Von: mk
Obereggen – Am Mittwoch, 14. Dezember, beginnt für Obereggen ein neues Europacup-Kapitel: Der traditionsreiche Slalom zieht nach 33 Jahren von der Oberholzpiste auf die anspruchsvolle Maierlpiste mit einer maximalen Neigung von 55 Prozent um. Der traditionsreichste Europacup-Ort überhaupt im Skizirkus, der zuweilen auch als „Kitzbühel des Europacups“ betitelt wird, erwartet wieder einen Großteil der Weltelite.
Die neue Rennstrecke – eine Herausforderung
Die Maierlpiste existiert seit 2005. Mit einer maximalen Neigung von 55 Prozent überwindet sie auf 1,6 Kilometern Länge 433 Höhenmeter und ist ein standesgemäßer Hang für den prestigeträchtigen Europacupslalom von Obereggen. Der Hang befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft der „Oberholz“ und wird bequem über die neue Telemix-Bahn „Laner“ erreicht, ausgestattet mit Sechsersessel und Achterkabinen.
14. Dezember – Ideal im Rennkalender
Alljährlich ist Obereggen so gut besetzt wie kaum ein anderer Europacup. Das ist nicht nur dem Prestige des Traditionsrennens geschuldet, sondern genauso dem günstigen Termin zu Saisonbeginn. Auch heuer liegt Obereggen am Mittwoch, 14. Dezember, ideal, bevor es weitergeht zu den Weltcupstationen in Alta Badia (18. und 19. Dezember) und Madonna di Campiglio (22. Dezember). Erfahrungsgemäß nutzen viele Slalomstars das Rennen in Obereggen, um in der noch jungen Saison Wettkampfpraxis zu sammeln. Das dürfte heuer ähnlich sein, denn für die Slalom-Athleten waren bzw. sind die zwei einzigen Weltcup-Stationen vor Obereggen die Slaloms im finnischen Levi (13. November) und im französischen Val d’Isere (11. Dezember), die zwei einzigen Europacup-Stationen die beiden Slaloms am 29. und 30. November in Levi.
Während also die Spezialisten der schnellen Disziplinen am 14. Dezember zum ersten Training für die Weltcupabfahrt in Gröden antreten, werden viele Slalomstars beim prestigeträchtigen Europacup in Obereggen am Start sein.
Selbstvertrauen für die WM-Saison
Der Slalom von Obereggen war für die Athleten in der Vergangenheit häufig richtungweisend. Wer in Obereggen gut fuhr, absolvierte sehr oft eine Erfolgssaison. Titelverteidiger Robin Buffet holte sich in der vergangenen Saison die Slalom-Europacupwertung und damit einen fixen Startplatz für die Weltcupsaison 2016/17. Von besonderer Bedeutung ist in dieser WM-Saison (6.-19. Februar in St. Moritz) die Erinnerung an Manfred Pranger: Der Zweitplatzierte von 2008 fuhr wenige Wochen danach zum Weltmeistertitel. Giuliano Razzoli kürte sich wenige Wochen nach seinem Obereggen-Triumph von 2009 zum Olympiasieger. Der Obereggen-Sieger von 2008 und Zweitplatzierte von 2009 Reinfried Herbst wurde 2010 Slalomweltcupsieger, und der Obereggen-Seriensieger Andre Myhrer (Sieger 2004, 2005, 2007, 2010) holte sich 2012 den Slalom-Weltcup.
Überhaupt ist es beeindruckend, wie viele Weltmeister, Olympiasieger und Weltcupsieger beim Europacup in Obereggen bereits am Start waren. Marcel Hirscher, der mit fünf Weltcup-Gesamtsiegen in den vergangenen fünf Jahren Geschichte geschrieben hat, wurde in Obereggen 2007 als gerade einmal 18-Jähriger Dritter. Der letztjährige Slalom-Weltcupsieger und Gesamtweltcup-Zweite, der Norweger Henrik Kristoffersen, wurde in Obereggen 2012 als 18-Jähriger Elfter. Aber auch Ted Ligety, Alberto Tomba, Benjamin Raich, Stephan Eberharter, Kristian Ghedina, Luc Alphand und viele andere haben in Obereggen ihre Visitenkarte abgegeben.
Die Zuverlässigkeit der Organisatoren
Dass Obereggen im Skizirkus einen so guten Ruf genießt, ist der akribischen Arbeit der Organisatoren zu verdanken. Der SC Rosengarten, der SC Eggen, die Skischule Obereggen und die Obereggen AG leisten Jahr für Jahr ganze Arbeit. Obereggen gilt längst als Veranstaltungsort mit Renngarantie, denn seit der ersten Ausgabe 1983 fiel das Rennen nur zwei Mal witterungsbedingt aus, das letzte Mal vor 16 Jahren (im Jahr 2000). Eine solche Serie sucht im Welt- und Europacup ihresgleichen.
Rennleiter und OK-Präsident ist Eduard Pichler, der 2014 den langjährigen „Chef“ Siegfried Gallmetzer abgelöst hat. Marco Zendron folgte zeitgleich als Vizepräsident auf Luciano Pezzin. Sowohl Gallmetzer als auch Pezzin gehören übrigens weiterhin dem OK-Team an. Seinen Beitrag leistet seit jeher auch Siegfried Pichler, der Direktor der Obereggen AG, der dem OK-Team unterstützend zur Seite steht.
Erinnerung an drei Männer
Gewidmet ist der Europacup in Obereggen seit seiner Geburt den beiden Eggentaler Brüdern Karl und Peter Pichler, die beide für den Skisport lebten und beide auf tragische Weise ums Leben kamen, als sie wieder einmal für „ihren“ Sport unterwegs waren – Peter 1977 bei einem Lawinenunglück am Jochgrimm, Karl 1982 bei einem Verkehrsunfall in Neuseeland, wo er sich als Trainer der italienischen Nationalmannschaft aufhielt.
Eng verbunden mit dem Europacup von Obereggen ist auch der Namen von Bruno Fusmini: Der Mitbegründer war von 1983 bis 1999 Rennleiter – bis zu seinem Tod.
2015: Buffets Meisterstück
Der 24-jährige Franzose Robin Buffet überraschte im Dezember 2015 beim abermals hochklassigen Europacupslalom in Obereggen die Favoriten – und das Publikum. Nicht die von Weltmeister Jean-Baptiste Grange angeführten Stars holten den prestigeträchtigen Sieg auf der Oberholzpiste, auch nicht die hochgehandelten Schweden und Azzurri, sondern der weitgehend unbekannte Franzose. Zweiter wurde mit einer Zehntelsekunde Rückstand der Schweizer Ramon Zenhaeusern, der dann auch Zweiter in der Europacupslalom-Saisonwertung wurde. Auf dem dritten Platz landeten zeitgleich der Schwede Mattias Hargin und der Norweger Jonathan Nordbotten. Schwer geschlagen wurden die Azzurri: Der Trentiner Andrea Ballerin war als Zwölfter ihr Bester.
Die großen Favoriten blieben allesamt hinter den Erwartungen zurück. Giuliano Razzoli, Julien Lizeroux, Jens Byggmark und Cristian Deville schieden schon im ersten Durchgang aus, Anton Lahdenperae folgte im zweiten Durchgang, während Markus Larsson 11., Jean-Baptiste Grange 13. und Stefano Gross 17. wurde. Nichts mit dem Kampf um den Sieg hatte auch der Obereggen-Sieger von 2013 und 2014 Axel Baeck zu tun – er wurde 24.