Kommentar

Wahlkampf in der digitalen Hölle

Donnerstag, 19. Januar 2017 | 17:29 Uhr

Bozen/Washington – Am Freitag wird Donald Trump sein Amt als 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika antreten.

Viel ist seit seiner Wahl im November letzten Jahres von der Einflussnahme ausländischer Mächte – namentlich Russland – geredet worden. Auch die Rolle der sozialen Medien wie Twitter und Facebook sowie von Fakenews, die vornehmlich über beide Netzwerke verbreitet werden, wurde hinterfragt. Besonders aber die russischen Hacker, die sich zu mehreren E-Mail-Servern Zugang verschafft haben sollen, sorgten für großes Aufsehen. Häppchenweise wurden pikante Mails von unbekannter Seite – es soll sich um das Umfeld des russischen Präsidenten Putin gehandelt haben – während der heißen Phase des US-Wahlkampfs dem aufgeheizten Publikum serviert. Das kostete Clinton viele Stimmen, die vielleicht die entscheidenden waren.

Seit dieser Wahl, die von Skandalen, eigens produzierten Fakenews und mit harten Bandagen gekämpften, digitalen Schlachten auf Twitter und Facebook beherrscht wurde, fürchten die Regierenden in der EU ihre eigenen Urnengänge, wie der Teufel das Weihwasser. Besonders in Deutschland – dem mächtigsten Land der EU – hat die Berliner Koalition Angst vor russischer Einflussnahme, vor bezahlten Schreibern, die Fakes am Fließband produzieren, und nicht zuletzt vor der eigenen, nicht selten wütenden Bevölkerung.

Und Südtirol? Warum sollten geknackte Server, Hacker, Falschnachrichten und eine digitale Sturmflut zwei Stufen tiefer nicht auch funktionieren? In Bozen schläft man nicht zuletzt wegen einer farblosen Opposition noch ruhige Nächte. Aber die Blicke richten sich nach Norden und in eine trügerische Welt, die jederzeit unliebsame Überraschungen bereithält. 2018 ist nicht mehr fern. Wer nach oben will, weiß seit Trump, wie es richtig geht.

Von: ka

Bezirk: Bozen