Gigantomanie beenden – ein Kommentar

Keine WM-Teilnahme verdient

Donnerstag, 31. März 2022 | 03:00 Uhr

Bozen – Noch vor neun Monaten lag Italien im Freudentaumel. Nach dem Gewinn der Europameisterschaft schien nichts die erfolgshungrigen italienischen Fußballprofis, die bereits den Weltmeisterpokal anvisierten, stoppen zu können.

ANSA/SIMONE VENEZIA

Kaum neun Monate später fließen bei den Tifosi bittere Tränen. Mit einer indiskutablen Leistung verliert Italien gegen Nordmazedonien und verpasst erneut die eigentlich als selbstverständlich erachtete WM-Teilnahme. Wie nicht anders zu erwarten, übergoss sich über die hochbezahlten Profis, die nicht imstande waren, den 67. der FIFA-Weltrangliste zu schlagen, Hohn und Spott.

Das war aber nicht alles. Nachdem in den sozialen Netzwerken Videos aufgetaucht waren, die zeigen, dass die Azzurri ihre Umkleideräume im Stadion von Palermo voller Dreck und Müll hinterlassen hatten, ergoss sich über die erfolgsverwöhnten Fußballtorstars der Azzurri ein wahrer Shitstorm.

Twitter/Tommy Milanello

Vollkommen zu Recht kritisierten viele Italiener ihre einstigen Lieblinge als „verwöhnte und überbezahlte Muttersöhnchen ohne einen Funken Respekt und Bildung“. Die Tifosi, die meinten, dass sich zur „fußballerischen Katastrophe eine moralische gesellt hätte“, kamen einhellig zur Ansicht, dass sich die Azzurri, die sich nicht zu benehmen wissen und keinen Respekt vor der Arbeit des Reinigungspersonals zeigen, weder „sportlich noch moralisch eine WM-Teilnahme verdient“ hätten. Den Italienfans, die ihre Mannschaft sonst abgöttisch lieben, kann nur zugestimmt werden. Die Azzurri haben nun vier Jahre Zeit, fußballerische und zivilisatorische Fortschritte zu zeigen.

APA/APA (AFP)/STR

Letztendlich muss aber in der FIFA selbst aufgeräumt werden. Mit seinen von Sklavenarbeitern errichteten, voll klimatisierten Fußballstadien, die direkt auf Wüstensand gebaut wurden, erweist sich die Vergabe der Fußballweltmeisterschaft an Katar nicht nur als moralische, sondern auch als umweltpolitische Katastrophe.

Im Weltverband sollte man erkennen, dass sich der Wind gedreht hat und die Bürger diese Gigantomanie nicht mehr länger dulden wollen. Gleich wie die Olympischen Spiele müssen auch die Fußballweltmeisterschaften wieder bescheidener werden.

Von: ka

Bezirk: Bozen