Stephanie Venier lässt es mit dem Skirennfahren sein

Ski-Weltmeisterin Venier zieht Karriere-Schlussstrich

Donnerstag, 07. August 2025 | 14:27 Uhr

Von: apa

Weltmeisterin Stephanie Venier beendet ihre Ski-Karriere. Die 31-jährige Tirolerin gab am Donnerstag auf einer Almhütte über ihrem Heimatort Oberperfuss ihren Rücktritt bekannt. Mit Gold im Super-G und Bronze in der Team-Kombi hatte Venier im vergangenen Winter in Saalbach-Hinterglemm für Furore gesorgt – trotz anhaltender Knieschmerzen. “Wer kann schon sagen, dass man es am Höhepunkt lässt”, sagte Venier bei der Pressekonferenz.

Zuletzt habe einfach die Motivation gefehlt. Den April über habe sie komplett ausgespannt – und dann im Mai wieder mit dem Intervalltraining begonnen. “Da habe ich gesehen, dass es mir nicht mehr so leicht von der Hand geht. Die letzten Prozent haben gefehlt. Und wenn man nicht mehr zu 100 Prozent bereit ist, braucht man sich nicht mehr an den Start stellen”, erklärte die sichtlich emotional mitgenommene Tirolerin.

Die Motivation sei “nicht mehr so richtig gekommen”, fügte Venier an. Jetzt falle ihr ein “Stein vom Herzen”, sie sei “gesund heraußen” und “bereit für einen neuen Lebensabschnitt”, so die 31-Jährige, die sich kürzlich mit ihrem Freund, Skifahrer Christian Walder, verlobt hatte.

“Lässige Zeiten, mit allen Höhen und Tiefen”

Venier bedankte sich vor allem auch bei ihren bei der Pressekonferenz wie Walder und ÖSV-Alpinchef Christian Mitter anwesenden Eltern, die sie immer unterstützt hätten. Vor knapp 30 Jahren habe sie in dem Skigebiet bzw. dem Hang, an dem sie jetzt zurücktrete, mit dem Skifahren begonnen – unterstützt von ihrem Vater: “Nun hat sich der Kreis geschlossen. Ich habe alles genossen. Es waren lässige Zeiten, mit allen Höhen und Tiefen”. Das Ski-Ass bedankte sich auch beim Österreichischen Skiverband (ÖSV), der die “besten Rahmenbedingungen” zur Verfügung gestellt habe.

Die nach der WM in Saalbach-Hinterglemm öffentlich ausgetragene Auseinandersetzung mit Frauen-Cheftrainer Roland Assinger erwähnte Venier von sich aus nicht. Nach der WM hatte sie den Umgangston Assingers angeprangert. Zugleich gab es gegensätzliche Reaktionen von Läuferinnen, die sportliche Leitung um ÖSV-Sportdirektor Mario Stecher bestätigte Assinger vor der Olympia-Saison im Amt. Am Rande des Pressegespräches meinte die Tirolerin zur APA, dass diese Causa “heute keinen Platz habe”. “Heute geht es um meinen Rücktritt, und nicht um den Asso.”

Generell sei sie der Ansicht, dass jeder Mensch “den Mut haben soll, seine Meinung zu äußern”: “Das Wichtigste ist die Kommunikation. Dass man sich auf Augenhöhe begegnet.” Assinger gab per Aussendung an, dass er sich nach Missverständnissen in der Kommunikation mit Venier konstruktiv ausgetauscht habe und sie in gutem Einvernehmen auseinandergegangen seien. Assinger: “Stephanie hat mich stets mit ihren sportlichen Erfolgen beeindruckt.” Es sei bedauerlich, eine Siegläuferin wie sie zu verlieren. “Der Entschluss ist aber sicher wohlüberlegt und zu respektieren.”

WM-Gold und -Bronze “Höhepunkt der Karriere”

Venier verabschiedet sich als dreifache Siegerin von Weltcuprennen, zwölfmal stand sie auf dem Weltcup-Podest. 2017 gewann sie zudem WM-Silber in der Abfahrt. An Preisgeld streifte sie laut FIS-Angaben 601.000 Schweizer Franken ein. Als “absoluten Höhepunkt ihrer Karriere” bezeichnete Venier Gold und Bronze in Saalbach. Sie sei jedenfalls immer eine “brutale Kämpferin” gewesen, die alles gegeben habe und deren größtes Merkmal “die Leidenschaft” gewesen sei.

Die offene Rechnung mit Olympia wird nun nicht mehr beglichen. 2018 hatte Venier in Südkorea bei ihrem einzigen Start im Zeichen der Fünf Ringe das Abfahrtsziel nicht gesehen. Im Februar stehen unweit ihrer Tiroler Heimat die Medaillenentscheidungen auf der Tofana in Cortina d’Ampezzo an, wo sie 2024 in der Abfahrt einen ihrer drei Weltcupsiege erreichte. Seit ihrem Weltcup-Debüt 2013 in St. Anton brachte es Venier auf 169 Weltcupstarts.

Als meinungsstarke Athletin und teils außerhalb der Norm agierend war sie bekannt. Schlagzeilen machte ihr Verzicht auf Obst und Gemüse (“meine Blutwerte sind trotzdem top”). Teamintern trug die deklarierte Katzenliebhaberin wegen ihres Handtaschen-Faibles den Spitznamen “Tante Gucci”. Nun stehe “die Familienplanung an oberster Stelle”. Sie wolle “nicht mehr aus dem Koffer leben, sondern daheim sein.” Im Skisport werde man sie “nicht sehen”, sie werde aber weiter mit ihren Sponsoren zusammenarbeiten und ihren Zivilberuf als Zollbeamtin ausüben.

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