Süd-Tiroler Freiheit überreicht Petition europäischer Minderheiten

„Unterstützung aus ganz Europa für doppelte Staatsbürgerschaft für Südtiroler“

Donnerstag, 20. September 2018 | 12:12 Uhr

Bozen – Europäischer Schulterschluss zwischen den Volksgruppen: Die Süd-Tiroler Freiheit hat in den letzten Monaten europaweit für die doppelte Staatsbürgerschaft geworben und Minderheitenvertreter aus ganz Europa dafür gewonnen, mit einer Petition die Wiedererlangung der österreichischen Staatsbürgerschaft für die Südtiroler offiziell und aktiv zu unterstützen. Die Petition wurde bisher von 44 Minderheitenvertretern europäischer Parteien bzw. Kulturvereinen unterzeichnet und wird auch von EU-Abgeordneten unterstützt. Die Unterstützungserklärungen werden nun der österreichischen und italienischen Regierung sowie der EU-Kommission überreicht.

Mit dieser Petition der ethnischen Minderheiten würden der europäische Geist und die minderheitenpolitische Bedeutung der doppelten Staatsbürgerschaft unterstrichen. In Europa gebe es wesentlich mehr ethnische Minderheiten als Mitgliedsstaaten. Diese Minderheiten hätten das Recht, ihre Identität selbst zu definieren. Doppelte Staatsbürgerschaften seien dazu das geeignete Mittel, da sie über die Staatsgrenzen hinweg Verbindungen schaffen.

„Doppelte Staatsbürgerschaften für autochthone ethnische Minderheiten sollten von der EU und den Mitgliedsstaaten gefördert und nicht bekämpft werden“, erklärt die Süd-Tiroler Freiheit auf der Pressekonferenz.

EFA-Rechtsberater Baglioni: „Doppelte Staatsbürgerschaft ist historische Chance“

Die Unterstützungserklärungen für die doppelte Staatsbürgerschaft wurden am Donnerstag in Bozen von der Süd-Tiroler Freiheit dem Rechtsberater der Europäischen Freien Allianz, Gio Paolo Baglioni, überreicht. Er hat den Auftrag, die Unterstützungserklärungen zusammen mit dem EU-Abgeordneten Josep Maria Terricabras der EU-Kommission weiterzuleiten. Gio Paolo Baglioni ist italienischer Staatsbürger und sieht in der doppelten Staatsbürgerschaft für die Südtiroler eine historische Chance für Europa, aber auch für den Staat Italien. Italien könne durch sein Wohlwollen zeigen, dass es die Reife eines demokratischen Staates erreicht habe.

EU-Abgeordneter Terricabras: „Doppelpass baut Brücken“

Persönlich in Brüssel in Empfang nehmen wird die unterschriebenen Petitionen der katalanische EU-Abgeordnete Josep Maria Terricabras, der in einer Videobotschaft das Vorhaben ausdrücklich begrüßte. Er sagte: „Ich bin überzeugt: Die doppelte Staatsbürgerschaft ist ein großes europäisches Projekt, das Minderheiten stärkt und Völker verbindet und demnach Brücken baut. Meine Partei, die Republikanische Linke Kataloniens, unterstützt, so wie die Europäische Freie Allianz als unsere gemeinsame europäische Mutterpartei, selbstverständlich die doppelte Staatsbürgerschaft. Sie ist eine Bereicherung und unterstreicht die Vielfalt Europas. Die Südtiroler sind eine österreichische Minderheit. Sowohl die Südtiroler als auch die Katalanen sind Europäer. Europa sind wir alle! Ein Europa der Völker und der unterschiedlichsten Nationalitäten. Lasst uns daran arbeiten, dass diese Vielfalt anerkannt und gelebt wird!“

„Mit der doppelten Staatsbürgerschaft haben wir mehr Mitspracherecht“

Als Vertreter einer europäischen Minderheitenpartei hatte die Süd-Tiroler Freiheit den Vizepräsidenten der Ungarischen Volkspartei Siebenbürgens (Erdélyi Magyar Néppárt), Ervin Tőke, geladen. Ervin Tőke gehört der ungarischen Gemeinschaft an. Dementsprechend besitzt er nicht nur die rumänische, sondern auch die ungarische Staatsbürgerschaft. In Doppelstaatsbürgerschaften sieht Ervin Tőke eine Bereicherung, die Angehörigen von ethnischen Minderheiten die Möglichkeit bietet, ihre Volkszugehörigkeit auch auf ihrem persönlichen Dokument zum Ausdruck zu bringen.

Er berichtete: „Im Jahr 2010 hat Ungarn für die autochthonen Auslandsungarn die Möglichkeit geschaffen, die ungarische Staatsbürgerschaft zu erwerben. Innerhalb von acht Jahren gibt es nun allein in Siebenbürgen mehrere hunderttausend rumänisch-ungarische Doppelstaatsbürger. Mit der ungarischen Staatsbürgerschaft haben wir auch das Wahlrecht bei den Parlamentswahlen in Ungarn erworben. Dies gibt uns das Gefühl, bei der Politik unseres Vaterlandes ein Mitspracherecht zu besitzen.“

„Auch italienische Minderheit in Istrien und ethnische Minderheiten in Italien unterstützen doppelte Staatsbürgerschaft“

Die italienischen Minderheiten in Slowenien und Kroatien besitzen bereits seit vielen Jahren die italienische Staatsbürgerschaft als Zweitstaatsbürgerschaft. Vertreter unterstützen daher aus persönlicher Erfahrung die doppelte Staatsbürgerschaft für die Südtiroler. Auch Vertreter der ethnischen Minderheiten in Italien (Aostaner, Friulaner und Sarden) solidarisieren sich mit Südtirol und sprechen sich dafür aus, dass den Südtirolern dasselbe Recht auf eine Doppelstaatsbürgerschaft zugestanden wird, das Italien seinen eigenen Minderheiten ganz selbstverständlich gewährt.

Videobotschaften: Von Åland bis Zypern, von Wales bis Lettland – Unterstützung aus ganz Europa

Von den insgesamt 44 unterstützenden Minderheitenvertretern aus nahezu allen europäischen Staaten haben viele ihre Unterstützung auch in Videobotschaften bekundet, die in den nächsten Wochen über die sozialen Medien verbreitet werden. Durchwegs komme dabei zum Ausdruck, dass Doppelstaatsbürgerschaften auf Grund der völkerverbindenden und grenzüberschreitenden Brückenfunktion begrüßenswert seien.

Doppelstaatsbürgerschaften haben „europäische Dimension“

Mit der Petition wollen die Süd-Tiroler Freiheit und die Europäische Freie Allianz die europäische Dimension von Doppelstaatsbürgerschaften für autochthone ethnische Minderheiten unterstreichen. Bereits im Jahr 2016 hatte die Europäische Freie Allianz auf ihrer Generalversammlung eine entsprechende Resolution der Südtiroler Freiheit einstimmig angenommen. Dieser folgen nun die unterschriebenen Petitionen, mit denen in Brüssel ein europäisches Zeichen gesetzt werden soll.

Die Süd-Tiroler Freiheit ist überzeugt, dass mit dieser europaweiten Initiative der entscheidende Anstoß zur Umsetzung der doppelten Staatsbürgerschaft für die Südtiroler gegeben wird. „Ethnische Minderheiten aus ganz Europa unterstützen dieses wichtige Projekt und zeigen damit auf, dass die Zukunft Europas nur in einem echten Europa der Völker und Regionen liegen kann, in dem die Identität der autochthonen Minderheiten nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung gesehen wird“, hieß es auf der Pressekonferenz.

Von: mk

Bezirk: Bozen