Diskriminierungen und Stereotype gegenüber Frauen

“Wir müssen wachsam bleiben”

Donnerstag, 28. März 2019 | 12:48 Uhr

Meran – “Die Meldungen aus den Nachrichten der letzten Tage bestätigen, dass heute mehr denn je Wachsamkeit geboten ist und auf lokaler Ebene Diskriminierungen und Stereotype gegenüber Frauen durch gezielte und von allen mitgetragene Maßnahmen ein für allemal beseitigt werden müssen”, betonte Stadträtin Gabriela Strohmer.

In diesem Bewusstsein arbeitet die Stadtgemeinde Meran derzeit am zweiten Aktionsplan für die Gleichstellung von Frauen und Männern für die Jahre 2019-2024.

“Nach den Gewalttaten, von denen in diesen Tagen in den Nachrichten berichtet wurde, laufen wir Gefahr, dass sich die Frauen noch mehr als Opfer von Vorurteilen sehen und sich in Gewaltsituationen allein gelassen fühlen” sagte Strohmer.

In Bologna hat das Berufungsgericht die Strafe eines Frauenmörders um die Hälfte reduziert, da der Mann, der seit knapp einem Monat eine Beziehung mit der ermordeten Frau hatte, Opfer eines Gefühlssturms gewesen sei. Vor einigen Tagen wurde gemeldet, dass ein Mann, der eine Frau erstochen hatte, anstelle der vom Staatsanwalt beantragten 30 Jahre nur zu 16 Jahren Haft verurteilt worden ist, weil er aus einem Gefühl der Enttäuschung und Verzweiflung heraus gehandelt habe. Das Berufungsgericht in Ancona hat hingegen zwei Angeklagte mit der Urteilsbegründung freigesprochen, dass das Opfer zu maskulin und zu unattraktiv sei, um sexuell anziehend zu wirken.

Auch die Nachricht der Einstellung von bereits laufenden Projekten der letzten Jahre für SchülerInnen, Eltern und Lehrpersonen an 24 Schulinstituten im Trentino hat für Empörung gesorgt. Die neu gewählte Landesregierung der Autonomen Provinz Trient hat diese Projekte, die sich die Förderung einer Kultur der Chancengleichheit für Frauen und Männer sowie die Prävention von Diskriminierung und Gewalt zum Ziel gesetzt hatten, abgebrochen.

“Und das ist noch nicht alles”, meinte Strohmer. „Ich war immer schon und bin auch heute noch dafür, dass wieder Bordelle eröffnet werden dürfen“: So äußerste sich neulich der stellvertretende Ministerpräsident und Innenminister Matteo Salvini und fügte hinzu, dass „es auch aus gesundheitlichen Gründen der richtige Weg sei, dieses Geschäft dem organisierten Verbrechen und der aktuellen Misere zu entziehen und die Frauen von der Straßen zu holen. Das österreichische Modell sei in dieser Hinsicht vorbildlich“.

Und schließlich Senator Pillon, der mit seinem Gesetzentwurf mehrere Neuigkeiten im Familienrecht einführen will, besonders in Bezug auf die Trennung und das gemeinsame Sorgerecht für die Kinder. Dieser Gesetzentwurf wird von Rechtsanwälten, Psychologen und Sozialbetreuern, die mit Familien und Minderjährigen arbeiten, von den Einrichtungen gegen die Gewalt an Frauen und von Frauenbewegungen aber auch von den Sonderberichterstatterinnen der Vereinten Nationen gegen Gewalt und Frauendiskriminierung, die am 22. Oktober einen Protestbrief an die Regierung gerichtet haben, scharf kritisiert.

“Derartige Nachrichten und frauenfeindliche Haltungen sind ein Alarmsignal, besonders in einem Staat wie dem unseren, wo aufgrund der Anzahl der Frauenmorde und der Gewaltsituationen (körperliche und psychische Gewalt gegenüber Frauen) die Arbeit und die Sensibilisierung zur Herbeiführung eines kulturellen Wandels vor allem unter den jungen Generationen aber auch den Erwachsenen, mit denen sie sich konfrontieren, unentbehrlich ist”, erklärte Strohmer.

“Leider müssen wir feststellen, dass die Geschlechterrollen immer noch sehr von Stereotypen geprägt sind und dass es angesichts des mangelnden Respekts vor den Unterschieden zwischen den Geschlechtern weiterhin keine Gleichberechtigung und damit auch keine Chancengleichheit gibt. Wir sind heute sogar in einer Phase des Rückschritts, in der wieder verstärkt der Körper der Frau, nicht ihre Persönlichkeit im Vordergrund steht. Die Folgen sind natürlich schwerwiegend mit verbreiteten Formen der Bevormundung, des Machtmissbrauchs und der Gewalt gegenüber Frauen und einer Verschärfung von Verhaltensmustern, die eigentlich bereits überwunden sein sollten”, so Strohmer.

Vor diesem erschreckenden Hintergrund wird also der zweite Aktionsplan zur Gleichstellung von Frauen und Männern vom Referat für Chancengleichheit der Stadtgemeinde Meran in Zusammenarbeit mit allen Vereinigungen und Institutionen im Gemeindegebiet, die sich in verschiedener Hinsicht mit diesem Themenkreis befassen, ausgearbeitet. Der Plan setzt sich deshalb zum Ziel, eine neue Ausgangsbasis für die Fortsetzung der Maßnahmen des alten Planes von 2013 und die Ausarbeitung weiterer innovativer und prioritärer Maßnahmen zur Ergänzung der laufenden Projekte zu schaffen.

 

Von: mk

Bezirk: Burggrafenamt