Von: luk
Bozen – Der 11. März stand im Bozner Raiffeisenpavillon ganz im Zeichen der Tagung „Die Rolle der Gemeinden im Sport“. Internationale Referenten durchleuchteten bei der vom Verband der Sportvereine Südtirols (VSS) und vom Südtiroler Gemeindenverband (SGV) organisierten Veranstaltung vor rund hundert Zuschauern, unter ihnen zahlreiche Vertreter aus Politik und Sport, die Zukunft des Sports in Südtirol.
„Die Rolle der Gemeinden im Sport wird auch in Südtirol immer wichtiger“, diese Quintessenz konnten VSS-Obmann Günther Andergassen und SGV-Präsident Andreas Schatzer nach der gemeinsam organisierten Tagung ziehen. Nicht nur die Anwesenheit der Senatoren Josefa Idem und Hans Berger, sowie der Landesräte Martha Stocker und Arnold Schuler machten dies deutlich. Gemeinden brauchen die (Sport-)Vereine für ein aktives Zusammenleben, die Vereine brauchen hingegen die logistische, finanzielle und ideelle Unterstützung der Vereinsvertreter. Damit diese Zusammenarbeit für alle Beteiligten erfolgreich wird, müssen vorab natürlich die Rahmenbedingungen stimmen. „Das funktioniert in Südtirol im Vergleich zum restlichen Italien aus meiner Sicht sehr gut“, fand Senatorin Josefa Idem. Die ehemalige italienische Sportministerin war auch eine äußerst erfolgreiche Kanutin und kennt den Sport in Italien daher in all seinen Facetten. Idem musste aber auch einräumen, dass der Aufwand für Sportvereine gerade im bürokratischen Bereich in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Die Arbeit der Sportvereine wird dadurch selbstverständlich zusätzlich erschwert.
Genauso sahen es auch die Präsidentin des SSV Bozen, Evi Seebacher und Brunecks Bürgermeister Roland Griessmair. Während Seebacher in einer flammenden Rede eine Lanze für Südtirols Sportvereine brach, mehr Respekt und Anerkennung forderte und dafür ausgiebigen Applaus erntete, erklärte Griessmair das Erfolgsmodell der „Sportstadt“ Bruneck. Die Rienzstadt beindruckt vor allem mit einer großartigen Infrastruktur und mit internationalen Sportmannschaften, die Bruneck als idealen Standort für ihr Trainingslager entdeckt haben. Dafür braucht es die von Seebacher auch für Bozen eingeforderte partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Sportverein und Gemeinde.
Wie eine solche Zusammenarbeit erfolgreich in der Schweiz betrieben wird, beleuchtete Josy Beer, ihres Zeichens Koordinatorin für lokale und regionale Sportförderung des eidgenössischen Bundesamts für Sports (BASPO). Durch ein föderalistisches Sportsystem, der Beteiligung von öffentlichen Instanzen und von privatrechtlicher Seite wird in der Schweiz nämlich Hand in Hand zum Vorteil für alle Beteiligten gearbeitet.
Einen Blick in die Zukunft des Sports gewährte die deutsche Politologin und Zukunftsforscherin Anja Kirig. Auf Grundlage mehrerer relevanter Phänomene, darunter Megatrends, soziokulture Trends oder kurzfristigen Hypes untersuchte das deutsche Zukunftsinstitut auch die mögliche Zukunft des Sports. Insgesamt sieben Thesen stellte Kirig dabei auf der Tagung im Bozner Raiffeisenverband vor. „Es sind neue Bedürfnisse, die Sportgesellschaft bilden. Dabei gibt es auch keine linearen Zielgruppen mehr“, so die Zukunftsforscherin, die auch davor warnte, die Mid-Ager – also die Bevölkerung zwischen 25 und 55 Jahren – zu vergessen. Zudem sei Sport nicht nur Gesundheit, sondern auch mit Lebensqualität gleichzusetzen. „Auch die Technik durchdringt und prägt den Sport in Zukunft immer mehr“, prognostiziert Kirig. Zunächst zwar ehr den urbanen Raum, in weiterer Folge aber auch ländliche Räume wie Südtirol.
In der abschließenden lebhaften Diskussion wurde einmal mehr deutlich, dass VSS und SGV mit dieser Tagung den Nerv von Sport- und Gemeindevertretern getroffen haben. Unterstützung für Südtirols Sportvereine sicherte dabei auch Senator Hans Berger zu. Berger, selbst 25 Jahre Präsident eines Sportvereins, versprach sich in Rom vor allem bei steuerrechtlichen Fragen für Südtirols Vereine zu engagieren. Den wichtigsten Punkt des Tages sprach Josefa Idem an: „Sport soll im Kinder und Jugendalter in erster Linie Spiel und Spaß sein. Dann nehmen die Kinder diese positive Erfahrung mit in das Erwachsenenleben und bleiben sportlich.“