Von „erheblichem historischen Interesse“

Übergabe des Alexander-Langer-Archivs ans Landesarchiv

Mittwoch, 17. September 2025 | 15:06 Uhr

Von: mk

Bozen – Mit der Unterzeichnung des Hinterlegungsvertrags für das Archiv Alexander Langer beim Südtiroler Landesarchiv, die am 19. September 2025 im Ansitz Rottenbuch, Sitz des Landesdenkmalamts, stattfinden wird, verlässt Langers Dokumentenbestand den Sitz der Langer-Stiftung, um im Landesarchiv aufbewahrt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht zu werden.

Die Hinterlegung folgt der Anerkennung durch das Denkmalamt, das am 27.01.2021 das Alexander-Langer-Archiv als von „erheblichem historischen Interesse“ erklärt und Langer in der Begründung als „einen der wichtigsten intellektuellen und politischen Protagonisten Südtirols in der Nachkriegszeit“ definiert hat.

Das Langer-Archiv steht weiterhin im Mittelpunkt der Initiativen zur Aufwertung der Person und des Werks des Südtiroler Intellektuellen und Politikers, dank eines Kooperationsabkommens zwischen der Alexander Langer Stiftung, dem Südtiroler Landesarchiv und der Stiftung Museo Storico del Trentino, das 2021 unterzeichnet wurde. Geplant sind Digitalisierungsprojekte fürTeile des Dokumentenbestands, Veröffentlichungen von Langers Schriften und Reden, Forschungen, Seminare, Tagungen, Ausstellungen und andere öffentliche Veranstaltungen.

Bei der Pressekonferenz zur Unterzeichnung des Hinterlegungsvertrags am 19. September 2025 um 10.00 Uhr im Ansitz Rottenbuch (Bozen) werden anwesend sein: Landeshauptmann Arno Kompatscher, Landesdenkmalamtsleiterin Karin Dalla Torre, Landesarchivsdirektor Gustav Pfeifer, die Präsidentin der Alexander Langer Stiftung Christine Stufferin, Giorgio Mezzalira und Edi Rabini.

Alexander Langer (1946-1995)

Geboren wurde Alexander Langer in Sterzing. Er lebte in Sterzing, Bozen und Florenz und arbeitete als Lehrer, Journalist, Übersetzer und Mitarbeiter verschiedener Zeitschriften und Zeitungen. Von jung auf war er in Vereinigungen und Bürgerinitiativen engagiert.

Ab 1978 war er in drei Legislaturperioden Landtags- bzw. Regionalratsabgeordneter für Neue Linke/Nuova Sinistra, Alternative Liste für das andere Südtirol und Grüne Alternative Liste.

In den 1980-er Jahren zählte er zu den Begründern der Grünen Italiens. Ab 1989 war er Mitglied des Europäischen Parlaments (EP) und erster Vorsitzender der neugegründeten Fraktion „Die Grünen“. Seine Schwerpunkte waren Außen- und Friedenspolitik, wobei er sich besonders für gerechte Nord-Süd-Beziehungen und für eine Öffnung nach Osteuropa einsetzte.

1981 und 1991 weigert er sich, die (damals noch so genannte) Volkgruppen- bzw. Sprachgruppenzugehörigkeitserklärung abzugeben, weil sie seiner Ansicht nach die ethnische Trennung in der Bevölkerung verschärft (er nennt sie die zweite Option). Eine der Folgen davon ist, dass er im Mai 1995 von seiner Kandidatur als Bürgermeister von Bozen ausgeschlossen wird.

Von 1991 bis 1994 war er Vorsitzender der EP-Delegation „Albanien, Bulgarien, Rumänien“, Mitglied der EP-Delegation „Südosteuropa“ sowie Mitbegründer des „Verona Forum für Frieden im ehemaligen Jugoslawien“, wo er die interethnischen Kräfte des Dialogs und der Versöhnung unterstützte.

Am 26. Juni 1995 fuhr er mit anderen Parlamentariern nach Cannes, um einen dramatischen Appell an den dort tagenden Europäischen Rat zu richten: „Europa stirbt oder wird wiedergeboren in Sarajevo.“

Das Archiv von Alexander Langer

Der Bestand umfasst Arbeitsmaterialien von Alexander Langer, die zu verschiedenen Zeitpunkten seines Lebens gesammelt und verwendet wurden. Alte Zeitschriften und Zeitungsausschnitte wurden in Langers Wohnungen aufbewahrt, ein Teil stammt aus dem Dokumentationszentrum Cendok, ein Bestand, der nach und nach auf den Verein Pro Europa und dann direkt an die Stiftung überging.

Einige Dokumente wurden bei der Fraktion der Südtiroler Grünen hinterlegt, während der größte Teil aus Langers Büro im Europäischen Parlament in Brüssel stammt. Ein Großteil der gesammelten Dokumente bezieht sich auf Langers Arbeit oder seine Beteiligung an verschiedenen zivilgesellschaftlichen Initiativen, Veröffentlichungen oder politischen Kampagnen, von seiner Zeit an der Oberschule bis zu seinem Tod am 3. Juli 1995. Der Bestand lässt sich grob als eine Sammlung von handschriftlichen Blättern, Artikeln, Texten (sowohl Originalen als auch Kopien), Korrespondenz, Dokumenten und Publikationen in Original oder Kopie, Plakaten und Fotografien beschreiben.

Die rund 1900 Aktenordner sind in 220 Kartons aufbewahrt.

Bezirk: Bozen

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