Von: bba
Bozen/Brixen – Zum Tag der Solidarität, der am kommenden Sonntag, 24. März, begangen wird, hat Bischof Ivo Muser seinen Hirtenbrief „Solidarisch sein wie ER“ verfasst. Darin unterstreicht der Diözesanbischof, dass Solidarität der Kitt unserer Gesellschaft ist und zur christlichen Identität gehört: „Der Slogan ‚Wir zuerst‘ hat dann seine Berechtigung, wenn wir damit ausdrücken, dass Christinnen und Christen die ersten sind, die Hilfsbedürftige unterstützen und im Dienst am Nächsten gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Seid solidarisch!“
Die Solidarität hat Bischof Muser in den Mittelpunkt seines Fastenhirtenbriefes 2019 gestellt und weist darin auf die überragende Bedeutung von Solidarität und Nächstenliebe für Christen und Nicht-Christen hin: „Der Aufruf der Kirche zur Solidarität steht im Zentrum des Evangeliums. In der Bergpredigt vermittelt uns der Herr die goldene Regel: ‚Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihnen! Diese Regel ist Bestandteil aller großen Religionen, sie wird von Nicht-Christen und Nicht-Gläubigen geteilt und gehört zur wahrhaftigen menschlichen Existenz.“
Solidarität muss Teil unseres Denkens und Handelns sein
Für den Bischof gibt es keine Alternative zur Solidarität: „Wenn wir von Solidarität, Gerechtigkeit und Gemeinwohl sprechen, wird es wahrscheinlich nur wenige geben, die diese Prinzipien nicht teilen. Sie aber zu leben, wenn die konkrete Situation es verlangt, ist schwieriger und anspruchsvoller. Für Christen und Christinnen muss Solidarität zu einer steten Bereitschaft im Denken und Handeln werden; Solidarität ist eine Haltung, eine Tugend.“
Solidarität ist wichtig für ein starkes soziales Netz
Der Bischof betont in seinem Schreiben, dass Solidarität elementarer Bestandteil christlicher Identität ist und geht konkret auf die vielen Formen gelebter Solidarität in der Diözese Bozen-Brixen ein: „In unserer Diözese und in unserem Land zeigen sich Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und Einsatz für Mitmenschen und Schöpfung auf vielfältige Art und Weise: in den Pfarreien und in der Caritas, in Ordensgemeinschaften, in Laienverbänden, in kirchlichen und nicht-kirchlichen Vereinigungen. Sie bemühen sich um Aufnahme und Unterstützung jeglichen menschlichen Lebens, von der Empfängnis bis zum Tod; sie machen sich verdient um die Eingliederung der Schwächsten und Benachteiligten und setzen sich für die Würde aller ein. Ehrenamt und Freiwilligentätigkeit sind weit verbreitet; oft findet der Einsatz im Stillen statt. Dieses Wirken ist wichtig für das starke soziale Netz, über das unsere Gesellschaft noch verfügt.“
Bischof Muser zeigt sich überzeugt davon, dass diese Solidarität die Gesellschaft zusammenhält: „Wir sind aufeinander angewiesen und tragen alle zum gesellschaftlichen Wohl bei. Wer am Rande steht, muss ernst- und wahrgenommen werden. Das setzt Netzwerke des Vertrauens voraus, nicht das Schüren von Ängsten jenen gegenüber, die anders sind. Eine solidarische Gesellschaft ignoriert ihre Probleme nicht, sondern sucht mit Vertrauen und Hoffnung nach Lösungen.“
Alle müssen am Gemeinwohl arbeiten
In seinem Hirtenbrief geht Bischof Muser auch darauf ein, dass die Menschen in unserer Konsumgesellschaft immer mehr auf ihre Rollen als Kunden, als isolierte Individuen oder als „User“ reduziert werden: „Die Wirtschaft muss im Dienste der Menschen stehen – nicht umgekehrt. Wir haben bei jeder Entscheidung die Möglichkeit, Geld als Mittel zum Zweck einzusetzen, ohne ihm alles unterzuordnen. Wir sind Bürger und Bürgerinnen mit unveräußerlichen Rechten und Pflichten. Als solche sind wir gefordert, uns an der Entwicklung des Gemeinwohls zu beteiligen und neue Mitbürger und Mitbürgerinnen aufzunehmen und zu integrieren.“
„Wir zuerst“: Bei der Unterstützung Hilfsbedürftiger
Der Bischof bezieht sich auch auf zwei Hirtenbriefe seines Vorvorgängers Wilhelm Egger, auf den Hirtenbrief „Denkt an die fünf Brote. Unsere Sorge für Mensch und Schöpfung” und den Hirtenbrief „Vom Alpha zum Omega. Sozial-Alphabet für die Diözese Bozen-Brixen“, und fordert die Gläubigen dazu auf, sich weiterhin für Mensch und Schöpfung einzusetzen: „Wir brauchen weiterhin ein Wörterbuch der guten Worte, der Worte des Friedens und nicht der Gewalt, der Worte der Begrüßung und nicht der Ablehnung, der Worte der Wahrheit und nicht der Lüge. Der Slogan ‘Wir zuerst’ hat dann seine Berechtigung, wenn wir damit ausdrücken, dass Christinnen und Christen die ersten sind, die Hilfsbedürftige unterstützen und im Dienst am Nächsten gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Seid solidarisch!“
Hirtenbrief zum Weiterschreiben
Dieser Hirtenbrief wird am dritten Fastensonntag, dem diözesanen Tag der Solidarität, in den Gottesdiensten in den Pfarreien der Diözese vorgestellt. „Vor allem aber soll er ein ‚Hirtenbrief zum Weiterschreiben‘ sein: in Pfarrgemeinderäten, Pfarreienräten, Pfarrcaritas, kirchlichen Verbänden, Jugendgruppen und auch im Religionsunterricht“, wünscht sich Bischof Muser.
Schon heute Abend um 19.30 Uhr geht der Bischof bei der Tagung „Den Nächsten zuliebe… per un futuro solidale“ im Bozner Pastoralzentrum auf den Hirtenbrief ein.