Von: APA/AFP/dpa/Reuters
Russland hat die Ukraine nach Angaben Kiews mit den schwersten nächtlichen Angriffen seit Kriegsbeginn im Februar 2022 überzogen. In der Nacht auf Freitag sei die “größte Zahl” an Drohnen eingesetzt worden, “die der Feind jemals in einem einzelnen Angriff verwendet” habe, sagte Armeesprecher Juri Ignat im ukrainischen Fernsehen. Zuvor hatte die Armee erklärt, dass Russland die Ukraine in der Nacht mit 539 Drohnen und elf Raketen angegriffen habe.
Der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha wertete die neuerlichen Angriffe als klares Zeichen dafür, dass Moskau kein Interesse an Frieden habe. Es sei bezeichnend, dass die Angriffe direkt nach einem Telefonat zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin erfolgt seien. “Gleich, nachdem Putin mit Präsident Trump gesprochen hat”, schrieb Sybiha am Freitag in Onlinemedien. “Und er tut es mit Absicht. (…) Putin zeigt deutlich seine völlige Missachtung der USA und aller, die ein Ende des Krieges fordern.”
Zahl der Verletzten in Kiew erhöht
Die Hauptstadt Kiew war nach Angaben der ukrainischen Luftstreitkräfte das Hauptziel der russischen Angriffe. Dort erhöhte sich die Zahl der Verletzten laut Bürgermeister Vitali Klitschko unterdessen auf 23. 14 Menschen mussten im Krankenhaus behandelt werden, wie Klitschko Freitag früh in seinem Telegram-Kanal mitteilte. Nach Angaben des Zivilschutzes ist auch ein zehn Jahre altes Mädchen unter den Verletzten.
Es gebe Schäden an Wohnhäusern, an Bildungs- und medizinischen Einrichtungen und Verkehrsinfrastruktur. Auch mehrere Autos seien getroffen worden. Wegen Schäden an Bahngleisen gebe es Verzögerungen im Zugverkehr, hieß es. Bei den nächtlichen Angriffen wurde auch das Gebäude der Konsularabteilung der polnischen Botschaft beschädigt. Verletzte habe es dabei nicht gegeben, teilte der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski mit. “Die Ukraine braucht dringend Mittel zur Luftverteidigung.”
In ihrem Abwehrkampf gegen den russischen Angriffskrieg griff die Ukraine das Nachbarland erneut mit Drohnen an. Im Gebiet Rostow starb dabei eine Pensionistin nach dem Einschlag einer Drohne in einem zweigeschoßigen Wohnhaus, wie die Behörden mitteilten. Das Haus mit acht Wohnungen musste demnach evakuiert werden. Im Moskauer Gebiet in der Stadt Sergijew Possad gab es laut Behörden zwei Verletzte nach einem Drohnenangriff. Das russische Verteidigungsministerium meldete in der Früh, dass insgesamt 48 ukrainische Drohnen zerstört worden seien.
Präsidententelefonat ohne Fortschritt
Die Ukraine wehrt sich seit mehr als drei Jahren gegen die russische Invasion und drängt die westlichen Verbündeten immer wieder zu einer Stärkung der Flugabwehr. Erst am Dienstag war bekanntgeworden, dass die USA die Lieferung einiger Waffen an die Ukraine gestoppt haben.
Kurz vor den jüngsten Angriffen auf Kiew hatte Trump erneut mit Putin telefoniert und unter anderem über den Ukraine-Krieg gesprochen. Trump äußerte sich anschließend “nicht glücklich”: Es habe keinen Fortschritt gegeben.
Aktuell sind 1 Kommentare vorhanden
Kommentare anzeigen