des Drohnenalarms mit Frederiksen. Die Dänen seien derzeit dabei herauszufinden, was genau passiert sei und was der Hintergrund sei, sagte Rutte. Ob es eine Verbindung zu den jüngsten Luftraumverletzungen in Polen, Estland und Rumänien durch Russland gebe, könne noch nicht gesagt werden. Klar sei aber, dass die NATO helfen werde, wo immer es möglich sei.

Kreml sieht “grundlose Anschuldigungen”

Der Kreml wies den Verdacht auf eine Verwicklung Russlands in den Drohnenvorfall zurück. “Wenn man jedes Mal grundlose Anschuldigungen vorbringt, führt dies ehrlich gesagt dazu, dass solche Aussagen nicht mehr beachtet werden”, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau. Wer ernsthaft und verantwortungsvoll sein wolle, dürfe nicht immer mit solchen Vorwürfen um sich werfen, sagte er der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge.

Die NATO-Staaten Dänemark und Norwegen zählen zu den entschlossensten Unterstützern der Ukraine in ihrem Verteidigungskrieg gegen Russland. Erst vor wenigen Tagen hatten russische Kampfjets den Luftraum des baltischen Staates Estland verletzt. Experten sahen darin – wie auch in den russischen Drohnenflügen nach Polen und Rumänien – einen Teil der sogenannten hybriden Kriegsführung Russlands gegen die Unterstützer der Ukraine.

Dänemarks Hauptstadtflughafen Kopenhagen-Kastrup zählt neben Stockholm-Arlanda und Oslo-Gardermoen zu den größten Airports Skandinaviens. Am Abend musste der Flugverkehr aber für vier Stunden komplett eingestellt werden, weil nach Angaben der Kopenhagener Polizei in der Gegend zwei bis drei große Drohnen in unmittelbarer Nähe aufgefallen waren. Ankommende Flüge wurden umgeleitet, einige Abflüge gestrichen.

Dänische Polizei spricht von “fähigem Akteur”

Die Drohnen wurden nach Einschätzung der dänischen Polizei von einem versierten Piloten gesteuert. Chefermittler Jens Jespersen sagte bei einer Pressekonferenz, mit Blick auf die Anzahl und Größe der Drohnen sowie den Zeitpunkt des Vorfalls gehe man davon aus, dass es sich um einen “fähigen Akteur” gehandelt habe. Auf die Frage, inwieweit Russland seine Hände im Spiel haben könnte, antwortete er: “Dazu kann ich nichts sagen. Ich weiß es einfach nicht.” Eine konkrete Gefahrensituation für Menschen habe es nicht gegeben.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte zuvor einen solchen Zusammenhang angedeutet. “Besondere Aufmerksamkeit haben wir den Verletzungen des Luftraums von NATO-Mitgliedstaaten durch Russland gewidmet, insbesondere am 22. September in Kopenhagen”, berichtete er über ein Gespräch mit der Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Kristalina Georgieva, in New York. “Wenn es keine entschlossene Reaktion der verbündeten Staaten und Institutionen auf aggressive Provokationen gibt, wird Russland diese fortsetzen”, schrieb Selenskyj auf Telegram.

Möglicher Zusammenhang der beiden Sichtungen wird geprüft

In der Nacht wurden auch am Flughafen in Oslo zwei Drohnen gesichtet, wie der norwegische Sender NRK berichtete. Unter Berufung auf den Betreiber Avinor hieß es, sowohl der Flughafen als auch der Luftraum über Oslo seien gesperrt. Ankommende Flüge würden laut einer Flughafensprecherin umgeleitet. Die Sperre dauerte drei Stunden. Die Behörden in Dänemark und Norwegen wollten prüfen, ob es einen Zusammenhang zwischen den beiden Vorfällen gibt.

Wegen eines Drohnenvorfalls in der Osloer Innenstadt wurde ein älteres Ehepaar aus Singapur festgenommen. Die Touristen hatten demnach eine Drohne über der historischen Festung Akershus in der Nähe eines Fährhafens fliegen lassen. Dort gibt es auch ein militärisch genutztes Gelände. Sie wurden wegen Verstoßes gegen das Luftfahrtgesetz angeklagt. Die Drohne sei beschlagnahmt worden. Der Vorfall spielte sich demnach am Montagabend ab. Die Polizei teilte mit, dass sie nicht von einem Zusammenhang mit der Drohnensichtung am Flughafen ausgehe.

Grüne fordern “österreichische Antwort”

In Wien forderten die oppositionellen Grünen nach den jüngsten Vorfällen auch eine “österreichische Antwort”. “Der Drohnen-Vorfall in Dänemark zeigt einmal mehr: Die Bedrohung für unsere kritische Infrastruktur und damit für ein geordnetes öffentliches Leben ist real. Auch als neutrales Land ist Österreich hier dringend gefordert”, betonte die außenpolitische Sprecherin der Grünen, Meri Disoski, am Dienstag in einer Aussendung. Sie erinnerte an den von ihrer Partei im Nationalen Sicherheitsrat in der Vorwoche eingebrachten Antrag für eine Drohnenschutz-Strategie. “Die Bedrohung ist real. Drohnen, Cyberangriffe und hybride Attacken treffen auch neutrale Staaten. Wer das ignoriert, gefährdet die Sicherheit der Bevölkerung”, warnte auch Disoskis Klubkollege und Verteidigungssprecher David Stögmüller.

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