Von: ka
Vahrn – Am Freitag, den 8. März 2019 lud die Schützenkompanie Vahrn in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Schützenbund zu einem hochinteressanten Geschichtsabend in das Haus Voitsberg in Vahrn. Im voll besetzten Saal freuten sich die Veranstalter mit der Zeitzeugin Paula Atz-Morandell Geschichte hautnah zu präsentieren. Durch den Abend führte der Bundesgeschäftsführer des Südtiroler Schützenbundes, Mjr. Jürgen Wirth-Anderlan.
Zuerst begrüßte der Vahrner Schützenhauptmann Werner Burger die zahlreich erschienenen Zuhörer. Ein besonderer Gruß ging an Bürgermeister Andreas Schatzer und Bezirksmajor Florian Lechner.
Alsdann begann die begnadete Erzählerin Paula Atz-Morandell aus Kaltern mit Ihren Ausführungen. Zunächst erklärte sie, wie sie als siebenjährige infolge der Option mit ihren Eltern und den vier kleineren Brüdern nach Baden bei Wien kam. Obwohl der Vater schon sehr bald einrücken musste, erlebte die junge Familie dort zumindest eine kurze, unbeschwerte Zeit.
Anschließend berichtete sie, wie es dazu kam, dass sie als Kind mit Adolf Hitler auf der Couch ihrer Nachbarin saß und mit ihm Kuchen aß. Nachdem sie jedoch tags darauf ausplauderte, was ihre Mutter von Hitler hielt, musste sie miterleben, dass zwei SS-Männer ins Haus kamen, um die Familie ins KZ Dachau zu bringen. Buchstäblich im allerletzten Augenblick konnte das durch ihren Nachbarn, der ein hoher Nazifunktionär war, verhindert werden.
Unter die Haut gingen auch die Erzählungen der heute 85-Jährigen über die vielen furchtbaren Erlebnisse in der Zeit, als die Russen einmarschierten. Gewalt und Tod waren allgegenwärtig. Paula Atz-Morandell erlebte mit, dass zwei ihrer besten Freundinnen, Kinder wie sie, zu Tode geschändet wurden. Die Kinder mussten aber auch immer wieder mit ansehen, wie ihrer Mutter von den Russen Gewalt angetan wurde. Einmal überlebten die Mutter und die fünf Kinder nur, weil sie sich über Nacht mucksmäuschenstill an einen Haufen von Leichen drückten. Auch auf der Flucht entrann sie mehrmals nur knapp dem Tod. So überlebten die Mutter und die fünf Kinder als einzige mit einer weiteren Frau eine Schießerei auf einem Friedhof in der Nähe vom Semmering, nur, weil sie sich in einer Mulde hinter einem großen Grabstein verstecken konnten.
Schließlich erzählte Paula Atz-Morandell über ihre abenteuerliche Flucht über Innsbruck und den Brenner, von wo aus sie sich als zwölfjährige komplett allein mit ihren zwei kleinen Brüdern bis nach St. Josef am Kalterer See durchschlug. In Süd-Tirol angekommen fühlte sich Frau Atz-Morandell danach lange nicht willkommen.
Abschließend bedanke sich Hauptmann Burger bei Frau Atz-Morandell und Jürgen Wirth-Anderlan für Ihren Besuch in Vahrn. Für alle Anwesenden war es ein rundum gelungener Abend, an dem die Geschichtskenntnisse aufgefrischt und neue Eindrücke mit nach Hause genommen werden konnten.
Bei einem kleinen Umtrunk diskutierten die Anwesenden im Anschluss noch angeregt über das, was sie gehört hatten.