Von: mk
Moskau/Kiew – Nach der “Operation Spinnennetz”, bei der in Sibirien und anderen Regionen in Russland mehrere Militärbasen getroffen und atomwaffenfähige Langstreckenbomber zerstört wurden, stellt sich die Frage: War das erst der Anfang? Die Aktion verdeutlicht den Einfallsreichtum und den Kampfgeist des ukrainischen Militärs. Auch nach über drei Jahren Krieg will sich die Ukraine dem russischen Aggressor nicht beugen.
Bei den spektakulären Drohnenangriffen, die der ukrainischen Geheimdienst SBU eingefädelt hat, wurden nach ukrainischen Angaben vier russische Militärflugplätze getroffen. Rund 40 Militärflugzeuge seien zerstört oder beschädigt worden, hieß es. Der Angriff auf mindestens 13 Flugzeuge konnte aufgrund von Satellitenbildern bestätigt werden.
Die Drohnenteile und der Sprengstoff wurden aus Kasachstan in die Millionenstadt Tscheljabinsk am Ural gebracht, dort in einer Lagerhalle montiert und in Containern versteckt. Diese wurden wiederum von beauftragten Lkw-Fahrern in die Nähe der Ziele transportiert. In sozialen Netzwerken sind Aufnahmen zu sehen, wie die als Kampfdrohnen ausgerüsteten Quadrocopter aus den Dächern der Container aufsteigen, die per Fernsteuerung geöffnet wurden.
Wie Axios” berichtete, hielt die ukrainische Regierung ihre Pläne für die Operation über 18 Monate geheim. Auch die Trump-Administration wusste von nichts.
Zu dem Drohnenangriff sagte Präsident Wolodymy Selenskyj, der Einsatz habe dazu beigetragen, dass die Partner der Ukraine wieder mehr Vertrauen in die Abwehrfähigkeiten der Ukraine gegen Russland fassen könnten. Auch zu einem Anstieg der Moral innerhalb des ukrainischen Militärs dürfte Schlag beigetragen haben, dessen Truppen sich vor allem im Osten des Landes einen erbitterten Stellungskampf mit Russland liefern.
Einflussreiche russische Kriegsblogger forderten unterdessen die Regierung in Moskau zu einem harten Vergeltungsschlag auf. Dabei wird die Vermutung wach, dass es sich nicht um das letzte As im Ärmel der Ukraine handelt.
Angriff auf die Kertsch-Brücke
So reklamierte die Ukraine kürzlich einen Angriff auf die Kertsch-Brücke, die das russische Festland und die von Russland annektierte ukrainische Halbinsel Krim verbindet, für sich. Der ukrainische Geheimdienst SBU teilte mit, die Brücke ein drittes Mal, dieses Mal unter Wasser, angegriffen zu haben.
Der SBU erklärte, Geheimagenten hätten mehr als eine Tonne explosives Material an einem der Brückenpfeiler unter Wasser angebracht. Der erste Sprengsatz sei nun gezündet worden. Der Geheimdienst veröffentliche Aufnahmen, die eine Explosion und umherfliegende Trümmer zeigen. Auf einem Foto sind Schäden an der Seite der Brücke zu sehen. Wie groß der verursachte Schaden an der 19 Kilometer langen Brücke ist, blieb zunächst unklar. Wie russische Staatsmedien berichteten, war die Brücke am Dienstag für etwa vier Stunden für den Verkehr gesperrt.
In Russland verärgert der Anschlag auf die Kertsch-Brücke die Menschen und macht sie nervös. Wer die Brücke nutzt, muss langsam fahren. Lastwagen sind nicht erlaubt. Außerdem müssen die Bürger vor An- und Abfahrt mehrere Kontrollen über sich ergehen lassen. Der Krieg verlagert sich immer mehr auch nach Russland zu den Menschen, die dort leben.
Eisenbahnverkehr im Visier
In der grenznahen Region Belgorod gab es inzwischen einen weiteren Anschlag auf die Eisenbahn: Nach einer Explosion ist eine Reservelok entgleist. Verletzte habe es nicht gegeben, teilten die Behörden mit. Die Strecke sei aber zunächst gesperrt worden.
Schon in den vergangenen Tagen hatte es mehrere Anschläge auf Eisenbahn-Infrastruktur gegeben. In einem Fall entgleiste dadurch auch ein Personenzug. Es gab mehrere Tote und Verletzte.
Das ukrainische Militär hat außerdem nach eigenen Angaben in der Nacht auf letzten Freitag Flugplätze und Treibstofflager in den russischen Oblasten Rjasan und Saratow angegriffen.
Nicht nur Agenten innerhalb Russlands
Doch nicht nur Geheimagenten innerhalb Russlands stiften Chaos. Überfälle geschehen auch hinter den Frontlinien, die sich für die russischen Streitkräfte als verheerend erweisen. Spezialeinheiten gelangen hinter die Linien, lokalisieren Hauptquartiere und Truppenkonzentrationen, schalten kleine Infanteriegruppen von hinten aus, um dann zu verschwinden, wie Militärexperten auf der Plattform Bluesky berichten.
Dadurch, dass die Ukraine Elite-Truppen aufbaut, verändert sich auch das Geschehen an der Front. Unterstützt wird die Ukraine durch überlegene Drohnentechnologie und elektronische Kampfführung. Die Ukraine scheint entschlossen, die eigenen Stärken auszuspielen. Sie schlägt schnell, flexibel und wagemutig zu, wobei es ihr immer wieder gelingt, die relativ steife Militärführung Russlands zu überraschen.
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