Von: ka
Bozen – Nachdem ein Video, das im „Vaterland“ den vielleicht größten Politskandal der zweiten Republik verursacht und zum Sturz der türkis-blauen Regierung geführt hat, geht auch in Bozen die Angst um.
Bereits die Erfahrung der österreichischen Vergangenheit, die im Lauf der Jahrzehnte mehrmals eine Beteiligung der Rechtspopulisten von der FPÖ gesehen hat, die jedes Mal in einem Skandal oder einem tiefen Zerwürfnis geendet ist, lässt heute im Landl die Nerven spannen. Ein ähnlicher Fall wie der Sturz des ehemaligen Vizekanzlers HC Strache über ein Video – so die Befürchtung – könnte auch im Südtirol passieren und so schnell zum Ende des SVP-Lega-Experiments führen. An Leuten, die in mehr als nur in einen Fettnapf treten könnten, besteht auch bei uns kein Mangel. Wie im Fall des Kanzlers Kurz bliebe in einem solchen Fall auch bei uns ein Teil des Skandals beim moderateren Koalitionspartner – sprich SVP – hängen.
Gleich, ob in Wien oder Bozen trägt jener, der eine Koalition mit solchen Parteien eingeht, immer dieses Restrisiko mit. Derweil scheint aber in der Brennerstraße die Hoffnung vorzuherrschen, vom österreichischen Debakel verschont zu bleiben.
Ganz anderer Art die Angst in der deutschen Opposition. Durch das Video ihres wichtigsten Ansprechpartners in der Regierung beraubt, taumeln die nach der letzten Landtagswahl arg durchgebeutelten „Heimatparteien“ der politischen Bedeutungslosigkeit entgegen. Neuwahlen hin oder her scheint heute gewiss, dass die FPÖ über Jahre hinaus keine Regierungsverantwortung im Bund mehr übernehmen wird, was bedeutet, dass ewige Steckenpferde wie der Doppelpass für lange Zeit in der Schublade verschwinden werden. Wie Stellungnahmen zeigen, tun sich deren Vertreter auch heute schwer damit, auch sich selbst gegenüber einzugestehen, wie ein selbsternannter österreichischer Patriot gegenüber der eigenen Heimat ein dermaßen abstoßendes Verhalten an den Tag legen kann.
Der Fall von HC Strache und Türkis-Blau wirft seine Schatten bis nach Südtirol. Die SVP wird sich ihren Partner in Zukunft noch genauer ansehen und die verwaisten Patrioten haben nun endlich eine Gelegenheit, eine Heimatliebe abseits von falschen Freunden, zu denen man bis gestern gepilgert ist, zu entwickeln.