Kritik an Familienpolitik

Unterberger: „Familiengeld wichtig, aber reicht nicht“

Dienstag, 30. März 2021 | 19:46 Uhr

Rom – „Das einheitliche staatliche Familiengeld ist zwar eine wichtige Maßnahme, aber nicht ausreichend um den Bedürfnissen der Familien gerecht zu werden. Und auch nicht, um die demographischen Probleme zu lösen“, betonte die Vorsitzende der Autonomiegruppe, SVP-Senatorin Julia Unterberger, heute im Plenum zum Thema Familiengeld.

Mit dieser Maßnahme werde Ordnung in den Dschungel der Beiträge und Steuererleichterungen gebracht, die für Familien bestimmt sind. Es würden auch Selbständige oder Geringverdienende berücksichtigt, die bisher vom Kindergeld ausgeschlossen waren.

„Es kann jedoch nicht sein, dass abhängig Beschäftigte weniger Unterstützung erhalten als vorher. Eine mutige Entscheidung wäre es auch gewesen, das Familiengeld an die Mütter auszubezahlen. Schließlich sind es hauptsächlich sie, die die Familienarbeit leisten und dabei oft auf ein eigenes Einkommen verzichten. Dies gilt umso mehr für getrennte Paare, bei welchen das Zuteilungskriterium bei wem die Kinder überwiegend wohnen, sein muss. Auch um zu vermeiden, dass Väter die Hälfte des Familiengeldes erhalten, obwohl sie keinen Unterhalt für ihre Kinder bezahlen. Und das sind leider nicht wenige“, so Unterberger.

Schon vor der Corona-Pandemie lag in Italien die Zahl der Sterbefälle über jener der Geburten. Dies sei laut Unterberger auf eine unzureichende Familienpolitik zurückzuführen: „Es fehlen Instrumente, welche die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen oder die gerechte Verteilung der unbezahlten Familienarbeit zwischen Mann und Frau fördern. Man darf sich also nicht wundern, wenn Frauen in Gebärstreik treten.“

Im Jahr 2020 war die Bevölkerungsentwicklung in Italien auf einem historischen Tiefstand: mit einem negativen Saldo von 384.000 Personen. „Dieser Saldo wurde aber nicht nur durch die höhere Zahl an Sterbefällen als an Geburten verursacht: 41.000 Menschen mehr sind aus Italien abgewandert als andere eingewandert sind, was sich ebenso problematisch auf die Bevölkerungsstruktur auswirkt. Es braucht also ein rasches, energisches Eingreifen der Politik, um diesem Trend entgegenzuwirken. Mit Maßnahmen für Familien und junge Menschen, die im Mittelpunkt des Recovery Planes stehen müssen“, so die SVP-Senatorin.

„Der Staat muss seine Wohlfahrtsleistungen verbessern, angefangen bei den Kinderkrippen und den Nachmittagsschulen, über die Neugestaltung der Arbeitszeiten, sowie der Politik für ein Eigenheim. Sonst besteht die Gefahr, dass dem „Next Generation EU“ die nächste Generation fehlt.“

Von: mk

Bezirk: Bozen