Von: APA/sda
Der Grand Prix von Österreich in Spielberg hat es deutlich gezeigt: Marc Marquez ist vom ungestümen Draufgänger zum überlegten Taktiker gereift. Der Spanier musste es auf die harte Tour lernen und steht dank 142 Punkten Vorsprung auf den ersten Verfolger – seinen Bruder Alex – nun vor dem siebenten MotoGP-Titel. Der vielleicht beste Fahrer der Geschichte mit dem besten Material – es scheint eine unschlagbare Kombination zu sein.
Der 19. Juli 2020 wurde für Marc Marquez zum Schicksalstag. Im Grand Prix von Spanien pflügte der damals 27-Jährige im ersten Rennen dieser Corona-Saison durch das Feld. Vier Runden vor Schluss ging er im Kampf um den zweiten Platz erneut zu Boden – und brach sich den rechten Oberarm. Es war nicht der erste Sturz des mit übermäßig viel Talent gesegneten, aber auch zu übergroßem Risiko neigenden Katalanen. Aber einer mit Folgen.
Marquez wollte zu früh zurück, musste mehrere Male operiert werden und verpasste am Ende 15 WM-Rennen. Vor allem aber verlor er sein zuvor unerschütterliches Selbstvertrauen. Es folgten Jahre mit weiteren Unfällen und Operationen. Erschwerend kam hinzu, dass sich Marquez Anfang 2020 für vier Jahre an Honda gebunden hatte, das Motorrad aber immer weiter zurückfiel.
Einer seiner besten Momente
In diesem Jahr dominiert Marquez wieder wie in seinen besten Tagen. Nach dem Wechsel ins Ducati-Werkteam sitzt er nun auch auf dem besten Motorrad. Neun Siege und zwei weitere Podestplätze in 13 Rennen, dazu erste Plätze in zwölf von 13 Sprints – der siebente WM-Titel in der MotoGP, sechs Jahre nach dem sechsten, ist praktisch nur noch Formsache. Marquez würde so mit dem Italiener Valentino Rossi gleichziehen.
“Ich erlebe einen der besten Momente meiner Karriere”, sagte Marquez nach dem letzten Grand Prix vor der Sommerpause in Brünn. “Ich fühle mich wie vor elf Jahren.” Damals hatte er gleich die ersten zehn Grands Prix der Saison gewonnen. 2025 sind noch neun Grands Prix ausstehend. Nur bei einem Sturz mit Verletzungsfolge könnte er diesen Vorsprung noch verspielen.
Doch Marc Marquez ist nicht mehr der Fahrer von einst, er musste sich sozusagen neu erfinden. “Ich habe meinen Fahrstil geändert”, sagt der 32-jährige Spanier. “Ich kann nicht mehr Runde für Runde aggressiv fahren. Ich bin gezwungen, mich meiner körperlichen Verfassung anzupassen. Jetzt bin ich schneller, je entspannter ich bin, und es ist körperlich weniger anstrengend.” Er betont auch die Bedeutung seines Materials. “Ich fühle mich sehr wohl. Wenn man hingegen mit dem Motorrad kämpft, fährt man langsamer.”
Triumph in Rossis Heimat?
Mit seiner einst oft rücksichtslosen Aggressivität machte sich Marquez nicht nur Freunde. Die Duelle mit Valentino Rossi, der alles tat, um Marquez zu entthronen, sind legendär. Als Konkurrenten auf der Strecke wurden die beiden selbstbewussten Superstars auch daneben nie Freunde. Der Italiener wäre daher sicher nicht begeistert, wenn Marquez ausgerechnet Mitte September beim Grand Prix von San Marino in Misano, nahe Rossis Heimat Tavullia, mit dem siebenten Titel in der Königsklasse mit ihm gleichziehen würde.
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