Von: mk
Bozen – Seit vergangenem Sonntag gelten der italienische Bergsteiger Daniele Nardi und sein englischer Begleiter Tom Ballard am Nanga Parbat als vermisst. Am gestrigen Samstag haben Freunde im Internet eine Spendensammlung ins Leben gerufen, um die Suche unterstützen. Der Südtiroler Extrembergsteiger Reinhold Messner zeigt sich unterdessen skeptisch, was eine mögliche Rettung der beiden anbelangt.
Bei der Spendensammlung konnten laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Ansa in den ersten sieben Stunden bereits 20.000 Euro eingenommen werden. Rund 600 Spender hatten sich bis zu diesem Zeitpunkt an der Aktion auf der Internetseite gofundme.com beteiligt.
„Für uns ist Daniele nicht nur ein Freund, sondern auch ein Bruder“, hieß es im Rahmen des Aufrufs. Der Restbetrag, der übrigbleibt, sollen Schulen in Pakistan zugutekommen. Die Spendenaktion wird von Nardis Mitarbeiter-Team offiziell mitgetragen. Der 30-jährige Tom Ballard lebt im Fassatal im Trentino.
Messner kennt die Diamirseite des Berges ausgesprochen gut. In einem Interview mit der Online-Ausgabe des Messaggero erklärt der Südtiroler Extrembergsteiger, dass die Route sich kaum von jener unterscheidet, bei der sein Bruder Günther beim Abstieg ums Leben gekommen ist. Im oberen Teil sei die Lawinengefahr zwar gering, weiter unten falle der Fels allerdings steil ab. Dort herrsche extremes Risiko.
Er selbst hege kaum Hoffnung, dass Nardi und Ballard lebend geborgen werden, sondern er vermutet, dass sie von einer Eislawine mitgerissen worden sind. Sollten sie es dennoch geschafft haben, könnten die Bergsteiger in einem Zelt oder in einer Felsspalte mit einem guten Schlafsack rund zehn Tage überleben, rechnet Messner.
„Der wahre Killer in diesen Höhen ist Dehydratation. Man muss viel trinken und dazu ist es nötig, den Schnee zu schmelzen. Man braucht einen ordentlichen Vorrat an Gasflaschen“, erklärt Messner dem Messaggero gegenüber.
Gleichzeitig warnte der Südtiroler Extrembergsteiger vor dem Mummery-Ausläufer am Nanga Parbat. Obwohl Tom Ballard zu den besten Bergsteigern der Welt zähle, sei er bis auf den Nanga Parba niemals im Himalaya-Gebiet gewesen. Daniele Nardi verfüge hingegen über viel Erfahrung. Allerdings sei eine Tour unter diesen Eisblöcken lebensgefährlich – vor allem im Winter, erklärte Messner.