Südtirol beteiligt sich an der „Night of Light“

Die Veranstaltungsbranche sieht rot

Montag, 22. Juni 2020 | 17:28 Uhr

Bozen – Die Veranstaltungsbranche ist eine der am schwersten getroffenen in der Covid-19 Krise. Um Aufmerksamkeit aus der Politik auf sich zu ziehen, werden unzählige Kulturstätten von Deutschland ausgehend diese Nacht auch in Südtirol rot beleuchtet. „Night of Light“ ist eine konzertierte Initiative der deutschen Veranstaltungswirtschaft, die der Beleuchtungsaktion auf die dramatische Lage aufmerksam machen wird.

Nach einer virtuellen Pressekonferenz der deutschen Initiatoren kommt es zu einem Live-Stream zu ab 20.30 Uhr mit einer prominent besetzten Talkrunde, die auf www.night-of-light.de eine Diskussion zur Lage startet.

Bei der „Night of Light“ selbst machen auch Südtiroler mit. Veranstaltungstechnik-Firmen und Veranstaltungsstätten werden voraussichtlich folgende Gebäude und Objekte „rot werden“ lassen: das Stadttheater Bozen, das Teatro Cristallo Bolzano, das Museion, die Waltherstatue,das  Jugend- und Kulturzentrum Astra Brixen, das Stadttheater Bruneck, das Kolpinghaus Bruneck, das Kurhaus Meran, Schloss Katzenzungen Prissian, die Kirche Steinegg, die Burgruine Lichtenberg Prad, den Turm im Reschensee in Graun, Jaufenburg St. Leonhard i.P., Betriebssitz Walcher Messebau, Waltherhaus Bozen, Alps Colliseum Neumarkt, Carambolage Bozen, Jugend- und Kulturzentrum Ufo Bruneck, Kulturzentrum Basis Schlanders, Anreiterkeller Brixen, Valentinskirche bei Trautmansdorff, City Hotel Meran, Sissi-Statue Meran, St. Valentinskirche Seis, Stadttheater Meran, Kirchturm Dom Bozen, Eingangsportal des Göflaner Marmorbruchs Schlanders, Wieser Steinbruch Oberbozen, Kommendehof Lengmoos und viele andere sowie weitere Firmengebäude, Kirchen, Objekte, Fassaden oder Torbögen in Sarnthein, Felthurns, Brixen, Passeiertal und Bruneck.

Im Text der Initiatoren finden sich Schlagworte wie: – „Ein flammender Appell an die Politik …“ – „Die nächsten 100 Tage übersteht die Veranstaltungswirtschaft nicht“ – „ … als erste in die Krise und als letzte wieder hinaus“ – „ … mehr als 300.000 Unternehmen in über 150 Disziplinen beschäftigen drei Millionen Menschen und erzielen einen Jahresumsatz von über 200 Milliarden Euro“ – „80 bis 100% Umsatzausfall über einen Zeitraum von mindestens acht Monaten“.

In der TV Sendung von Maybrit Illner (ZDF) am 11. Juni meinte der Kabarettist, Moderator, Entertainer und TV-Star Sebastian Pufpaff, dass die Veranstaltungswirtschaft sogar der zweitwichtigste Wirtschaftszweig nach der Automobilindustrie sei – das sei den Entscheidungsträgern anscheinend nicht bewusst.

In Südtirol ist die Lage ähnlich oder sogar schlechter. Die Branche stand und steht so gut wie still und wird selbst in den nächsten Monaten alles andere als zumindest kostendeckend arbeiten können. Die Umsätze werden kaum 20 Prozent der Vorjahre betragen.

Aus Solidarität, und um auf die prekäre Situation aufmerksam zu machen, werden sich auch Südtiroler Unternehmen an der Aktion beteiligen und wichtige Gebäude, Denkmäler, Veranstaltungsstätten oder eigene Firmensitze in rotes Licht hüllen. Somit wird am 22. Juni also auch Südtirol „rot“ sehen. Der Appell geht somit auch an die Südtiroler Landesregierung, hier endlich aktiv zu werden und der Event-Branche durch die für sie noch lange nicht beendete Krise zu helfen.

Im Originaltext der deutschen Initiative heißt es unter anderem wörtlich:

Innerhalb kürzester Zeit haben die behördlichen Auflagen im Zuge der Corona-Krise die gesamte Veranstaltungswirtschaft an den Abgrund gedrängt. Einem riesigen Wirtschaftszweig ist praktisch über Nacht die Arbeitsgrundlage entzogen worden, eine Pleitewelle enormen Ausmaßes droht: mit gravierenden Folgen für den Arbeitsmarkt und die kulturelle Vielfalt als tragende Säule unserer Gesellschaft. Die Aktion „Night of Light“ vereint Marktteilnehmer aus allen Bereichen der Veranstaltungswirtschaft, um in einer konzertierten Aktion ein imposantes Zeichen für eine vom Aussterben bedrohten Branche zu setzen und zu einem Dialog mit der Politik aufzurufen, wie Lösungen und Wege aus der dramatischen Lage entwickelt werden können.

Viele rot leuchtende Mahnmale arrangieren sich zu einem gewaltigen Licht-Monument.

In der Nacht vom 22.06.2020 auf den 23.06.2020 werden die Teilnehmer bundesweit in mehr als 200 Städten Eventlocations, Spielstätten, Gebäude und Bauwerke mit rotem Licht illuminieren: viele leuchtende Mahnmale, die sich zu einem gewaltigen LichtMonument arrangieren. Ein flammender Appell zum Einstieg in einen Branchendialog, der die Vielfältigkeit und Systemrelevanz der deutschen Veranstaltungswirtschaft thematisieren soll. Allein Konzerte, Volksfeste, Firmenfeiern und Messen ziehen in normalen Jahren in Deutschland knapp 500 Mio. Besucher an und können bis auf Weiteres gar nicht oder nur unter erheblichen Auflagen stattfinden. Die derzeitigen Hilfsprogramme für die Veranstaltungswirtschaft bestehen im Wesentlichen aus Kreditprogrammen, die jedoch eine erneute Zahlungsunfähigkeit in Verbindung mit der Überschuldung der betroffenen Unternehmen zur Folge haben werden.

Für den Initiator der Aktion „Night of Light“ und Vorstand der LK-AG Essen, Tom Koperek, steht die gesamte Veranstaltungswirtschaft auf der Roten Liste der aussterbenden Branchen: „Die nächsten 100 Tage übersteht die Veranstaltungswirtschaft nicht! Die aktuellen Auflagen und Restriktionen machen die wirtschaftliche Durchführung von Veranstaltungen quasi unmöglich.“ Das treffe nicht nur die Veranstalter, sondern auch Spielstätten sowie Zulieferer und Dienstleister jeder Art und Größe: Technikfirmen, Bühnen- und Messebauer, Ausstatter, Caterer, Logistiker über Künstler bis hin zum Einzelunternehmer, der Content, Drehbuch, Regie oder florale Dekoration zu Events beisteuert. „Rien ne va plus – nichts geht mehr!“, lautet Kopereks düsteres Fazit über die Notlage einer heterogenen Branche, die über 150 verschiedene Gewerke und Spezialdisziplinen in sich vereint und deshalb über keine einheitliche Lobby verfügt. Umso wichtiger sei es, für eine stärkere Wahrnehmung durch die Politik und Öffentlichkeit zu sorgen. Dies ist ebenfalls das Ziel der „Initiative für die Veranstaltungswirtschaft“, welche bereits am 06.03.2020 durch die Initiatorin Sandra Beckmann ins Leben gerufen wurde. Für die Night of Light besteht daher eine Kooperation zur Durchführung dieser deutschlandweiten Aktion.

Einem ersten Aufruf zur Teilnahme an der Aktion sind binnen 72 Stunden über 450 Unternehmen* aus verschiedensten Bereichen der Veranstaltungswirtschaft gefolgt, stündlich werden es mehr. Aktuell sind es weit über 5000. Vereint zu einer übergreifenden Interessen- und Arbeitsgemeinschaft, initiieren sie gemeinsam vom 22.06.2020 ab 22:00 Uhr bis zum 23.06.2020 um 01:00 Uhr die unübersehbare „Night of Light“ – ein leuchtendes Mahnmal und ein flammender Appell zur Rettung eines Wirtschaftszweigs, der echte Hilfe anstelle von Kreditprogrammen benötigt und einen Branchendialog mit der Politik fordert, um gemeinsam einen verantwortungsvollen und nachhaltigen Weg aus der Krise zu finden. *Inzwischen sind es weit über 1000 Betriebe.

Die Veranstaltungswirtschaft sei der erste Wirtschaftszweig gewesen, der von der COVID-19- Krise getroffen wurde und er werde auch mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit am längsten und tiefgreifendsten von den Auswirkungen betroffen sein. „Faktisch alle Unternehmen aus den Bereichen Messebau, Veranstaltungstechnik, Eventagentur, Catering, Bühnenbau, Eventlocation, Messegesellschaft Kongresscenter, Tagungshotel, Konzertveranstalter, Künstler und Einzelunternehmer haben durch die erfolgten Veranstaltungsverbote seit dem 10.03.2020 innerhalb weniger Werktage ihre gesamten Auftragsbestände verloren. Sie gerieten als erste in die Krise (first in) und werden als letzte wieder aus der Krise herauskommen (last out)“, heißt es weiter.

Die für diese Aktion gemeinsam verwendete Farbe Rot soll für die Veranstalter Folgendes ausdrücken:

• Die Veranstaltungswirtschaft befindet sich auf der „Roten Liste“ der aussterbenden Branchen

• Alarmstufe Rot – ein Milliardenmarkt und hunderttausende Arbeitsplätze sind in Gefahr!

• Wir sind eine Gemeinschaft und haben das gemeinsame Ziel eines Branchendialogs mit der Politik

• Wir richten einen flammenden Appell an die Öffentlichkeit

• Die Farbe Rot steht für die Leidenschaft für den Beruf/die Profession – „Wir brennen für das, was wir tun“

Von: mk

Bezirk: Bozen