Von: ka
Bozen – Von der Entscheidung zweier Trainer, in einem entscheidenden Spiel auf die Annullierung eines irregulären Tores zu bestehen, über die Fairness eines olympischen Florettfechters, der ein umstrittenes Urteil mit sportlicher Größe akzeptierte, bis hin zur Einbindung der Jugendlichen der Sorriso Academy auf dem Spielfeld, dem Mixed-Ability-Rugby-Modell der Castro Rugby Academy, dem solidarischen Engagement der jungen Spieler des ASC St. Georgen und der Selbstanzeige eines 14-jährigen Skifahrers: Diese Geschichten standen im Mittelpunkt der vierten Ausgabe von WeFairPlay, der Initiative des GS Excelsior in Zusammenarbeit mit der Autonomen Provinz Bozen, die am 10. Oktober in der Messe Bozen gelebte Beispiele für Fairness, Inklusion und Verantwortung im Sport feierte.
Im Rahmen der Feier wurden sechs Auszeichnungen verliehen: Die Beste Fairplay-Geste – Open ging an den olympischen Florettfechter Filippo Macchi; die Beste Fairplay-Geste – Südtirol an Ruggero Santuari und Massimiliano Salvi, Trainer der U15-Mädchenmannschaft Südtirol; die Beste Initiative – Open an Rugby-Champion Martin Castrogiovanni für die Castro Rugby Academy; und die Beste Initiative – Südtirol an die Jugendlichen der Sorriso Academy. Der Jugendpreis ging an den Skifahrer Michele Vivalda, der Sonderpreis „Excelsior“ an die jungen Fußballer des ASC St. Georgen.
„Dieser Abend erinnert uns daran, warum Sport ein wichtiger Verbündeter ist, wenn es darum geht, ein gesellschaftlich verantwortungsbewusstes Miteinander zu fördern: WeFairPlay würdigt konkrete Gesten von Fairness und Inklusion und macht sie der gesamten Gemeinschaft – angefangen bei den Jüngsten – zum Vorbild“, sagt Peter Brunner, Sportlandesrat der Autonomen Provinz Bozen. „Als Land Südtirol stehen wir seit Beginn an der Seite von WeFairPlay und werden das Projekt auch weiterhin unterstützen. Diese Auszeichnungen sind kein Selbstzweck, sondern ein Impuls für neues, positives Verhalten in Schulen, Vereinen und Familien.“
„Für uns ist dieser Abend das ‚Fest des Fair Play‘: eine Bühne, die Sportgrößen und Alltagsgeschichten zusammenführt und zeigt, dass Fairness und Respekt gelebte Praxis und keine bloßen Schlagworte sind“, erklärt Valter Vezzù, Präsident des GS Excelsior. „Mein Dank gilt der Jury, den Sponsoren und Partnern und den vielen freiwilligen Helfern, die diesen Abend möglich machen. Wir sammeln weiterhin Beispiele für sportliches Verhalten: so wächst WeFairPlay und schafft Jahr für Jahr neuen Mehrwert.“
Ehrengast des Abends war die ehemalige Skifahrerin Ariana Boras – ein Symbol für Ausdauer und Beharrlichkeit. In den Bergen aufgewachsen und von den Olympischen Spielen 1984 in Sarajevo inspiriert, gab sie 1992 in Albertville ihr Debüt im Trikot der jugoslawischen Nationalmannschaft. Weder Krieg noch Verletzungen konnten sie aufhalten: Dank der Solidarität der internationalen Skigemeinschaft – angefangen bei Alberto Tomba bis hin zu Deborah Compagnoni, die sie in Bormio aufnahm – kehrte sie in den Weltcup zurück und nahm an den Olympischen Spielen 1994 in Lillehammer und 1998 in Nagano teil. Ihre Geschichte vereint Talent, Disziplin und gegenseitige Unterstützung – Werte, die WeFairPlay feiert und weiterträgt.
Die Preisträger: Kleine und große Fair Play-Geschichten
Der Preis für die beste Fairplay-Geste in Südtirol ging an Ruggero Santuari und Massimiliano Salvi, die Trainer der U15-Mädchenmannschaft des FC Südtirol. In einem entscheidenden Spiel gegen Cittadella baten sie beim Stand von 1:0 den Schiedsrichter, einen Treffer ihres eigenen Teams wegen einer übersehenen Regelwidrigkeit annullieren zu lassen. Kurz darauf fiel der Ausgleich und am Ende gelang sogar das Siegestor. Eine Geste, die Fairness und sportlichen Erfolg vereint.
Filippo Macchi erhielt den Preis für die beste Fairplay-Geste (Open):
Im olympischen Florettfinale in Paris 2024, beim Stand von 14:14 gegen den amtierenden Champion Cheung Ka Long, wurden zwei seiner Treffer nicht gewertet, der nächste ging dann an seinen Gegner. Macchi akzeptierte das Schiedsrichterurteil, gratulierte Cheung und bekräftigte öffentlich seinen Respekt für die Entscheidung der Unparteiischen – eine eindrucksvolle Lektion für Sportethik.
Der Preis für die beste Initiative in Südtirol ging an die Sorriso Academy, die Jugendlichen im Alter von 10 bis 16 Jahren mit Down-Syndrom und anderen Beeinträchtigungen eine Chance in Arbeit und Sport gibt. Seit ihrer Gründung im Jahr 2014 hat sich die Academy stetig erweitert und ist zu einem Ort der Integration, Entschlossenheit und des Teamgeistes geworden ist.
Den Sonderpreis „Excelsior“ erhielten die jungen Fußballer des ASC St. Georgen. Zu Weihnachten 2024 sammelten sie neue und gebrauchte Spielzeuge für die Kinder des Frauenhauses in Bruneck und übergaben diese persönlich. Eine einfache, aber wirkungsvolle Geste, die Sport, Solidarität und regionales Engagement auf eindrucksvolle Weise verbindet.
Den Preis für die beste Initiative (Open) erhielt der Rugby- und Fernsehstar Martin Castrogiovanni. Mit der Castro Rugby Academy in Piancavallo hat er ein Modell für integratives Rugby geschaffen. Jede Trainingseinheit beginnt mit Mixed-Ability- und Rollstuhl-Rugby, bei dem Jungen und Mädchen mit und ohne Behinderung dasselbe Trikot tragen und die gleichen Ziele verfolgen. So lernen sie Respekt, Zusammenarbeit und Verantwortung – Werte, die auch außerhalb des Spielfelds Bestand haben.
Der Jugendpreis wurde dem Skifahrer Michele Vivalda verliehen: In Abetone, bei den Ausscheidungen des Trofeo Pinocchio, meldete er zusammen mit seinem Trainer Alessandro Giordano selbst einen Einfädler und verzichtete damit auf den Sieg. Ein klares Beispiel für sportliche Ehrlichkeit, das auch in einem Lobesbrief des FISI-Präsidenten Flavio Roda gewürdigt wurde.
„Diese Prämierung macht sichtbar, was oft im Verborgenen bleibt: Gesten, Initiativen und geteilte Verantwortung“, betont Walter Zambaldi, Vizepräsident der Stiftung Südtiroler Sparkasse. „Als Stiftung unterstützen wir mit Überzeugung Projekte, die Sport und positive soziale Wirkung verbinden, denn sie tragen nachhaltig zur Lebensqualität aller bei.“
„WeFairPlay zeigt, wie sehr der Sport durch einfache, aber entscheidende Gesten unterschiedliche Gemeinschaften vereinen und ein gemeinsames Vorbild schaffen kann“, erklärt Mauro Marchi, stellvertretender Vorstandsvorsitzender von Alperia.
„Als Alperia glauben wir an Projekte, die das soziale Gefüge der Region stärken und jungen Menschen konkrete Möglichkeiten für Wachstum, Verantwortung und Teilhabe bieten – solche Initiativen unterstützen wir aktiv.“
Eine Jury aus Champions
Die Preise werden von einer hochkarätigen Jury vergeben in der die mehrfache Weltmeisterin im Turmspringen Tania Cagnotto, Hockey-Legende Martin Pavlu, Paralympionikin Claudia Schuler, Doppel-Olympiasiegerin Antonella Bellutti, Paralympics-Sieger im alpinen Skisport Christian Lanthaler, Skirennläuferin Manuela Mölgg und der frühere italienische Fußball-Nationalspieler Damiano Tommasi. Unterstützung erhalten sie von den Journalist: innen Valentino Beccari, Stefano Bizzotto, Andreas Vieider und Manuela Vontavon.
WeFairPlay
Das im Jahr 2022 gestartete Projekt hat über die Plattform wefairplay.org Dutzende lokale, nationale und internationale Fairplay-Geschichten gesammelt und erzählt. Viele dieser Geschichten wurden direkt von Bürger:innen und Sportverbänden eingereicht. WeFairPlay wird von der Stiftung Südtiroler Sparkasse und Alperia unterstützt und in Zusammenarbeit mit dem olympischen Komitee CONI, dem Paralympischen Komitee Bozen, dem VSS, der Vereinigung der Südtiroler Sportvereine USSA und der Südtiroler Sporthilfe umgesetzt.
Aktuell sind 0 Kommentare vorhanden
Kommentare anzeigen