„Wollen nicht dasselbe Schicksal wie die Deutschen!“

Ungarische Minderheit in Rumänien fordert Autonomie

Donnerstag, 27. Juli 2017 | 12:13 Uhr

Bozen/Tusnádfürdő (Bad Tuschnad) – Vom 18. bis zum 23. Juli 2017 fand im siebenbürgischen Kurort Tusnádfürdő (Bad Tuschnad) die nunmehr 28. Sommeruniversität statt. Wie jedes Jahr ging es darum, über soziale Trends und politische Fragen zu diskutieren und internationale Referenten dafür zu gewinnen. Die Veranstalter waren die ungarische Stiftung „Pro Minoritate“ sowie der Rat des Ungarischen Volkes in Siebenbürgen (Erdélyi Magyar Nemzeti Tanács, EMNT), das ist die zivilgesellschaftliche Vertretung der Ungarn in Rumänien.

Debattiert wurde unter anderem über die Frage der Selbstbestimmung und ob die Migrationswellen in Europa für die Selbstbestimmung eine Chance oder eine Gefahr darstellen würden. Cristian Kollmann, der als Vertreter der Süd-Tiroler Freiheit geladen war, referierte über die Selbstbestimmung aus Südtiroler Sicht und schlussfolgerte, dass es in Südtirol höchste Zeit sei, die Selbstbestimmung einzufordern, so lange die deutsche Volksgruppe im eigenen Land noch die Mehrheit stelle. Die Migration würde für die Selbstbestimmung und in der Folge für die Loslösung Südtirols von Italien nur dann eine Chance darstellen, wenn es gelänge, die Migranten in Südtirol, die jeden Tag mehr würden, für die deutsche Identität Südtirols zu gewinnen, so dass sie sich selbst langfristig als Südtiroler fühlten. Doch im Moment bestehe der Trend, dass sich die Mehrheit der Migranten in die italienische Sprache integriere, wodurch die deutsche Mehrheit riskiere, im eigenen Land zur Minderheit zu werden, bedauerte Kollmann.

Die Migrationswelle hat dagegen die ungarische Minderheit in Siebenbürgen noch nicht erreicht. Diese sieht sich vielmehr mit dem Problem konfrontiert, dass ihr der rumänische Zentralstaat bis heute nicht einmal eine Autonomie gewährt. Zsolt Szilágyi, der Vorsitzende der Ungarischen Volkspartei Siebenbürgens (Erdélyi Magyar Néppárt, EMNP), erhob abermals die Forderung nach einem eigenen Landesparlament: „Wir wollen nicht dasselbe Schicksal haben wie die Sachsen und Schwaben, die seit den 1990-er Jahren nach Deutschland ausgesiedelt wurden. Wir wollen bleiben und als größte Minderheit in Rumänien keine Bürger zweiter Klasse sein!“

Die Forderung nach Autonomie hatte die Jugendbewegung der Partei auch an den rumänischen Staatspräsidenten Johannis Klaus gestellt. Wenige Tage vor der Sommeruniversität besuchte dieser zum ersten Mal das Szeklerland, also den ungarisch besiedelten Teil Siebenbürgens. Als Angehöriger der deutschen Minderheit Siebenbürgens wurde Klaus von den ungarischen Siebenbürgern (Szeklern) auf Deutsch mit folgender Botschaft willkommen geheißen: „Fühl dich hier so wohl wie in Südtirol“.

Südtirol ist für die Szekler aufgrund seiner Autonomie ein großes Vorbild. Doch Kollmann betonte, dass auch in Südtirol, trotz Autonomie, nicht alles zum Besten stehe. Er warnte vor chaotischen Zuständen in Südtirol, sollte die Brennergrenze geschlossen werden.

Von: mk

Bezirk: Bozen