Kommentar

Tyrol Games – schwarze Null oder schwarzes Loch?

Donnerstag, 24. August 2017 | 11:12 Uhr

Bozen – Mit Hochdruck basteln Tiroler Politik und Initiatoren des Österreichischen Olympischen Komitees ÖOC an der Bewerbung Innsbrucks um die Olympischen Winterspiele 2026. Mit geschwellter Brust verkündete die politische Spitze Nordtirols – allen voran Landeshauptmann Platter – dass Innsbrucks Bewerbung für nachhaltige, umweltfreundliche und günstige Spiele stehe und zwischen Kosten und Einnahmen eine schwarze Null rauskommen solle.

Detailreich stellten die Politiker die Bewerbung für schlanke Spiele vor und riefen die Bevölkerung Tirols auf, bei der bevorstehenden Volksabstimmung, welche am 15. Oktober stattfinden wird, mit Ja zu stimmen. Im Falle einer Zustimmung sollen auch Sportstätten in Südtirol zum Zug kommen. Landeshauptmann Kompatscher hat den Nordtirolern, ein Ja immer vorausgesetzt, bereits seine Zustimmung signalisiert.

Aber haben Tirols Olympia-Macher auch die Rechnung mit dem Wirt, dem Internationalen Olympischen Komitee IOC, gemacht? Der in der Vergangenheit von schweren Korruptionsskandalen gebeutelte IOC steht erst am Anfang eines Reformprozesses. Gegner, von denen es in Nordtirol nicht wenige gibt, glauben nicht, dass sich der IOC von zwei Landesfürsten die Verträge und die Bedingungen diktieren lässt – einmal ganz abgesehen davon, ob sich Spiele, so schlank sie auch sein mögen, sich überhaupt für ein Durchführungsbudget von nur 1,175 Mrd. Euro realisieren lassen. Die letzten Winterspiele im russischen Sotschi haben wohlgemerkt 30,5 Mrd. Euro gekostet. Dabei bleiben bei diesen Überlegungen Themen wie Sicherheit noch außen vor.

Viele Tiroler befürchten, dass aus der schwarzen Null schnell ein schwarzes Loch wird. Wie bei der Südtiroler „Flughafenabstimmung“ finden auch viele Unzufriedene immer einen Grund, Platter und Co ans Schienbein zu treten. Das Ja der Tiroler gilt also keineswegs als ausgemacht.

Und im Falle eines Ja sollten sich die Südtiroler gut überlegen, Verträge studieren sowie Kosten und Nutzen errechnen, ob sich das Innsbrucker Olympiaabenteuer überhaupt lohnt. Ein schwarzes Loch könnte das geteilte Land mehr entzweien als es Flüchtlinge, Panzer und Soldaten am Brenner je gekonnt hätten.

Von: ka

Bezirk: Bozen