Rama: "Der effizienteste Regierungsmitarbeiter"

Wegen Korruption: In Albanien soll bald die KI regieren

Sonntag, 24. August 2025 | 08:01 Uhr

Von: idr

Tirana – Kann eine Maschine regieren? In Albanien könnte diese Frage möglicherweise schon sehr bald beantwortet werden. Melonis enger Partner und Premierminister von Albanien, Edi Rama, kündigte kürzlich an, ein Ministerium zu gründen, das vollständig von Künstlicher Intelligenz geführt wird. Mit dieser Maßnahme soll Albaniens Korruptionsproblem umgangen und durch ein nahezu unkorrumpierbares System ersetzt werden. Doch auch das beste System bietet Möglichkeiten für Missbrauch.

Was klingt wie eine Utopie aus einem Sci-Fi-Roman, sorgt gerade in Albanien und dem Rest der Welt für mächtig Gesprächsstoff. Regierungschef Edi Rama hat öffentlich angekündigt, ein eigenes Ministerium von einer KI leiten zu lassen. Ziel sei es, menschliche Schwächen wie Korruption oder Vetternwirtschaft auszuschalten. Rama nennt die KI wörtlich das „vielleicht effizienteste Regierungsmitglied der Zukunft“.

Korruptionsbekämpfung per Algorithmus?

Der Hintergrund leuchtet ein: Albanien kämpft seit Jahren mit schwerwiegender Korruption. Immer wieder sind ranghohe Politiker in Skandale verwickelt, zuletzt sogar ehemalige Regierungschefs, und auch der gegenwärtige Ministerpräsident selbst beweist immer wieder seine Fehlbarkeit. Nun soll eine digitale Lösung her. Eine Maschine, die keine Gefälligkeiten annimmt, keine Beziehungen pflegt, nie schläft und vor allem keine Gehälter verlangt.

Unterstützung erhält Rama unter anderem vom früheren Minister Ben Blushi. Eine KI sei besser geeignet, einen Staat zu führen, argumentiert er, da sie rational, effizient und unbestechlich sei. Das Konzept stößt allerdings nicht nur auf Begeisterung.
Oppositionspolitikerin Jorida Tabaku hält wenig von der Idee. Sie warnt davor, dass digitale Systeme bestehende Probleme nicht lösen, sondern nur schwerer sichtbar machen könnten. Gerade in einem Land wie Albanien, in dem viele öffentliche Aufträge ohne Wettbewerb vergeben werden, könne eine KI durch menschliches Einwirken zur bereits existierenden Korruption beitragen.

Digitaler Vorreiter auf dem Balkan

Tatsächlich gehört Albanien zu den digital fortschrittlichsten Ländern der Region. Bereits 95 Prozent aller staatlichen Dienstleistungen sind online verfügbar. Auch der Zahlungsverkehr soll bis 2030 komplett digitalisiert werden. Sogar bei den EU-Beitrittsverhandlungen kommt KI zum Einsatz: Die Regierung nutzt intelligente Systeme, um das nationale Recht mit den EU-Vorgaben abzugleichen.

Ob ein ganzes Ministerium allein von Algorithmen gesteuert werden kann, bleibt fraglich. Doch der Vorstoß zeigt, wohin sich die Verwaltung entwickeln könnte. Doch so effizient Künstliche Intelligenz auch sein mag: Ohne klare demokratische Spielregeln, transparente Entwicklung und unabhängige Kontrolle droht Albanien ein Rückschritt statt Fortschritt.

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