Von: mho
Bozen – Am Montag, den 16. Juli ist Tanz Bozen gleich drei Mal an verschiedenen Orten der Stadt anzutreffen: Im Stadttheater steht am Abend die deutsche Kompanie von Helena Waldmann mit der italienischen Erstaufführung von Good Passports Bad Passports auf der Bühne (21.00 Uhr; im Kapuzinergarten ist der aufstrebende Stern am italienischen Tanzhimmel Siro Guglielmi mit seinem unter die Haut gehenden Solostück p!nk elephant zu sehen (20.00 Uhr und 20.20 Uhr), während im NOI Techpark für die Reihe Tanz Bozen Outdoor, die von Michele Di Stefano kuratiert wird, Lorenzo Bianchi Hoesch sein Publikum einlädt, ihn in die Performance-Installation Square zu begleiten, die ab dem 16. Juli (Eröffnung um 18.00 Uhr, Eintritt frei) dauerhaft dort zu sehen sein wird.
Die vielbeschäftigte Choreografin Helena Waldmann ist dem Publikum von Tanz Bozen bereits aus dem Programm 2016 bekannt, als sie mit Made in Bangladesh eine Parallele zwischen der wirtschaftlichen Ausbeutung der Textilarbeiterinnen in Bangladesh und den Arbeitsbedingungen im westlichen Kulturbetrieb zog. Die deutsche Künstlerin kehrt nun mit ihrem jüngsten Werk, das sich mit dem Thema Grenzen auseinandersetzt, nach Bozen zurück: Good Passports Bad Passports. Wie gewohnt an Brisanz und Aktualität kaum zu überbieten, setzt sich die Arbeit mit einer Frage auseinander, die sich die Künstlerin selbst gestellt hat: „Warum kann ich mich mit meinem deutschen Pass in 178 Ländern der Welt frei bewegen, während Menschen aus ärmeren Ländern diese Bewegungsfreiheit nicht haben?“ Ausgehend davon entwickelt die Choreografin eine Variation über die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe (Nationalität oder Ethnie), die auf der Bühne durch die Begegnung beziehungsweise das Aufeinanderprallen von zwei einander nahestehenden und doch so unterschiedlichen künstlerischen Genres dargestellt wird: dem zeitgenössischen Tanz und dem Nouveau Cirque. So finden sich Vertreter beider Disziplinen auf beiden Seiten einer lebenden Mauer, die aus zwanzig freiwilligen Darstellern aus Bozen bestehen wird.
Siro Gugliemi ist ein junger italienischer Autor, den das italienische Netzwerk Anticorpi XL, ein Partner von Tanz Bozen, zu den vielversprechendsten jungen Choreografen des Landes zählt. Für das Solostück p!nk elephant spinnt der Autor mit seiner stilisierten und ironischen Handschrift einen Tanz rund um ein geliebtes Objekt, der dazu dient, das Verlangen danach zu stillen. Ein Ausdruck purer Energie und der Freude am Tanzen.
Lorenzo Bianchi Hoesch präsentiert mit Square eine interaktive, das Publikum einbindende Installation im Technologiezentrum NOI Techpark, die ab 16. Juli dauerhaft in Bozen zu erleben sein wird. Das Publikum, das sich mit Square auseinandersetzt, kann über das Smartphone eine Webseite aufrufen, wo eine Reihe von Anweisungen durch die Performance führen. Mithilfe eines Kopfhörers führen Klänge und Stimmen das Publikum zu einem kollektiven Hören und lassen die Erzählung einer bewusst gesteuerten, veränderten Wirklichkeit entstehen. Der Sprecher Benno Steinegger erzählt, wie andere zuvor diesen Ort erlebt haben.