Von: mk
Bozen – Transart eröffnet am Donnerstag, den 12. September das diesjährige Festival mit einer besonderen dramaturgischen Geste: Statt Publikum und Künstler in Ausführende und Zuschauer zu teilen, begeben sich alle gemeinsam auf einen Protestmarsch durch Bozen – mit dem Klimawandel steht hier die brennendste gesellschaftliche Herausforderung unserer Zeit im Mittelpunkt.
Die Mittel, mit denen dieses vom belgischen Theatermacher Kris Verdonck orchestrierte Ritual arbeitet, sind nicht weniger extrem, als die Konsequenzen unseres Lebensstils, die mit Hitzewellen und Starkregen auch in unseren gemäßigten Breitengraden laufend spürbarer werden.
Die Performance mit dem Titel Exhaust mahnt an eine mittelalterliche Hinrichtung. Der Angeklagte: Der Verbrennungsmotor. Sein Verbrechen: Das unerfüllte Versprechen ewigen Fortschritts und die Zerstörung unseres Planeten. Das Symbol der industriellen Revolution wird ausgehend von der OASIE über den Dominikanerplatz, die Claudia Augusta Straße, den NOI Techpark bis hin ins Quartier Rombrücke getragen.
Hier wird nach der Verlesung der Anklageschrift die Vollstreckung des Urteils erfolgt: Der Motor wird dazu so lange aufgedreht, bis er buchstäblich explodiert. Dabei folgt die Performance den Methoden der griechischen Tragödien, des japanische Nō-Theater oder Shakespeares: Das mythologische Opfer als gewalttätiges Ritual zur Lösung von Konflikten – brutale Gewalt als reinigende Kraft.
An der diesem aufgeladenen Ritual vorausgehenden Prozession durch Bozen, mit der gleichzeitig das Festival eröffnet wird, beteiligen sich auch zahlreiche Gruppen und Verbände, von Climate Action Südtirol über Fridays for Future bis zur Bürgerkapelle Gries. Die Schauspielerin Eva Kuen ist ebenfalls als Performerin beteiligt.
Auch interessierte Bürger können sich anschließen – direkt beim Start an der OASIE oder entlang der Strecke.
Um 18.00 Uhr erfolgt der Start in OASIE Transart (Drususbrücke Ecke Dantestraße), um 18.10 Uhr ist der Zug am Dominikanerplatz, gegen 19.15 Uhr beim NOI Techpark und gegen 20.00 soll das Finale bei der Rombrücke stattfinden.
Im Anschluss an diese spektakuläre Hinrichtung folgt der zweite Teil des Eröffnungsabends: Shortparis aus St. Petersburg gelten vielen als der derzeit beste russische Live-Act. Unter der Leitung des charismatischen Frontmanns Nikolay Komiagin hat sich die Band einen Ruf für atemberaubende rituelle Performances und dunkle, elektronische Klanglandschaften aufgebaut. Shortparis sind radikal, brutal und verstörend, es gibt schnelle Beats, gesampelte Störgeräusche, brutale Gitarrensounds, dumpfe Bässe, die mitunter an den frühen Industrial der 80-er Jahre erinnern. (12.9., 21.00 Uhr, Quartier Rombrücke).
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